Neue Vielfalt durch tierische Landschaftspfleger


 
Wiederaufnahme der Schafbeweidung am Ochsenthomer Berg bei Wettstetten.

(ir) Am Ochsenthomer Berg, am Südrand von Wettstetten gelegen, wird ein seit Jahren brachliegender, verbuschter Magerrasen durch vierbeinige Landschaftspfleger in Gestalt von Schafen und Ziegen wiederbelebt.

Unterhalb von Fort IIIa sind auf Ettinger Flur am südlichen Ortsrand von Wettstetten Reste der ehemals ausgedehnten, wertvollen Magerrasen erhalten geblieben. Früher zogen Schäfer mit ihren Herden über diese Flächen, die den Anstieg zur Südlichen Frankenalb darstellen. Nach Aufgabe der Beweidung vor mehr als zehn Jahren fielen die ehemaligen Hutungen in eine Art Dornröschenschlaf. Da eine Pflege der z.T. steilen Hänge mit Mähgeräten schwer durchzuführen ist, erfolgte über die Jahre eine zunehmende Verbuschung der früher offenen, blütenreichen Flur.



Bis vor einem Jahr präsentierte sich der Hang in weiten Teilen als dicht mit Gras, Goldrute und Brennnesseln bewachsene, ungepflegte Fläche, die nicht erkennen ließ, dass hier Potential für eine der artenreichsten Lebensgemeinschaften Mitteleuropas besteht. Um zu verhindern, dass die in großen Teilen gesetzlich geschützte Fläche vollständig mit Gehölzen zuwächst und zur Förderung der wertvollen Magerrasenarten, deren Samen noch im Boden schlummern, war dringender Handlungsbedarf gegeben.

Durch die Untere Naturschutzbehörde beim Umweltamt der Stadt Ingolstadt konnte ein Schäfer gefunden werden, der sich im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogrammes zunächst für fünf Jahre verpflichtet hat, die Pflege zu übernehmen. Der Köschinger Schafhalter beweidet derzeit zum zweiten Mal in diesem Jahr mit seiner Herde aus rund 90 Schafen und 20 Ziegen sowie mehreren Ziegenkitzen den Ochsenthomer Berg. Seinem Ziel, den dichten Grasfilz und die aufgekommenen Junggehölze zu reduzieren, damit auf der Fläche in Zukunft wieder bunte Blumen wachsen können, ist er schon ein Stück nähergekommen.



Für den Schäfer ist mit dem Einsatz am Ochsenthomer Berg viel Arbeit verbunden. Zweimal täglich sieht er nach dem Rechten, füllt das Wasserfass neu auf, damit die Tiere bei den heißen Temperaturen nicht Durst leiden und kontrolliert den Gesundheitszustand seiner Helfer. Wenn eine Teilfläche ausreichend abgeweidet worden ist, steckt er die Weidezäune um und sorgt so dafür, dass die wählerischen Tiere nicht nur die zarten Pflänzchen, sondern auch die harten Stängel der Altgrasbestände fressen. Dabei achtet er besonders darauf, dass die markanten baumförmigen, alten Weißdornsträucher und Mehlbeeren nicht geschädigt werden, denn die mitgeführten Ziegen klettern sogar in die Kronen, um an die jungen Blätter zu gelangen.

Wenn die lichtbedürftigen Magerrasenarten infolge der reduzierten Grasfilzdecke auf den offenen Bodenstellen, die der Schaftritt schafft, wieder Möglichkeiten zum Keimen finden, kann die Vielfalt an Pflanzen wiederkehren, die hier vor vielen Jahren vorhanden war. Mit dem neuen Artenreichtum und der Wiederkehr der bunten Blüten werden auch die Schmetterlinge und anderen Insekten den Ochsenthomer Berg wieder als Lebensraum nutzen können. Für die Zweibeiner bieten sich dadurch künftig viele Möglichkeiten zum Entdecken der Schönheit der Natur und zum Erforschen der Artenvielfalt.