Klug statt blau


 
Das Ingolstädter Klinikum sensibilisiert Jugendliche für die Gefahren von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.

(ir) Während die Zahl der Verkehrstoten in den letzten Jahren kontinuierlich zurückging, ist die Zahl derer, die wegen eines Unfalls unter Alkoholeinfluss ums Leben kamen wieder leicht gestiegen. Gerade bei Jugendlichen zählen Alkohol und Drogen neben überhöhter Geschwindigkeit und zu wenig Sicherheitsabstand zu den Hauptursachen bei Verkehrsunfällen. Um auf diese sogenannten „Disco-Unfälle“ aufmerksam zu machen und diese Gefahren ins Bewusstsein – vor allem junger Menschen – zu rufen, hat das Klinikum Ingolstadt Schülerinnen und Schüler der Fronhofer Realschule zum Aktionstag „klug statt blau“ eingeladen.

„Als zertifiziertes, überregionales Traumazentrum sehen wir – gerade am Wochenende – immer wieder schwerverletzte junge Menschen, die aufgrund von Alkohol- oder Drogeneinfluss verunfallt sind“, erklärt Prof. Dr. Michael Wenzl, der den Aktionstag organisiert hat. Als Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie kennt er die tragischen Folgen, die Alkohol und eine aufgeheizte Stimmung nach einer Party haben können.



Er selbst berichtete deshalb in einem Vortrag über die Behandlung von Schwerverletzten, erklärte auch, warum gerade bei Mehrfachverletzten Zeit eine entscheidende Rolle spielt, und sensibilisierte die Jugendlichen dafür, dass jede Entscheidung, die sie im Straßenverkehr träfen nicht nur eine Entscheidung für sich selbst sei, sondern sie damit auch andere gefährden könnten.

Zum Thema „Drogen und die Folgen“ hatte er mit Kriminaloberkommissar Ralf Münzner von der Ingolstädter Polizei einen Experten eingeladen. Auch er berichtete sehr anschaulich aus seinem Alltag und warnte davor, die Wirkungen von scheinbar harmlosen Drogen wie Alkohol und Cannabis zu unterschätzen. „Viele regen sich auf, wenn sie lesen, die Polizei hat einen Kiffer aufgehalten und an der Weiterfahrt gehindert, weil sie es für übertrieben halten. Aber betrachtet es mal aus der Sicht der Verwandten und Freunde, die einen geliebten Menschen verloren haben, weil ein Fahrer unter Drogeneinfluss die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat und es so zu einem schlimmen Unfall kommt. Das ist übrigens nicht nur für die Angehörigen des Unfallopfers unendlich schlimm. Auch der Unfallverursacher wird sein Leben lang damit zu kämpfen haben“, machte Münzner eindrücklich deutlich.

Besonders wichtig war ihm, am Schluss auch noch auf das Thema KO-Tropfen einzugehen. „Sie sind so gefährlich, weil sie geruch- und farblos sind. Man bemerkt sie im Getränk nicht.“ Erst, wenn man am nächsten Tag aufwache und sich an nichts mehr erinnern könne, komme für den ein oder die andere das böse Erwachen. „Denn es sind inzwischen nicht nur Mädchen, denen KO-Tropfen ins Glas gegeben werden, um sich an ihnen zu vergehen“, so der Kriminaloberkommissar. Deshalb solle man sein Glas nie unbeaufsichtigt lassen, beim Gang auf die Tanzfläche austrinken und einfach generell wachsam sein. „Und wenn ihr mitkriegt, dass ein Mädchen aus eurer Gruppe den Eindruck macht als ob sie nicht mehr ganz begreife, was sie gerade tut und dabei ist, mit Typen wegzugehen, die Euch nicht geheuer sind, zeigt Zivilcourage und schreitet ein.“



Im Anschluss konnten die Schülerinnen und Schüler hautnah miterleben, wie Opfer von Verkehrsunfällen am Klinikum versorgt werden und welche kurz- und langfristigen Folgen Unfälle haben. Dazu bekamen sie Einblicke in die Abteilungen, die besonders oft mit Unfallopfern zu tun haben: die Notfallklinik, die Intensivstation, die Abteilung für Rehabilitation und Physiotherapie und auch die Unfallchirurgische Station. „Wir wollten deutlich machen, dass ein Moment der Unachtsamkeit und die Verharmlosung von Drogen und Alkohol das Leben auf einen Schlag verändern kann und möchten den Jugendlichen diese tragische Erfahrung ersparen. Deshalb machen wir solche Aktionstage immer wieder gern und aus voller Überzeugung“, erklärt Prof. Wenzl.

Zudem sei das Interesse der Schülerinnen und Schüler auch bei den vergangenen Aktionen immer sehr groß gewesen. „Und wenn wir nur einen schweren Unfall mit „klug statt blau“ verhindern können, weil wir ein Bewusstsein für die Gefahren von Alkohol- und Drogenkonsum bei den Jugendlichen geschaffen haben, dann hat sich unser Einsatz schon gelohnt.“

Das Foto zeigt Oberärztin Dr. Gabriele Zimny, die Einsatz einer Extensionshülse erklärt, mit der es möglich ist, Finger zu fixieren und daran aufzuhängen. Anschließend wird ein Gewicht am herabhängenden Oberarm befestigt, um so verschobene Brüche in die richtige Position zu bringen.