Von kleiner Initiative zum Dauerprojekt


 
25 Jahre Caritas-Markt in Gaimersheim. Blick hinter Kulissen am Freitag, 27. April möglich.

(ir) In diesem Frühjahr gibt es den den Caritas-Markt, der zu den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten Ingolstadt gehört, seit 25 Jahren. Aus diesem Anlass lädt die Einrichtung am Carl-Benz-Ring 14-18 in Gaimersheim alle Interessierten ein, am Freitag, 27. April von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr den Marktbetrieb bei verschiedenen Aktionen näher kennen zu lernen: bei Führungen „Blick hinter die Kulissen“, einer Bilderausstellung über den Markt und der Präsentation von Upcyclingprodukten „Einzigware“.

In dem Vierteljahrhundert sind dort nach Angaben der Einrichtung über 900 Menschen beschäftigt und qualifiziert worden. Die Anzahl der über die Arbeitsagentur und später das Jobcenter Ingolstadt geförderten Personen im Caritas-Markt erhöhte sich von anfangs acht über 50 im Jahr 2000 zum Zeitpunkt des Umzuges nach Gaimersheim auf heute 240 im Jahr. Ebenso verlief die Entwicklung bei den Besuchern des Gebrauchtwarenmarktes. „In den Anfangsjahren in der Ingolstädter Bruhnstraße waren es rund 10.000, inzwischen sind es jährlich um die 250.000“, informiert der Leiter der Caritas-Wohnheime und Werkstätten Ingolstadt, Michael Rinnagl.



Die Entwicklung von einer kleinen Initiative zu einem großen Dauerprojekt begann im Juni 1992. Seinerzeit trug der langjährige Amtsleiter der Stadt Ingolstadt für Abfallwirtschaft Detlef Landsleitner an den damaligen Einrichtungsleiter Anton Frank die Idee heran, ein Arbeitsprojekt zur Wiederverwertung von Sperrmüll zu verwirklichen. Ziel war, die Müllabfuhr zu entlasten und dabei so viel wie möglich zu verwerten. Auch der seinerzeitige Umweltreferent Fritz Bernhard wollte die bestehende Sperrmüllabfuhr um einen Recyclinghof ergänzen. Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt stimmte dem Vorhaben schnell zu. Somit war der Weg frei, ein Konzept auszuarbeiten und nach geeigneten Räumlichkeiten zu suchen. Die frühere Caritasmitarbeiterin Elke Kessel entwickelte ein ABM-Projekt, das in einer Gewerbehalle in der Bruhnstraße in Ingolstadt im Frühjahr 1993 mit acht Personen startete. In der angemieteten Halle mit 1.000 Quadratmetern wurden hauptsächlich gebrauchte Möbel verkauft. Das Angebot wurde gut angenommen, sodass es bald vergrößert wurde. Auch wurden immer mehr Container für nicht mehr verkaufbare Waren benötigt. Diese dienten schon am Anfang dazu, den Sperrmüll nach Wertstoffen getrennt einer Wiederverwertung zuzuführen. Schon bald war klar, dass die Räumlichkeiten in der Bruhnstraße nicht mehr ausreichen. Im Frühjahr 1997 verursachte dann zudem ein Brand im Gebrauchtwaren-Markt großen Schaden und legte den Betrieb vorübergehend lahm.

Nachdem in der Stadt Ingolstadt kein geeignetes Grundstück gefunden wurde, beschloss der Caritasverband, den Gebrauchtwarenmarkt in das Industriegebiet in Gaimersheim zu verlegen. Dort stehen 4.000 Quadratmeter Grund zur Verfügung – also viermal so viel wie zuvor. Die Verlagerung des Marktes nach Gaimersheim war umstritten. In Ingolstadt wurden Befürchtungen laut, dass nicht mehr so viele Kunden den Markt aufsuchen würden. Wie sich später zeigte, waren diese unbegründet, da der Markt sehr gut von den Ingolstädter Bürgerinnen und Bürgern angenommen wurde. Im April 2000 wurde mit dem Neubau begonnen, der im Oktober fertiggestellt wurde. Am Carl-Benz-Ring stehen seitdem 1.110 Quadratmeter an Verkaufsfläche, 200 Quadratmeter für die Wertstoffcontainer und Sortierung sowie 33 Parkplätze zur Verfügung. Der Caritas-Markt hatte zum Zeitpunkt dieses Neubeginns vier fest angestellte Mitarbeiter.



Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass im Jahr 2001 1.500 Tonnen Sperrmüll und Wertstoffe angeliefert wurden. Heute sind es der Caritaseinrichtung zufolge rund 4.500 Tonnen jährlich.

Mit den Jahren erhielten fast 40 benachteiligte Jugendliche im Caritas-Markt eine Ausbildung: 15 zum Recycling-Monteur, 17 zum Verkäufer, drei in Lagerlogistik und drei zum Kaufmann im Einzelhandel. Seit dem Jahr 2006 werden gebrauchte Kleider in einem eigenen Kleidermarkt zum Verkauf angeboten, seit 2007 gebrauchte Bücher in einem eigenen Büchermarkt. Heute hat der Caritas-Markt 25 fest angestellte Mitarbeiter.

Gesamtleiter Michael Rinnagl zufolge hat der Caritas-Markt von Anfang an zwei Ziele verfolgt: „Erstens, Menschen beruflich und sozial zu fördern, die arbeitslos sind und in der Arbeitswelt wieder Fuß fassen wollen, zweitens, den Sperrmüll durch Wiederverwertung gebrauchter Waren zu reduzieren“. 14 zunächst öffentlich geförderte Menschen wurden in die Einrichtung nach deren Statistik als fest angestellte Mitarbeiter übernommen. „Rund 20 Prozent des angelieferten Sperrmülls und der Wertstoffe werden heute im Caritas-Markt wiederverwertet“, informiert Rinnagl. Mit der Zeit habe sich ein weiteres drittes Grundziel entwickelt: Bedürftige Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger können mit einem Warengutschein Gebrauchtwaren zu 25 Prozent des ausgewiesenen Preises erwerben. Diese Warengutscheine stellte zunächst das Sozialamt Ingolstadt aus, nun tut es die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt.