Eine Schnaps ist neu im Angebot des Deutschen Medizinhistorischen Museums.
(ir) Das Deutsche Medizinhistorische Museum hat ein neues Produkt entwickelt, das auf ausgesprochen anregende Weise den Bogen von der Geschichte zur Gegenwart schlägt: einen eigenen Gin. Seit der Wiedereröffnung der Museen nach der Corona-Pause ist der Gin „hortus medicus“ im Museumsshop zu erwerben. Die Apothekerflasche ziert ein professionell gestaltetes Etikett mit einem historischen Kupferstich der Alten Anatomie.
„Viele der Pflanzen, die bei uns im Arzneipflanzengarten wachsen, werden traditionell zur Herstellung von aufgesetzten Schnäpsen oder Bränden verwendet“, so Museumsdirektorin Marion Ruisinger. Deswegen habe sie schon länger darüber nachgedacht, ein passendes alkoholisches Produkt für den Museumsshop zu entwickeln. Doch ein Kräuterschnaps erschien ein wenig zu altbacken, ein Magenbitter nicht fröhlich genug und für einen Obstbrand fehlt es im Garten an den passenden Obstbäumen. Denn eines war klar: „Alle Pflanzen, die für die Herstellung verwendet werden, sollten auch bei uns im Garten wachsen.“ Man wolle ja nicht die Museumsgäste zum Alkoholkonsum anregen, sondern vielmehr bei den Konsumenten das Interesse für Arzneipflanzen wecken – und nebenbei ein wenig Werbung für das Museum und für Ingolstadt machen.
Der Weg von der Idee zum fertigen Produkt schien zunächst fast unerreichbar weit. Regional sollte es sein, exklusiv für das Museum entwickelt und von guter Qualität – und den Nerv der Zeit sollte es auch noch treffen. Die Lösung fand sich im Gespräch mit einer Biologin aus Erlangen, die für die dortige Universität letztes Jahr mit dem Bamberger Familienunternehmen Weyermann Malz den „FAU-Gin Aromatix“ an den Start gebracht hat. Rasch entstand die Idee, einen eigenen Museumsgin zu entwickeln. „Wir luden den Brennereileiter Philipp Schwarz ein, zu uns nach Ingolstadt zu kommen“, erinnert sich Marion Ruisinger.
„Gemeinsam haben wir aus den rund 200 verschiedenen Arzneipflanzen, die im Garten wachsen, geeignete Kandidaten ausgewählt.“ So entstand eine Liste von 15 Pflanzen – oder neudeutsch „Botanicals“ – mit denen in Bamberg exklusiv für das Museum ein Gin gebrannt wurde. Diese Liste sei kein Geheimnis, sagt Ruisinger, das genaue Mischungsverhältnis und der Ablauf beim Brennen aber schon. Zusammen mit den Wacholderbeeren, die für den typisch würzigen Geschmack des „London Dry Gin“ sorgen, wanderten zum Beispiel Engelswurz, Mönchspfeffer, Galgant und Schwarzkümmel in die Kupferdestille.
Wer mehr über die Pflanzen erfahren möchte, die im Gin „hortus medicus“ stecken, kann eine Gin-Führung durch den Arzneipflanzengarten buchen. Diese Führung beginnt allerdings nicht beim Wacholder, sondern bei der Gerste. Die wurde extra für die Gin-Führungen in einem Beet des Arzneipflanzengartens ausgesät. „Denn Alkohol braucht man zur Ginherstellung auch“, so Ruisinger, „und zwar Alkohol aus landwirtschaftlicher Produktion.“ Dafür sei die stärkehaltige Gerste ein häufiger Ausgangsstoff. Die Botanicals werden mit dem fertigen Alkohol angesetzt und dann noch einmal gebrannt. Die Herstellung von Gin ist natürlich ebenfalls ein Thema bei der Gartenführung.