Jahresbericht 2021 der Caritas-Schuldnerberatung Ingolstadt nennt Probleme und Erfolge.
(ir)„Konsum um jeden Preis, um mithalten zu können, scheint das neue Motto zu sein.“ Das beobachtet die Sozialberatung für Schuldner und Verbraucherinsolvenzberatung der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. „Wir erleben in der Beratung, dass manche Klienten bis zu fünf Raten wegen Internetkäufen entrichten und nicht einmal mehr das Geld für Miete und Strom übrigbliebt“, heißt es im jüngst erschienen Jahresbericht 2021 der Stelle. Gerade in der Corona-Pandemie erscheine es verlockend, „mit ein paar Klicks zu kaufen und zu bezahlen. Was so einfach aussieht, kann aber Klienten schnell in den finanziellen Ruin treiben.“
In dem Jahresbericht wird darauf verwiesen, dass knapp ein Drittel der Haushalte in Deutschland Einkommenseinbußen wegen Corona habe. Es lasse sich „ein finanzieller Stress auf hohem Niveau feststellen, dies erleben wir auch in unserer täglichen Beratungsarbeit“, heißt es. Betroffen seien vor allem Geringverdiener, insbesondere Angestellte von Zeitarbeitsfirmen oder in Niedriglohn-Branchen wie dem Gaststättengewerbe, Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten oder in der Reinigungsbranche sowie Mini-Jobber.
Kurzarbeit habe zwar die schlimmsten Auswirkungen verhindert, aber die erlittenen Lohneinbußen hätten nicht selten zur Überschuldung beigetragen. „Auch der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Aufgabe einer selbstständigen Tätigkeit schlagen in der Beratung zu Buche. Diese Klienten haben vielfach keine finanziellen Reserven“, steht in dem Bericht. Viele könnten die hohe Inflation, insbesondere die stark gestiegenen Preise bei Strom, Heizung und Lebensmitteln, kaum ausgleichen. Dementsprechend hätten die Beratungen wegen Energieschulden stark zugenommen.
Kritisch sieht die Caritas-Beratungsstelle, dass manche Behörden wie zum Beispiel Gerichte lange Zeit in der Coronakrise nicht mehr persönlich erreichbar waren. „Gerade in Notfällen wie Härtefallschutzanträgen beim Vollstreckungsgericht oder Beratungshilfeanträgen haben sich daher Klienten verstärkt an uns gewandt.“ Ebenso besorgt zeigen sich die Caritas-Mitarbeitenden über die Tendenz, dass Termine bei Ämtern zunehmend nur telefonisch oder online vereinbart werden könnten. Denn die Klienten der Caritas seien teilweise aufgrund von Sprachproblemen, Verständnisschwierigkeiten oder mangelnden technischen Voraussetzungen nicht in der Lage, diese „Hürde“ zu meistern.
Sozialberatung für Schuldner kann dem Bericht zufolge die Lebenssituation der Klienten wesentlich verbessern, Krankheiten verhindern, familiäre Probleme lindern und die Lebensfreude erhöhen. „Viele Beispiele aus der Beratung zeigen die hohe Wirksamkeit unserer Arbeit, sofern eine angemessene Mitarbeit gegeben ist.“ Dabei wird auf den Fall einer Klientin verwiesen, die einmal sagte: „Jetzt kann ich wieder schlafen und habe keine Angst mehr, meine Post zu öffnen.“