Baum des Jahres ist die Europäische Stechpalme.
(ir) Am Samstag, 1. Mai 2021 pflanzte Oberbürgermeister Christian Scharpf gemeinsam mit Forstamtsleiter Hubert Krenzler, Gartenamtsleiter Ulrich Linder und LGS-Geschäftsführer Thomas Hehl auf dem Landesgartenschaugelände den „Baum des Jahres“: die Europäische Stechpalme.
Die Stechpalme ist am LGS-Beitrag Nr. 75 – „Schanzer Hölzer“ zu finden, wo Forst- und Gartenamt unterschiedliche Pflanzungen innerhalb der öffentlichen Grünflächen im Stadtgebiet vorstellen: Zum einen den Baum des Jahres, der die Allee der Bäume des Jahres in Unsernherrn repräsentiert. Zum anderen die Aktion „1 Million Bäume“, durch die gemäß Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2019 in den kommenden drei Jahrzehnten eine Million Bäume in städtischen Wäldern aufgeforstet werden sollen, um die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu sichern und wertvolle Biotope für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Und zuletzt die seit wenigen Jahren vermehrt gepflanzten, sogenannten „Klimabäume“, die künftig die traditionell verwendeten Baumarten in der Stadt ersetzen werden, weil diese besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen.
Die Europäische Stechpalme, botanisch Ilex aquifolium, ist eine vorwiegend in europäischen Laubwäldern vorkommende Baumart, die bevorzugt entlang der westeuropäischen Küsten bzw. an mediterranen Berghängen wächst, wo milde Winter und nicht allzu trockene Sommer vorherrschen. In Bayern gibt es am Alpen-Nordrand und im Schwarzwald natürliche Bestände.
Die Bezeichnung Stechpalme rührt von der christlichen Tradition her, zu den Palmsonntags-Prozessionen an den Einzug Jesu in Jerusalem zu erinnern, wo er der Überlieferung nach mit Palmwedeln begrüßt wurde. Weil es in Mitteleuropa keine Palmen gibt, werden anstatt dessen u.a. die immergrünen Zweige des Ilex zu Sträußen gebunden.
Die Stechpalme ist unglaublich Schatten-tolerant und gedeiht bevorzugt im Unterholz, wo höhere Bäume sie vor Wind und starker Sonneneinstrahlung schützen. Im Gegensatz zu anderen Laubbäumen betreibt der Ilex daher eher in den weniger sonnenstarken Wintermonaten Photosynthese zur Energiegewinnung. Besonders ist hierbei, dass nicht nur die immergrünen Blätter Photosynthese-aktiv sind, sondern auch die bis zu zehn Jahre lang grünen jungen Triebe, bevor sie grau werden und sich oberflächlich ablösende Rindenschichten mit Partien von Lentizellen bilden. Nur wenn es friert, setzt die Photosynthese aus. Da im Zusammenhang mit der Klima-Erwärmung mildere Winter erwartet werden, gehen Experten davon aus, dass sich die Stechpalme in den heimischen Wäldern künftig vermehrt ausbreiten wird.
Dank einer dickfleischigen, tiefen Hauptwurzel und einem breiten Feinwurzelsystem in den oberen Bodenschichten gedeiht die Stechpalme als Strauch oder bis über zehn Meter hoher Baum auf nahezu allen Böden und wird rund 300 Jahre alt. Charakteristischstes Merkmal sind die immergrünen Blätter, die entlang des gezähnten Randes bis zu 16 unangenehm spitze Blattstacheln aufweisen, die meist abwechselnd zur Ober- bzw. Unterseite des Blattes stehen. Wechselständig angeordnet, kann jedes einzelne der drei bis acht Zentimeter langen, dunkelgrün glänzenden und derb ledrigen Blätter bis zu drei Jahre am Baum haften.
Auch bei der Fortpflanzung unterscheidet sich die Stechpalme von den meisten anderen Pflanzen.
Denn zum einen setzt der Baum nur dann zwischen Mai und Juni etwa acht Millimeter große Blüten an, wenn er ausreichend Licht bekommt. Zum anderen schauen die weißen, cremefarbenen oder zart rötlichen Blüten zwar alle identisch aus, doch ist der Ilex zweihäusig: Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Bienen, Fliegen, Käfer, Schwebfliegen oder Wespen). An den weiblichen Bäumen reifen dann ab Juli die zunächst grünen Kugeln zu etwa einen Zentimeter großen roten Steinfrüchten heran. Da die Früchte giftig sind – es reichen schon wenige Beeren, um beim Menschen Durchfall oder Erbrechen auszulösen – werden sie auch von Tieren als Nahrungsquelle gemieden. So verbleiben sie oft bis zur nächsten Blüte als dekorativer Schmuck am Baum und tragen nur selten zur Verbreitung der Art bei; meist erfolgt die Verbreitung über Wurzel-Schösslinge.
Vom Menschen genutzt wird die Stechpalme zu unterschiedlichen Zwecken. Früher fertigte man aus ihrem grau-weißen, harten und zähen Holz Schirm- oder Gehstöcke, Zahnräder oder Intarsien. Schornsteinfeger verwendeten Bündel aus Stechpalmen-Zweigen, um Kamine von Ruß und angeblich auch von bösen Geistern zu reinigen. Und nicht nur zu Ostern, vor allem auch in der Adventszeit schmückt man seit jeher Häuser und Wohnungen mit den immergrünen Zweigen und ihren leuchtend roten Früchten. Im 18. Jahrhundert wurde in den heimischen Wäldern gar so viel Stechpalme geerntet und mitunter sogar nach Nordamerika exportiert, dass die Pflanze auszusterben drohte.
1935 stellte man sie deshalb unter Naturschutz: Die wildwachsende Stechpalme darf seither weder kommerziell noch privat gepflückt, beschnitten oder ausgegraben werden. Nur die speziell zum Zweck der Vermarktung gezüchteten Gartenformen, der sogenannte Kultur-Ilex, den es mittlerweile schon mit gelb- oder weiß-grünem Laub und gelben oder orangefarbenen Früchten bzw. glatten Blatträndern ohne Stacheln gibt, dürfen noch frei gehandelt werden.
Die Stechpalme gibt es heute in zahlreichen Sorten: Ob mit weiß panachierten Blättern, mit orangefarbenen Früchten oder wie die Wildform mit grünem Laub und roten Früchten – sie alle sind ein natürlich schöner Schmuck für Garten und Haus.
Das Foto zeigt von links LGS-Geschäftsführer Thomas Hehl, Oberbürgermeister Christian Scharpf mit seinem Sohn, Gartenamtsleiter Ulrich Linder und Forstamtsleiter Hubert Krenzler bei der Pflanzaktion des Baum des Jahres.