(ir) Auf der Bundesvolontärstagung 2016 in Leipzig wurde zur ersten
Mal das „Goldene V“ für herausragende Leistungen in der Qualifizierung
wissenschaftlichen Nachwuchses im Museum vergeben.
Die vom
Arbeitskreis Volontariat im Deutschen Museumsbund gestiftete Auszeichnung wurde
an die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, das Sommerpalais Greiz und das
Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt verliehen. Die jährlich
stattfindende Bundesvolontärstagung ist mit bis zu 300 Teilnehmenden das größte
Gremium wissenschaftlicher Volontäre in Deutschland.
In seinen Bemühungen um
bessere Bedingungen und für ein höheres Bewusstsein innerhalb musealer
Einrichtungen stiftet der Arbeitskreis Volontariat beim Deutschen Museumsbund
das „Goldene V“ als Preis für exzellente Volontariate. Der Arbeitskreis
Volontariat ist die zentrale Interessensvertretung wissenschaftlicher Volontäre
in musealen Einrichtungen.
Am 27. Februar auf der Bundesvolontärstagung
2016 in Leipzig wurden vom Arbeitskreis drei Auszeichnungen/Urkunden an
unterschiedliche Organisationen vergeben. Diese stechen durch hervorragende
Leistungen in der Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Museum
hervor.
Die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin nimmt unter den
großen Häusern eine Sonderstellung ein. Den Volontärinnen und Volontären werden
regelmäßige interne und externe Fortbildungen gewährt und so Tiefe und Breite in
der Ausbildung gewährleistet. Die Teilnahme am Weiterbildungsprogramm
„Museumsmanagement für Volontär/innen“ am Weiterbildungszentrum der Freien
Universität Berlin ist obligatorischer Bestandteil der Ausbildung. Zwei Mal im
Jahr finden einwöchige Exkursionen in andere Häuser statt, in deren Rahmen der
Austausch mit Kuratorinnen und Kuratoren gefördert wird. Dies wird im Rahmen von
Dienstreisen voll finanziert. Zusätzlich gibt es ein monatliches
„Volontärsfrühstück“, das den Zusammenhalt und die Lernerfahrung stärkt. Die
Koordination wird von einer zentralen und unabhängigen Ansprechperson für die
Belange der Volontärinnen übernommen. Diese unbedingte Selbstverpflichtung
überzeugte den Arbeitskreis Volontariat, weswegen ein „Goldenes V“ 2016 an die
Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin verliehen wird.
Des Weiteren wird
das Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt prämiert, wo im April 2015 das
erste Volontariat geschaffen wurde. Neben einer Reihe interessanter Projekte
wurde der Volontärin in den zehn Monaten ihrer Beschäftigung die Teilnahme an 18
Fortbildungen und Fachtagungen bundesweit ermöglicht. Sie hat drei Aufsätze im
Zusammenhang mit ihrer Arbeit publiziert und konnte so ihr wissenschaftliches
Profil stärken. Außerdem wird ihr die Möglichkeit einer Hospitanz im
Medizinhistorischen Museum der Charité in Berlin gewährt. Zusätzlich erfährt sie
unbedingte Unterstützung durch die Direktorin des Hauses, Prof. Marion
Ruisinger. Frau Ruisinger hat sich in Zusammenarbeit mit dem Ingolstädter
Kulturreferat bei der Konzeption des Volontariats für die unbedingte Einhaltung
der Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes erfolgreich eingesetzt. Dieses
freiwillige Engagement und damit verbundene Verantwortungsbewusstsein auf der
Leitungsebene war ausschlaggebend für die Verleihung des „Goldenen V“ 2016 an
das Deutsche Medizinhistorische Museum in Ingolstadt.
Die dritte
Auszeichnung wird an die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz
Sommerpalais im Greizer Park verliehen. Die Volontärin erhält Vollzeitmentoring
durch die Direktorin und eine gründliche Einführung in die verschiedenen
Bereiche des Hauses. Sie trifft auf ein offenes kollegiales Miteinander, in dem
ihre Vorschläge und Anregungen ernst genommen werden. Über die Existenz des
neuen Volontariats und dem damit verbundenen Projekt, wurde die Presse gleich zu
Beginn informiert und so das öffentliche Bewusstsein gestärkt. In einer
strukturschwachen Region, in welcher sich die Förderung für Kulturprojekte oft
als schwierig gestaltet, hat das Konzept am Sommerpalais Greiz, welches durch
den Thüringischen Musemsbund unterstützt wird, wichtigen Vorbildcharakter.
Deswegen vergibt der Arbeitskreis ein „Goldenes V 2016“ nach Greiz.
Das
Ausbildungskonzept Volontariat dient dazu, den Übergang vom Studium in die
wissenschaftlichen Arbeitsbereiche an Museen und ähnlichen Kultureinrichtungen
zu ermöglichen. Der Begriff „Volontariat“ ist jedoch rechtlich nicht definiert.
Die Rahmenbedingungen oder das Gehalt sind von der Vertragsform und damit vom
Ermessen des jeweiligen Arbeitgebers abhängig. Als „ausbildungsähnlich“
deklariert, fehlt es an strukturierten Ansprüchen auf Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen, sowie arbeitsrechtlichen Sicherheiten.
2009
veröffentlichte der Deutsche Museumsbund (DMB) gemeinsam mit ICOM Deutschland
einen Leitfaden für die Rahmenbedingungen des wissenschaftlichen Volontariats.
Außerdem wurde die Initiative „Vorbildliches Volontariat“ des Arbeitskreises ins
Leben gerufen. Viele Organisationen nahmen dieses als Gelegenheit, die von ihnen
angebotene wissenschaftlich-praktische Ausbildung zu überdenken und die Chancen
und Möglichkeiten dieses Formats deutlich zu verbessern. Dennoch verzeichnen der
Arbeitskreis Volontariat und der DMB nach wie vor viele missbräuchliche
Volontariatsverhältnisse an musealen Einrichtungen.
Die Ansätze, ein
Volontariat für den Volontär und das Haus wertvoll zu gestalten, sind wichtige
Schritte für museale Organisationen und ihren wissenschaftlichen Nachwuchs
gleichermaßen. Der Arbeitskreis Volontariat hofft, dass sich diese Beispiele
positiv auf die Museumslandschaft in Deutschland auswirken werden und so ein
wichtiger Beitrag für die Zukunftsfähigkeit deutscher Museen geleistet wird.