Neue Operationsmöglichkeit gegen Herzrhythmusstörungen


 
An der Ilmtalklinik Pfaffenhofen wird der LAA-Verschluss durchgeführt.

(ir) Bevor Menschen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, kündigen sich diese womöglich durch das sogenannte Vorhofflimmern (VHF) an. Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung; die Wahrscheinlichkeit, ein Vorhofflimmern zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter.



Typische Symptome des Vorhofflimmerns sind ein erhöhter, unregelmäßiger Puls, Schwindel, Schwitzen oder Kurzatmigkeit. Manche Patienten sind symptomfrei und bemerken daher die Herzrhythmusstörung nicht. Eine der häufigsten Komplikationen von Vorhofflimmern sind Schlaganfälle (Apoplex). Aufgrund einer verminderten Vorhofkontraktion entsteht das Risiko einer Blutgerinnselbildung im linken Herzvorhof, vor allem in einem Anhängsel des linken Vorhofs, des sogenannten Vorhofohrs.



Solche Gerinnsel können, wenn sie durch die Herzkontraktion in den Blutkreislauf geschwemmt werden, zu Gefäßverschlüssen im Körper führen, in den hirnversorgenden Arterien mit der Folge eines Schlaganfalls, in den Herzkrankgefäßen mit der Folge eines Herzinfarktes, um nur zwei Beispiele zu nennen.



Eine der wichtigsten Therapiemaßnahmen bei Vorhofflimmern sind daher, um die Entstehung von Blutgerinnsel zu vermeiden, blutverdünnende Medikamente. Diese führen, was viele Studien gezeigt haben, zu einer deutlichen Reduktion der Schlaganfallhäufigkeit. Problematisch ist allerdings, dass bei der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten das Risiko für Blutungen ansteigt. Dies kann bei manchen Patienten zu schweren lebensbedrohlichen Komplikationen führen.



Für die Behandlung dieser speziellen Patientengruppe hat sich an den Ilmtalkliniken in Pfaffenhofen und Mainburg seit über einem Jahr eine neue Alternative zur medikamentösen Behandlung etabliert: der Vorhofohr- oder LAA Verschluss.



Dr. Mario Sicaja, leitender Oberarzt im Herzkatheterlabor Pfaffenhofen, und weitere Teammitglieder sind von der neuen Therapiemöglichkeit sehr angetan: „92-98 Prozent der Blutgerinnsel (Thromben) entstehen im linken Vorhofohr/LAA (left atrial apendix). Das linke Vorhofohr/LAA wird mittels eines Schirmchen verschlossen und somit vom Blutkreislauf abgetrennt. Damit ist der Ort, der für die meisten Blutgerinnsel verantwortlich ist, ausgeschaltet. Nach dem Verschluss kann die blutverdünnende Medikation abgesetzt werden und das Risiko für Blutungen jedweder Art wird deutlich reduziert.“



Das Verfahren wird in örtlicher Betäubung der venösen Punktionsstelle in der rechten Leiste, worüber der Katheter zum Herzen vorgebracht wird, durchgeführt. Zusätzlich wird eine Narkose (Allgemeinanästhesie) oder tiefe Sedierung (Analogsedierung) angewandt. Der Eingriff dauert in der Regel 1 bis 2 Stunden. Die Patienten können zwei Tage nach dem Eingriff wieder nach Hause entlassen werden.

Das Foto zeigt Dr. Mario Sicaja im Herzkatheterlabor Pfaffenhofen.