Solidarität, Sorgen und Kinderlachen



Die Evangelische Jugend Ingolstadt ist zweimal wöchentlich in der Notunterkunft der Johanniter aktiv.

(ir) In großen bunten Buchstaben, mit leichter Kontur und einer Schriftart, die an ein Comic erinnert: Das Logo des Kinderspaßes der Evangelischen Jugend Ingolstadt verbreitet gute Stimmung. Da wirkt der Untertitel in schwarzer Schrift schon etwas irritierend: in der Notunterkunft. Not und Spaß: Wie geht dich das zusammen?



Genau diese Ambivalenz ist es auch, die Lena Just, eine der Ehrenamtlichen Jugendlichen, beschreibt, wenn man sie nach ihren Eindrücken fragt: „Die Kinder waren zunächst unsicher, sind beim Anblick des großen bunten Fallschirms, der Riesenseifenblasen und der Spielgeräte aber sehr schnell aufgetaut.“ Die 17-Jährige ist unter anderem Mitglied der Dekanatsjugendkammer, und auch sonst an vielen Stellen der Evangelischen Jugendarbeit in Ingolstadt engagiert.



Der Kontakt zu den Johannitern, die die Notunterkunft für aus der Ukraine Geflohene Menschen betreuen, besteht schon seit einigen Jahren. Normalerweise unterstützt die Organisation die Evangelische Jugend bei diversen Großveranstaltungen im Jahr mit der Notfallversorgung. Dass es nun einmal andersherum sein würde, damit hätte vor einigen Wochen niemand gerechnet. Als die Einrichtung eröffnet wurde, zeigte sich schnell, dass eine Vielzahl von Kindern ankommen würde, die allesamt eine sehr belastende Zeit hinter sich haben.



„Auch wenn wir an der aktuellen Situation, die zu so viel Leid und Sorge führt nicht einfach etwas ändern können, wollen wir den Kindern einige Momente Spaß ermöglichen.“, so erzählt die 17-Jährige weiter, die zum ersten Einsatz in der Unterkunft gleich noch eine Freunden mitgebracht hat. Basteln, gemeinsam Spielen und gute Laune: Die Sprachbarriere ist da nebensächlich. So wird eben gezeigt, notfalls mit Händen und Füßen. Geplant sind ab sofort zwei Einsätze unter der Woche, weitere Verbände decken die Wochenenden ab.



Hierzu hat sich ein Team aus Jugendlichen und interessierten Erwachsenen gebildet. Die Koordination übernimmt das Jugendbüro, ebenso die Beschaffung von Mitteln für das Material. Wie lange das Angebot besteht, ob Kinder und deren Mütter da sind, ob weiterhin Interesse besteht, all das kann nicht abgesehen werden. „Wir lassen uns Woche für Woche neu auf die Situation ein und schauen, was gebraucht wird. Natürlich haben wir die besondere Situation der Menschen dort im Blick: Zumindest ein Hauptamtlicher ist immer dabei, auch für die Betreuung der Ehrenamtlichen.“, meint Diakon Sebastian Schäfer.



Bei den Johannitern ist man froh, dass Unterstützung auch aus der Evangelischen Jugend kommt. Denn der Betrieb der Notunterkunft wird weitestgehend ehrenamtlich gestemmt: Eine große Aufgabe. Es wird frisch gekocht, kleinere Sorgen und Nöte der Menschen, die hier zunächst unterkommen, direkt gelöst.



Lena ist auch beim nächsten Mal wieder dabei: „Wir wollen den Menschen den Tag ein bisschen leichter zu machen, und sei es nur für ein paar wenige Stunden.“ Der Fallschirm und die Seifenblasen werden wohl wieder gefragte Spielgegenstände sein. Wie man sie benutzt, dafür bedarf es keiner Worte: Weder in deutscher, noch ukrainischer oder sonst einer Sprache.