Kampf dem Straßenlärm


 
Die SPD-Stadtratsfraktion hat zehn Punkte gegen den Lärm erarbeitet.

(ir) Heute erreichte unsere Redaktion eine Pressemitteilung der SPD-Stadtratsfraktion, die wir nachfolgend veröffentlichen:

„In Ingolstadt leben 47.000 lärmgeplagte Menschen. 7000 von Ihnen sind einem so starken Lärm ausgesetzt, dass eigentlich Maßnahmen zur Lärmminderung angezeigt wären. Das geht aus einer Aufstellung des Bayerischen Landesamts für Umwelt hervor, die die SPD-Stadtratsfraktion ausgewertet hat. Nun rühmt sich die Stadt seit 2005, die erste Großstadt mit einem Lärmminderungsplan zu sein. Nur sucht man den auf der Website der Stadt vergeblich.

Im Focus der öffentlichen Diskussion über Emissionen im Straßenverkehr steht seit geraumer Zeit das Thema Luftreinhaltung. Dabei wird übersehen, dass Lärmemissionen die Gesundheit der Menschen nicht minder stark gefährden. Das subjektive Empfinden ist bei Lärm meist sogar stärker ausgeprägt als etwa bei Feinstaub oder Nox. Der Stadtrat tut deshalb gut daran, dem Thema Lärm genauso viel Aufmerksamkeit zu schränken wie dem Thema Luftreinhaltung.

SPD-Fraktionschef Achim Werner weist darauf hin, dass bei einem Lärmpegel von 67 dB(A) tagsüber und 57 dB(A) nachts laut Umweltbundesamt Maßnahmen zur Lärmminderung veranlasst sind. Doch auch nachts sind rund 8000 Ingolstädter einem Lärm ausgesetzt, der diese Werte übersteigt.




Die SPD sagt angesichts dieser Zahlen: ‚Die Lärmbelastung zu ignorieren, ist der völlig falsche Weg. Hier muss etwas geschehen!‘ Was, sagen die Sozialdemokraten auch und präsentieren zehn Punkte, mit deren Hilfe das Lärmproblem bewusst gemacht und wirksame Maßnahmen dagegen ergriffen werden sollen.

1. Die beim Landesamt für Umwelt vorhandenen Lärmkarten und die eigenen von der Stadt erhobenen Lärmdaten werden der Öffentlichkeit auf der Website der Stadt zugänglich gemacht. Viele Menschen klagen über eine starke Lärmbelastung in ihrem Wohnquartier. Um diesen subjektiven Eindruck mit belastbarem Zahlenmaterial zu untermauern, werden die vorhandenen Messergebnisse veröffentlicht.

2. Die Stadt erstellt einen Lärmaktionsplan. Es ist zunächst notwendig, die am stärksten vom Lärm belasteten Straßen zu identifizieren und daraus einen Aktionsplan zu entwickeln, mit Hilfe dessen die Lärmimmissionen wirksam gemindert werden.

3. Die Stadt setzt gegenüber dem Bund alle Hebel in Bewegung, um die Lücke im Lärmschutz an der Autobahn auf Höhe des Fort Wrede zu schließen. Notfalls wird der Autobahndirektion ein Angebot zur Vorfinanzierung gemacht. Seit Jahrzehnten wird in Ingolstadt über einen Lückenschluss beim Lärmschutz an der A 9 diskutiert. Die Diskussion kann erst ein Ende haben, wenn die letzte Lücke geschlossen ist.

4. Angesichts der zunehmenden Bebauung im Gebiet des ehemaligen Schlachthofs werden Verhandlungen mit dem Bund aufgenommen, auf der Donaubrücke der A 9 eine Lärmschutzwand zu errichten.

5. Die Situation in der Manchinger Straße soll überprüft werden im Hinblick darauf, dass in Teilbereichen auf der nördlichen Seite Lärmschutzeinrichtungen bestehen, auf der Südseite jedoch nicht. Ziel ist es, die Lärmbelastung im Süden zu senken. Die Ungleichbehandlung von Nord- und Südseite der Manchinger Straße ist offenkundig und für die im Süden Wohnenden umso unverständlicher, als sie zum Teil seit Jahrzehnten hier leben, während die Wohngebäude im Norden erst nach dem Abzug der Soldaten errichtet wurden.




6. Es wird ein Programm zum Einbau von Flüsterasphalt in den vom Lärm am schlimmsten belasteten Hauptverkehrsstraßen aufgelegt. In der nächsten mittelfristigen Finanzplanung werden die entsprechenden Mittel bereitgestellt. Flüsterasphalt ist in der Lage, den Straßenlärm wirksam um drei bis fünf Db/A zu vermindern.

7. Auf den Bau des Kindergartens am Kreisel Gerolfinger/Krumenauerstraße wird verzichtet, da der Lärm an dieser Stelle ausweislich des Lärmbelastungskatasters in einem Bereich liegt, ab dem Maßnahmen zur Lärmminderung angezeigt sind (67 DbA). Der Standort für den Kindergarten war schon bei der Beschlussfassung höchst umstritten. Der zunehmende Schwerlastverkehr an dieser Stelle sorgt für eine weiter zunehmende Lärmbelastung genauso wie die Ausweisung zusätzlicher Baugebiete im Westen mit der Folge eines zunehmenden Verkehrs in Richtung Stadt.

8. Die Stadt erstellt nach dem Vorbild Augsburgs Lärmkarten, aus denen die Lärmbelastung nicht nur entlang der Hauptverkehrsstraßen hervorgeht, sondern die Belastung aller Straßen – vor allem in Wohngebieten – festgehalten wird. Ein Blick in die Lärmkarte der Stadt Augsburg zeigt für jede Straße nachvollziehbar die Lärmbelastung auf. Dieses Maß an Transparenz ist vorbildlich und sollte auch für Ingolstadt gelten.

9. Es wird geprüft, in welchen Quartieren sich durch die Einrichtung von Tempo-30-Zonen der Lärm spürbar reduzieren lässt. Tempo 30 reduziert den Lärm gegenüber Tempo 50 um drei bis vier Db(A).

10. Bei der im Umweltamt für den Lärmschutz ausgewiesenen Stelle wird der kw-Vermerk (künftig wegfallend) gestrichen und eine dauerhafte Stelle eingerichtet. Die Stelle ist angesichts der anhaltenden Zunahme des Straßenverkehrs dringend notwendig, der kw-Vermerk in keiner Weise mehr angemessen.“