(ir) Am Sonntag ermöglichen Ingrid Cannonier und Sascha Römisch im
Barocksaal des Stadtmuseums einer weitgehend unbekannten Marieluise Fleißer zu
begegnen: der ebenso schmissigen wie sensiblen Reisejournalistin.
Vor über 85 Jahren brach diese schreibende Frau aus der bayerischen Provinz
auf, um mit und durch einen aparten Reisegefährten die Fremde aus der Nähe
kennenzulernen.
Aus diesem Kennenlernen der besonderen Art erwuchsen
reisefeuilletonistische Texte, die die literaturmarktkundige und
literaturmarktbewusste Marieluise Fleißer im Herbst 1932 – einer Zeit der
boomenden Reiseliteratur – unter dem verkaufsfördernd-reißerischen Titel
Andorranische Abenteuer publizierte. Die Textzusammenstellung in diesem
informativen und unterhaltsamen Reise-, Liebes- und Humor-Buch profiliert die
originellen Charakteristika der Fleißerschen Reisefeuilletons, nämlich die
Verbindung von objektiv daherkommender Dokumentation, vergnüglichen Episoden,
subjektiv getönten poetischen Miniaturen aus einem fremd-exotischen Land; die
Porträtierung eines reisenden Paars mit hellsichtig-ironischem Blick auf die
angelernten, männlichen und weiblichen Verhaltensweisen in einer als Schauplatz
des Geschlechterkampfes fungierenden urtümlichen Natur; die Gegenüberstellung
von grundlegender Fremdheit zwischen den Geschlechtern und von geographischer
Fremde.
Marieluise Fleißer kleidete ihre Erlebnisse und ihre Erfahrungen
seinerzeit in plastisch-anschauliche Wortbilder. Denn teures Fotografieren
konnte sie sich nicht leisten. Doch kann das Fehlen von Fleißerschen
Andorra-Bildern ausgeglichen werden durch künstlerisch hochkarätige Fotos eines
andorranischen Zeitgenossen namens Valentí Claverol. Dieser Berufsfotograf
entpuppte sich in und durch seine Aufnahmen als kongenialer Fotokünstler zur
originellen Sprachkünstlerin Marieluise Fleißer.
Ingrid Cannonier und
Sascha Römisch werden mal schalkhaft-amüsierend, mal seriös-bewegend diese
foto-illustrierte Textpräsentation gestalten. Für die passende musikalische
Umrahmung sorgt die Percussiongruppe „Heart’n’Beat“ mit Sandra-Isabel Knobloch,
Zenta Kaltenberger und Tina Gronert.
Die Veranstaltung findet am Sonntag,
13. März, um 11:00 Uhr im Barocksaal des Stadtmuseums Ingolstadt statt.