Eigentlich sollte der Sportkegelverein Ingolstadt e.V. (SKI) heuer sein 70-jähriges Bestehen feiern.
von Helmut Schlittenlohr
(hs) Doch aus dem Jubiläum wurde nichts, denn der Verein hat sich Ende Juni 2022 aufgelöst. Schon vor drei Jahren stellten sich der 1. Vorstand Wolfgang Hofmann , der 2. Vorstand Helmut Schlittenlohr und Kassier Manfred Zieglmeier nicht mehr zur Wahl.
Trotz intensiver Bemühungen in der darauffolgenden Zeit übernahm niemand den Vorsitz, weshalb dann im April diesen Jahres erstmals die Vereinsauflösung auf der Mitgliederversammlung anstand. Von den eingeladenen 172 Mitgliedern kamen nur 18, zwei Drittel der Mitglieder mussten laut Satzung jedoch anwesend sein.
Somit wurde ein Monat später eine weitere Versammlung einberufen, bei der nur noch von den anwesenden Mitgliedern drei Viertel der Auflösung zustimmen mussten. Auch diesmal kamen nur wenige, die 17 Anwesenden aber stimmten alle für die sofortige Vereinsauflösung. Zu den Liquidatoren wurden Hofmann, Schlittenlohr und Zieglmeier benannt.
Doch in Bayern sind die Ingolstädter nicht die einzigen, die den Keglerverein auflösten, der einst erfolgreichste bayerische Keglerverein, der KV Nürnberg und auch der KV Schwabach wurden schon aufgelöst. Insgesamt neun Kegelclubs gibt es derzeit noch im nun aufgelösten SKI, (2002 waren es noch 18) den TSV Nord, TSV Etting, ESV, ESV Bavaria, TV 1861, KC Lastovka, TV Handfeste, SC Gunvor und Gut Holz. Sie alle müssen sich nun über ihre Hauptvereine als Abteilungen beim BSKV selbst für den Spielbetrieb anmelden.
Es gab aber auch viele goldene Zeiten beim SKI. Die begannen bereits bei der Vereinsgründung im Jahr 1952. Unter dem damaligen Arbeitsdirektor der Auto Union, Franz Ferber, entstand mit Hilfe der ehemaligen Brauerei Schäffbräu Ingolstadt, im Norden der Stadt im „Feldschlößl“ eine moderne Anlage mit jeweils zwei Asphalt- und zwei Bowlingbahnen.
Bei der Vereinsgründung im Oktober 1952 firmierten sich im „Asphaltlager“ die Kegelclubs „Alte Horcher“ bei denen sich die Auto Union Riege und bei „Blasius“ die Ingolstädter Selbstständigen zusammenfanden, bei der Gründung mit dabei auch der ESV, die Festroller und der Donauring. Kurz danach im Januar 1953 traten auch der TV 1861, die Linke Gasse, Martini und Viktoria bei.
Auf den Bowlingbahnen trafen sich beim „BCI“ alle mit sportlichem Ehrgeiz. Schon 1953 gab es ein sportliches Highlight, von der Asphalt-Weltmeisternation Jugoslawien gastierte Partisan Belgrad in der voll besetzten Sporthalle.
Über die Jahre danach war dann bei der „Viktoria“ ein Sammelbecken der ambitionierten Asphalt Sportkegler, deren größter Erfolg 1960 der 2.Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Köln war. Helmut Schmidt, Alex Grafe, Gert Gröpler, Helmut Kirchner und Viktor Grafe standen im Team, sie waren bei dieser DM zugleich auch noch auf den Bowlingbohnen sehr erfolgreich, mit dem BCI wurden Kirchner, Gröpler und Schmidt sowie Dreiucker und Gustav Gaul DM-Dritter. Gröpler wurde 1958 im schwedischen Hälsingborg im Nationaltrikot Vizeweltmeister, 1960 war er bei der WM in Hamburg mit dabei und 1963 waren er und Helmut Schmidt bei der WM in Mexico.
Bei den Asphaltkeglern entstand 1960 mit „Echo“ ein neuer Club (heute TSV Nord), dem der damals erste Nachrichtensatellit seinen Namen gab. Sie waren über Jahre hin weg dann das Aushängeschild im SKI, im besonderen Sigi Nemitz, der ab 1968 bis 1982 dann 11mal Stadtmeister war.
Im Bowling erreichte Fritz Kettl 1958 bei der DM in Frankfurt Platz zwei. Bei den Senioren war der ESVler Paul Müller ein Serienmeister bei bayerischen- und deutschen Meisterschaften. Erfolgreichste Bowlingdame in dieser Zeit war Lore Öxler, sie war 1963 Bayerische Meisterin und nahm schon zuvor 1962 an der EM in Frankreich in Besancon teil, bei der auch Helmut Kirchner dabei war.
1977 entstand im TV 1861 ein großes Bowlingcenter und die Bowlingspieler trennten sich alle vom SKI. Im Feldschlössl wurden die zwei Bowlingbahnen durch zwei Asphaltbahnen ersetzt. Doch auch da endete in der langjährigen Keglerhochburg eine Ära, 2007 wurden alle Bahnen abgebaut und das Keglerheim wurde eine Übernachtungsmöglichkeit.
In den nun letzten Jahren hielten im SKI die Damen die sportlichen Ehren hoch. Über Jahre hinweg spielten die Damen des DJK in der 1.Bundesliga. Cornelia Budy war zudem besonders erfolgreich, sie nahm mit der Nationalmannschaft an sechs Weltmeisterschaften (zweimal Gold) teil , hatte über 50 internationale Einsätze und hält bis heute mit 528 Holz auf 100 Wurf den Weltrekord. Auch Ute Beckert war für den SKI startend mehrmals WM-Teilnehmerin, sie war im Jahr 2000 beim WM-Gold im Team mit dabei. Budy und Beckert wurden zudem in die „Hall of fame“ aufgenommen. Raphaela Kummer nahm an vier Weltmeisterschaften teil, im U18 und U23 Team war sie dabei viermal auf Platz eins in der Mannschaft und im Tandem. Zudem war sie zwei mal Deutsche Meisterin bei den Damen. Doch auch der Stern der DJK Damen verblasste, die größte Keglerhalle in Ingolstadt mit acht Bahnen beim DKJ wurde 2020 herausgerissen und die Damen lösten ihre Erstbundesligamannschaft auf.
Heute sind in der Region bei Herren der KRC Kipfenberg in der 2.Bundesliga Süd und der SV Zuchering in der Bayernliga die erfolgreichsten Clubs. Bei den Damen sind die Spielerinnen des KRC Kipfenberg aktuell in der 2.Bundesliga Süd aufgestiegen und die Damen des TSV Nord kegeln in der Bayernliga in Bayerns höchster Klasse.
Das Foto zeigt die neue Keglerhalle, die im Jahr 1953 in Norden Ingolstadts, im Feldschlößl in der Römerstraße, entstand.