Wissenschaftliche Bibliotheken in Ingolstadt



Am Universitätsstandort Ingolstadt entwickelte sich sehr früh eine vielfältige Bibliothekslandschaft. 

(ir) Davon wird von Hausbibliotheken, dem Buchbestand der Hauskapelle, Stipendiatsbibliotheken und Fachbibliotheken der Fakultäten gesprochen. Mit der Stiftung der ersten bayerischen Landesuniversität beginnt die Geschichte der öffentlich zugänglichen wissenschaftlichen Bibliothek in Ingolstadt.



Seit 1473 existierte die artistische Fakultätsbibliothek in der Hohen Schule, seit 1494 die Bibliothek des Collegium Georgianum. Im oberen Stockwerk des Kolleggebäudes entstand ein eigener Bibliotheksraum, der heute noch in seiner Struktur erhalten ist und zu den ältesten Bayerns zählt.



Entscheidende Veränderungen bewirkten die Jesuiten ab 1556. Sie bauten eine eigene Bibliothek in ihrem Kolleg auf, indem sie auch auf die Bestände der örtlichen Büchersammlungen zurückgriffen.



Bibliothekskataloge geben Auskunft über die Zusammensetzung der Bibliotheken. Meist waren es antike, scholastische und humanistische Autoren: Plinius, Plato, Seneca, Quintilian, Cicero, Lukian und Horaz. Weiterhin sind an Autoren des scholastischen Zeitalters wie des Mittelalters zu nennen: Petrus Lombardus und Bonaventura, Wilhelm von Ockham, Geraldus Odonis und Raymundus de Sabunde.



Die Verfassern des späten Mittelalters und des Humanismus sind: Nicolaus Petrottus, Aeneas Sylvius Piccolomini, Albrecht von Eyb, Franciscus Philelphus, Baptista Mantuanus, Philippus Beroaldus, Hermolaus Barbarus, Konrad Summenhart, Johannes Versor, Johannes Reuchlin und Johannes Melber/Jodok Eichmann.

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Der Buchbestand in Altem und Neuem Kolleg, das heißt, in der Hohen Schule und dem Georgianum, wurde ergänzt durch Bücherschenkungen. Sie illustrieren den Stiftungscharakter des Georgianums vor und nach dessen Wandel im Gefolge der Katholischen Reform. Vor Herzog Albrecht V. war das Haus zum Beispiel nicht auf den theologischen, sondern auf den artistischen Fakultätsbetrieb ausgerichtet.



Eine Besonderheit in Ingolstadt stellte ohne Zweifel die Kunstsammlung und die Bibliothek von Johann Eglof von Knöringen im ausgehenden 16. Jahrhundert dar. Dieser baute auf eigenem Grund an der heutigen Jesuitenstraße unmittelbar an das Collegium Albertinum einen Zweckbau und übergab alles der Universität Ingolstadt. Hierin wurden 1570/71 auf insgesamt 1200 Quadratmetern die Bibliotheksbestände und die Kunstsammlung von Knöringens untergebracht. Zeitgleich entstanden in München das Antiquarium bzw. die königliche Hofbibliothek und die Stadtbibliothek in Augsburg.

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Ähnlich der Vereinigung von Teilen der Bibliotheken des Georgianums und der Fakultäten wurden auch die Sammlungen von Knöringens mit denen Pater Ferdinand Orbans vereinigt.



Nach der Auflösung des Ordens der Jesuiten wurde das wissenschaftliche Bibliothekswesen in Ingolstadt neu strukturiert: Fast alle Ingolstädter Bibliotheken wurden 1776 in die neue Universitätsbibliothek eingegliedert. Es war vor allem das Projekt des Pollinger Augustiner-Chorherrn und Ingolstädter Universitätsbibliothekars Gerhoh Steigenbergers (1773–1777).



Nach der Translokation der universitären Einrichtungen inklusive der Bibliotheken nach Landshut seit 1800 und nach München seit 1825 wird es in Ingolstadt ruhig. Das Schulwesen musste neu organisiert werden, ebenso das Bibliothekswesen. Erste Ansätze finden wir in der Offiziers-Bücherei des ehem. bayerischen 10. Infanterie-Regiments „König“ in der Bayerischen Landesfestung Ingolstadt.
Die Bayerische Armee-Bibliothek, seit 1804 in wechselnden Formationen und Namen bestehend, ist heute dem Bayerischen Armeemuseum angeschlossen.
Wichtig wird seit 1865 das Engagement des Historischen Vereins Ingolstadt und sein Bemühen, Kulturgüter zu sammeln, zu präsentieren und zu vermitteln. Ab 1905 gehen die Sammlungen des Historischen Vereins in das Eigentum der Stadt über, werden aber weiterhin ehrenamtlich von den Mitgliedern des Vereins betreut.



Erst 1938 wird Hanns Kuhn als Stadtarchivar hauptamtlich angestellt und damit beginnt die Geschichte der Personalunion von Stadtarchiv und Stadtmuseum mit Wissenschaftlicher Stadtbibliothek. Die Sammlungen und Bestände waren zunächst in der Hohen Schule, ab den 1920er Jahren im Neuen Schloss untergebracht. Mit der Entscheidung, das Bayerische Armeemuseum ebendort neu aufzustellen, wurde das Kavalier Hepp die neue Bleibe.

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In Ingolstadt blüht das Bibliothekswesen nach 1945 auf: bereits 1940 wurde in Ingolstadt eine Volksbücherei eingerichtet, die in den 1970er Jahren ins Alte Schloss zieht. Ferner gibt es die Bibliothek der Universität Eichstätt-Ingolstadt, der Technischen Hochschule, des Klinikums u.v.m.