Sprachniveau B1/B2 zwingend Voraussetzung


 
Eine erfolgreiche Integration von Geflüchteten steht und fällt mit Spracherwerb.

(ir) Rund 150 Geflüchtete erhalten derzeit eine Ausbildung in Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistung in der Region Ingolstadt. Ihnen eröffnen sich damit vielfältige Perspektiven. Seit über einem Jahr steht dabei den ausbildenden Unternehmen das Integrationsteam der IHK für München und Oberbayern als Lotse zur Seite. Die Veranstaltung „Erfolgreiche Integration von Geflüchteten in Ausbildung“ lud jetzt zum Informations- und Erfahrungsaustausch in die IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt ein.

In Vorträgen, Workshops und Diskussionen tauschten sich die rund 30 Teilnehmer – unter ihnen Firmenchefs, Ausbildungs- und Personalverantwortliche, sowie Vertreter der regionalen Agentur für Arbeit und Jobcenter – über die Erfolgsfaktoren für eine gelungene Integration in Ausbildung aus. Im Mittelpunkt stand dabei die berufsbezogene Sprachförderung.



Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, betonte in seiner Begrüßung, dass gerade der Spracherwerb für Geflüchtete nach wie vor eine große Hürde darstellt. Um eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren, um Berufsalltag, Berufsschule, Zwischen- und Abschlussprüfungen zu meistern, sei in Deutsch das Sprachniveau B1/B2 zwingend Voraussetzung. Für Betriebe und für Geflüchtete sei es daher sehr wichtig, für den Spracherwerb Unterstützung zu suchen und sich dazu auch mit regionalen Partnern und Initiativen zu vernetzen.

Praktische Impulse zur Förderung des Spracherwerbs lieferte Anke Romani vom Teilprojekt „Berufsbezogenes Deutsch“ der Münchner VHS. Sie beleuchtete die Verwendung von Sprache am Arbeitsplatz näher und plädierte dafür, die Kommunikation durch bild- und symbolhafte Ausdrücke oder mit Hilfe einfach formulierter Sätze zu erleichtern. Auch betriebsinterne Sprachmentoren und Patenmodelle könnten Arbeitsabläufe für Geflüchtete verständlicher machen. Nach ihrem Vortrag nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit den IHK Integrationsexperten nicht nur über Sprachförderung, sondern auch über rechtliche Fragstellungen, finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten und das Meistern von interkulturellen Herausforderungen am Arbeitsplatz auszutauschen.

Wie es in der Praxis aussieht, wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion mit Ausbildungsverantwortlichen und Geflüchteten aus zwei Unternehmen der Region deutlich. Denise Amrhein, Chefin des Fuchsbräu Hotels in Beilngries, bezeichnete es als Glücksfall, dass sie einen jungen Mann mit guten Deutschkenntnissen in Ausbildung übernommen hätten. In der Gleichbehandlung aller ihrer Azubis sieht sie das Erfolgsrezept für die bislang gelungene Integration des Jugendlichen afghanischer Herkunft in ihren Betrieb.



Über ähnliche Erfahrungen berichtete auch Steffen Kalus, Geschäftsführer bei Mewa Textil-Service in Manching. Der Betrieb beschäftigt zwei Auszubildende, die den Beruf des Elektronikers für Betriebstechnik erlernen. Mustapha Sonko aus Gambia nannte die komplexe Fachsprache und die Lernmethoden in der Berufsschule, die sich häufig von denen in seinem Heimatland unterscheiden, als derzeit größte persönliche Herausforderung in seiner Ausbildung. Um das Gemeinschaftsgefühl unter den Lehrlingen zu stärken und damit die Integration zu fördern, organisiert Mewa regelmäßig gemeinsame Freizeitaktivitäten, die gut angenommen werden.

Auf die Angebote für Unternehmen mit Geflüchteten in Ausbildung ging auch Georg Decker vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ein. Da Sprachkompetenz entscheidend sei, um im Berufsleben Fuß zu fassen, regte er die Betriebe dazu an, sich beim Thema Sprachförderung zusammenzuschließen und den Bedarf für unternehmensübergreifende, branchenspezifische Sprachkurse mitzuteilen. Als Ansprechpartner für die Programme zur Förderung berufsbezogener Deutschkurse verwies er auf die bestehenden Angebote und forderte auf, diese in Anspruch zu nehmen. Er appellierte auch an die Firmen, über das teilweise Freistellen der Geflüchteten für das Erlernen der Fachsprache nachzudenken.