(ir) Am Sonntag, 13. März, um 11:00 Uhr wird im Lechner Museum die
neue Ausstellung „Kalotten und Marotten“ eröffnet, die ein ganzes Jahr lang bis
März 2017 gezeigt werden.
Als Kalotte, ein aus dem
Französischen stammender Begriff, wird eine Flachkugel bezeichnet, deren Wölbung
von einem Kugelabschnitt und nicht von einer Halbkugel gebildet wird, und somit
ihr Stich geringer ist als der Radius.
Alf Lechners „Kalotten“ sind massive, geschmiedete Körper
unterschiedlicher Durchmesser und Höhen, die in einem Raum einzeln, in
Gruppierungen oder Formationen am Boden zu liegen kommen. Es drängt sich der
Eindruck auf, die Kugelabschnitte seien im Boden versinkende Körper und die
Horizontale bilde die Schnittfläche. Vergleichbar Eisbergen, die nur einen
Bruchteil ihres Volumens oberhalb der Wasserfläche preisgeben.
In
Kontrast zu diesen überwiegend flachen Gebilden treten Lechners „Marotten“, auch
ein dem Französischen entlehntes Wort, unter anderem Eigentümlichkeit, Laune,
fixe Idee umschreibend.
Bizarr muten sie an, die dünnwandigen,
spitzschrundig rauen, teils löchrigen, reliefartigen Flächen, die der Künstler
in Rahmen spannt – sie derart gleichsam begrenzt, um sie dann in horizontaler
oder vertikaler Ausrichtung in den Raum zu stellen. Ihre Allansichtigkeit ist
hervorzuheben, keine Fläche gleicht der anderen. Die Plastizität der Oberflächen
bewegt sich in dem Spannungsfeld zwischen zum Beispiel filigraner Fragilität und
massiver Kompaktheit oder strömendem Fließen und formender Erstarrung.
Mit dieser Werkgruppe – zu Lechners Spätwerk gehörend – führt der Künstler die
Perfektion ad absurdum, die üblicherweise sein Werk charakterisiert. Lechners
Vision der Entgrenzung technischer Verfahren und Machbarkeit findet Niederschlag
in der malerischen Oberflächenfarbigkeit und reliefartigen Plastizität der
gerahmten Plastiken alias Marotten.
Zeitgleich geht im Papierhaus auf dem
Gelände des Skulpturenparks, Obereichstätt, eine Neuhängung einher. Aus dem
umfangreichen graphischen Oeuvre Alf Lechners werden Elaborate unterschiedlicher
Techniken aus den Jahren 1960 bis 1990 präsentiert. Das Spektrum reicht unter
anderem von kleinformatigen subtilen Bleistiftzeichnungen, Skizzen – Notaten
gleich – aus den 80er Jahren über Graphitarbeiten in formal geometrischem,
pastosem Auftrag mit Prägecharakter zu polychromen Monotypien. Besonders
letztere überraschen durch das Zusammenspiel von Farbe und gestischem Duktus. In
direkter Aktion auf die Platte entstanden, sind sie Zeugnis und Ausdruck von
Emotionen und Spontaneität aus der Frühzeit von Lechners künstlerischem
Schaffen.