Illustration der „Nibelunge“ gesichert



Hanns Schultes übergibt Bürgermeister Grafiken von Joseph Kaspar Sattler.

(ir) Bereits in seiner Amtszeit als Kulturreferent in den 1970er Jahren war Hanns Schultes großer Anhänger von Joseph Kaspar Sattler. Für die Museumsbestände der Stadt kaufte er in dieser Zeit ein großes Konvolut an Grafiken, Bildern und Büchern aus dem Nachlass des in Schrobenhausen geborenen Künstlers an. Immer wieder findet der Kunstliebhaber und Sammler Hanns Schultes Bücher oder Gebrauchsgrafiken Sattlers im Handel. So gelang es ihm vor einigen Jahren, Sattlers Hauptwerk die Illustration der „Nibelunge“ für die Stadt zu sichern.



Vom Papier über die Entwicklung einer eigenen Schrifttype bis hin zu den prachtvollen Initialen und 12 Ganzseitenbildern hat Sattler alles selbst entworfen. In einer Auflage von 200 Stück gelang das Werk in alle Welt – eines steht in den USA, wo es 1904 auf der Weltausstellung von St. Louis erstmals in voller Größe vorgestellt wurde. Hanns Schultes Bestreben liegt derzeit darin, dieses monumentale Sattler-Werk zu digitalisieren und gut zugänglich auf die städtische Homepage zu stellen, so dass möglichst viele Leute in den Genuss kommen, durch Sattlers Prachtwerk zu blättern.



Um das Gedächtnis an Sattler aufrecht zu erhalten und wieder zu beleben, schenkt Hanns Schultes der Stadt Schrobenhausen ein gerahmtes Bild mit vier Radierungen aus dem Zyklus „10 Bilder aus dem Leben Martin Luthers“. Diese Serie entstand in München in Zusammenarbeit mit dem Kupferdrucker Heinrich Graf. Bürgermeister Harald Reisner versprach dem Bild einen Ehrenplatz im neu renovierten Rathaus.



Zu Joseph Kaspar Sattler:
Sattler war einer der bekanntesten Künstler seiner Zeit, erfolgreich und geschätzt als Buchillustrator, Zeichner, Graphiker und Aquarelllist. Er wurde 1867 in Schrobenhausen geboren und lebte ab 1876 in Landshut und München, später in Straßburg und Berlin. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging er zurück nach München, wo er 1931 verstarb.



Sattlers Schaffen konzentrierte sich auf graphische Gebrauchskunst: Exlibris, Buchillustrationen, eigene Bilderfolgen. Er stellte sich bewusst in die Tradition von Albrecht Dürer und Hans Baldung Grien. In der Weiterentwicklung der künstlerischen Techniken gelang es ihm, sich von seinen Vorbildern abzugrenzen und neue Wege zu beschreiten.



Seine Geburtsstadt legte mit einer kleinen Sammlung den Grundstock für die dauerhafte Bewahrung seines Werkes. Immer wieder gibt es die Möglichkeit zu Ankäufen, mit denen die Sammlung eines Künstlers vervollständigt wird, der als Wegbereiter des Jugendstils gilt. Bis 1985 waren die Arbeiten in einem der Stadttürme präsentiert, dann im Museum im Pflegschloss. Derzeit ist die Sammlung im Museums-Depot und soll in wechselnden Themenausstellungen immer wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.