Das Rote Kreuz nimmt den neuen Einsatzleitwagen in Betrieb. Auch eine Drohne und GPS-Technik gehören zur Ausrüstung.
(ir) Hochwertigen Zuwachs meldet der BRK-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen von seiner Fahrzeugflotte. Was da in Schrobenhausen in der Halle steht, ist nicht nur von den Investitionskosten her anspruchsvoll, es bringt die Rettungsorganisation auch technisch auf die Höhe der Zeit. Es ist ein neuer Einsatzleitwagen, schlicht ELW2 genannt, über den bei größeren Schadensereignissen die Kommunikation zwischen den Einsatz- und Führungskräften läuft und in dem auch Lagekarten geführt und von Disponenten Entscheidungen getroffen werden. „Endlich sind wir ausnahmslos digital ausgestattet, Papier und Bleistift brauchen eigentlich nur noch diejenigen, die sich im Umgang mit den Geräten noch nicht ganz sicher sind“, freut sich Ferdinand Liebl.
Als Leiter der BRK-Bereitschaft Schrobenhausen, als stellvertretender Leiter der Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung und als Leiter des Fachdienstes Information und Kommunikation kennt er den sieben Tonnen schweren ELW so gut wie so schnell kein Zweiter. Kein Wunder: Er wurde nach seinen Entwürfen gebaut und ist damit ein Einzelstück. Nicht etwa, weil der Kreisverband besonders ausgefallene Wünsche habe, aber Spezialanfertigungen dieser Art gebe es einfach nicht von der Stange, erklärt Liebl.
Von außen wirkt das Fahrzeug eher wie ein etwas zu lang geratener Notarztwagen, wäre da nicht der Schriftzug Einsatzleitung. Erst im Inneren des Kastenaufbaus erschließen sich die Stärken. Im Gegensatz zum Vorgängermodell gibt es jetzt Platz für einen Besprechungsraum und, davon abgetrennt, einen Funkraum mit Schreibtischen. Auch die unterscheiden sich nicht großartig von einem PC-Arbeitsplatz. Ferdinand Liebl muss schon etwas weiter ausholen, um zu erklären, was sich an anspruchsvoller Technik in Einbauschränken verbirgt und nicht mehr, so wie früher, in offenen Racks verschraubt ist.
Man arbeite mit modernen Kommunikationssystemen, um Meldungen und Anweisungen auf dem schnellsten Weg zu übermitteln. Gefunkt und telefoniert werde digital. Im Vergleich zur alten Analogtechnik sei das ein großer Fortschritt. Der Empfang sei klar und deutlich, es gebe keine Funklöcher und auch Störungen durch unerwünschte Überreichweiten von Geräten anderer Rettungs- und Sicherheitsdienste seien Vergangenheit.
Zwei der alten Analoggeräte sind dennoch weiterhin betriebsbereit an Bord. „Aber nur zur Sicherheit“, betont der Fachdienstleiter und zählt weitere Hilfsmittel auf: Fernseher, Radioanlage, Kartenlesegeräte, Barcodescanner und Laserdrucker. Wenn größere Schadensräume zu erfassen sind, kann die ELW-Besatzung eine Drohne mit Wärmebildkamera steigen lassen und für Suchtrupps stehen GPS-Sender zur Verfügung, die deren Standort per Lichtpunkt auf der Lagekarte anzeigen. Die Ausrüstung vervollständigen acht Laptops für weitere Arbeitsplätze und die Einrichtungen für die elektronische Dokumentation aller Einsätze.
Benötigt der BRK-Kreisverband so ein aufwendiges Rettungsmittel? „Durchaus!“, unterstreicht Ferdinand Liebl und erinnert an den Unfall vom 29. Oktober 2020 zwischen Kühbach und Gachenbach, wo ein Pkw auf einen Schulbus auffuhr. Als von 50 Verletzten die Rede war, habe die Rettungsleitstelle Großalarm ausgelöst, worauf Rotkreuz-Fahrzeuge von acht Standorten ausgerückt seien. Doch die hätten nur eine leere Unfallstelle gefunden, weil eine Falschinformation die Anfahrt verzögert und ein Ersatzbus die Kinder bereits nach Schrobenhausen gebracht habe. Eine hektische Suche an drei Schulen sei die Folge gewesen. Mittendrin am Busbahnhof: Der erst wenige Wochen vorher gelieferte ELW, in dem mit Hochdruck daran gearbeitet wurde, die Verteilung der Schüler auf verschiedene Krankenhäuser zu organisieren. Das Fahrzeug für die Einsatzleitung habe seine Feuertaufe bestanden.
Schadensereignisse größeren Umfangs könnten jederzeit wieder eintreten. Aber auch bei Festveranstaltungen ist die Einsatzleitung nicht weit entfernt. „Wegen des Überblicks stehen wir da meistens etwas weiter entfernt, aber wir sind da“, versichert Liebl und zeigt seinen Kofferraum. Der ist so groß wie ein Wandschrank verbirgt sich hinter der Heckklappe und hat genügend Platz für ein Stromaggregat, Signalmittel zur Verkehrsabsicherung und in vielen Schubladen Ersatz- und Ergänzungsteile.
110.000 Euro investierte das BRK in sein neues Fahrzeug, wobei sich der Freistaat mit der gleichen Summe beteiligt. Bleiben da noch Wünsche? „Eigentlich schon“, sagt Ferdinand Liebl, ohne groß nachdenken zu müssen, „eine Satellitenanlage, damit wir völlig unabhängig Verbindungen aufbauen können und mehr Ehrenamtliche“. Mit neun Frauen und Männern sei die Personaldecke recht dünn, der ELW ist schließlich rund um die Uhr einsatzbereit.