Erster Abschlussjahrgang des Ausbildungsmodells „OptiPrax“ für Erzieherinnen und Erzieher.
(ir) Nach dem Abitur in den Kindergarten – Natalie Papp findet das den perfekten Berufsweg. „Ich würde es wieder so machen“, sagt die 21-Jährige aus Kipfenberg. „Jeder Tag ist anders und die Arbeit mit Kindern so bereichernd.“ Natalie Papp ist eine der ersten, die derzeit den neuen Ausbildungsgang zur Erzieherin abschließt. „OptiPrax“ heißt das duale Studium, das erst vor drei Jahren vom Bayerischen Kultusministerium in einem Modellversuch gestartet wurde. Mit „optimierten Praxisphasen“, davon leitet sich der Name her, soll die lange Erzieher-Ausbildung verkürzt und für Gymnasiasten interessant werden. Einstiegsvoraussetzung ist das Abitur.
„Ich habe in der Zeitung davon gelesen“, erzählt die junge Frau, „und bin gleich zur Tat geschritten.“ Bei der Staatlichen Fachakademie für Sozialpädagogik in Neuburg (FAK) bewarb sie sich um einen Studienplatz und suchte gleichzeitig einen Kooperationspartner in einer Kindertagesstätte. „Ohne Praktikumsplatz geht es nicht“, erklärt Vera Sebald, Leiterin des Katholischen Kindergartens St. Augustin in Ingolstadt. Denn letztlich zahlt der Arbeitgeber das duale Studium und die monatliche Vergütung. Diese liegt im ersten Jahr bei einem Bruttolohn von 1.140 Euro, im zweiten bei 1.200 Euro und im dritten 1.300 Euro. Nur das Schulgeld müssen die Studierenden selbst aufbringen. An der FAK Neuburg lag es bei 80 Euro.
„Einen OptiPrax-Platz zu bekommen, war gar nicht so einfach“, meint Papp. Da es sich vor drei Jahren um ein Modellprojekt in der Startphase handelte, zögerten viele Einrichtungen noch. „Als Arbeitgeber habe ich Chancen dieser dualen Ausbildung sofort erkannt“, sagt Geschäftsführer Markus Schweizer von der Katholischen Kindertageseinrichtungen Ingolstadt gGmbH. „Junge Menschen mit Abitur bringen eine größere Reife und Übersicht mit. Das bereichert auf Dauer unsere Einrichtungen, unsere Arbeit und unsere Teams. Deshalb wollten wir an dem Modellversuch teilnehmen“.
Tatsächlich sei es eine Umstellung gewesen, meint die Kindergartenleiterin Vera Sebald. Die traditionelle fünfjährige Erzieherausbildung arbeitet mit Blockmodellen: nach einer zweijährigen Praxisphase in einer Kindertageseinrichtung (SPS) folgt eine zweijährige schulische Ausbildung. Zuletzt folgt ein einjähriges Berufspraktikum. „Das gibt den Einrichtungen gewisse Zeit und Ruhe für die Ausbildung der Praktikanten“, meint Sebald. „Auch in den Kindergartenalltag können sie dadurch leichter eingebunden werden.“
Im Dualen Studium von OptiPrax wechseln Praxis und Schule im zweiwöchigen Rhythmus. Immer wieder müssen die Einrichtungen auf die Unterstützung der Auszubildenden im Alltag verzichten, zumal sie auch Urlaubsanspruch haben. Gleichzeitig drängen sich Berichtschreiben, Praxisbesuche, Facharbeit und mündliche wie schriftliche Prüfungen in drei Ausbildungsjahren zusammen. „Vieles geht nur in der Freizeit“, erklärt Kita-Leiterin Vera Sebald. Auch für die Einrichtung bedeutete es eine intensive Auseinandersetzung mit jedem Bewerber, um eine fundierte Anleitung zu geben. Trotzdem: Nicht alle schaffen es. „Der duale Weg ist sehr anspruchsvoll. Es ist eine geballte und eine belastende Zeit“, weiß die Kindergartenleiterin. „Deshalb müssen die OptiPrax‘ler sehr belastbar sein.“
Natalie Papp hat es bald geschafft. Die praktische Prüfung hat sie bereits mit „sehr gut“ absolviert. In wenigen Wochen folgen die schriftliche Theorie, dann Colloquium und das Mündliche. Für sie war der Weg in die Praxis statt in ein Hochschulstudium die richtige Entscheidung. „Ich habe vom ersten Tag an Geld verdient und bin definitiv erwachsener geworden“, erklärt sie. Gerade am anspruchsvollen Wechsel zwischen Vollzeitarbeit und Ausbildung sei sie gewachsen. Im Team wiederum habe sie stets ihre Stärken einbringen können und die positiven Rückmeldungen hätten ihr Selbstvertrauen gegeben. Sie freut sich schon auf die Arbeit mit Kindern. Eine geeignete Stelle hat sie in der Kita Ingolstadt gGmbH bereits gefunden. „Eine Sorge um einen Arbeitsplatz müssen unsere Absolventen nicht haben“, meint Geschäftsführer Schweizer. „Wir bieten fast jedem eine geeignete Stelle und zudem viele Aufstiegs- und Entwicklungschancen.“
Das Foto zeigt Natalie Papp und die Kindergartenleiterin Vera Sebald.