Lebendes Buch im Stadtmuseum



Ingolstädter Professoren stellen Buchschätze aus der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek vor.

(ir) Passend zum Wissenschaftsjahr bereichert ein neues multimediales Angebot ab sofort die Dauerausstellung des Stadtmuseums: ein Lebendes Buch mit dem Titel „Ingolstädter Professoren stellen Buchschätze aus der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek vor“.



Die Besucher können selbst im Buch blättern und die Seiten werden mit Film- und Tonelementen zum Leben erweckt. Auf der ersten Doppelseite erscheint ein Bücherregal, aus dem die auf den folgenden Seiten präsentierten Bücher herausfliegen: Johannes Eck‘ deutsche Bibel-Übersetzung von 1537, das 1540 in Ingolstadt erschienene „Astronomicum Caesareum“ von Peter Apian, Leonhart Fuchs‘ berühmtes Kräuterbuch aus dem Jahr 1543, Johannes Aventinus‘ 1580 gedruckte Darstellung der bayerischen Geschichte und schließlich Philipp Apians Bairische Landtafeln aus dem Jahr 1568.



Jedem Buch ist eine Doppelseite gewidmet. Am Rand erscheint der Professor, der das Buch verfasst hat und erzählt darüber. Gleichzeitig werden die Buchseiten passend animiert: So wachsen aus Leonhart Fuchs‘ Kräuterbuch Erdbeeren, während er deren medizinischen Nutzen erläutert. Städteansichten aus Philipp Apians Nachlass und zeitgenössische Reiterfiguren untermalen seine Erzählung der ersten bayerischen Landesvermessung.



Besonders spannend ist das Astronomicum Caesareum, das als Meisterwerk der Buchkunst der Renaissance gilt und dem gleich zwei Doppelseiten gewidmet wurden: Zuerst präsentiert Peter Apian seine Himmelskarte mit den Sternbildern und auf der nächsten Seite die Planetenscheibe des Mars. Er demonstriert, wie man mit der drehbaren Scheibe die Position des Mars an einem beliebigen Datum bestimmen kann.



Hinter dieser Animation steckt viel Arbeit, da es dem Team des Zentrums Stadtgeschichte ein Anliegen ist, die Drucke im Lebenden Buch nicht nur auf unterhaltsame Weise, sondern auch wissenschaftlich korrekt zu vermitteln. Deshalb musste die komplizierte Handhabung der Planetenscheibe erst aufwändig studiert werden, um in der Animation zu zeigen, wie man sie benutzt und damit tatsächlich die korrekte Position des Mars bestimmen kann.



Ein weiteres Anliegen ist es, das Lebende Buch möglichst allen Menschen zugänglich zu machen. Deshalb kann neben Deutsch und Englisch als dritte Sprachoption „Barrierefrei“ ausgewählt werden. In dieser Variante sind die Sprechtexte in Leichter Sprache zu hören, um auch Menschen mit Lernschwierigkeiten zu erreichen. Auch für jüngere Kinder ist die Leichte Sprache besser verständlich. Zudem wird ein Gebärdendolmetscher eingeblendet. Für die aufwändige Erstellung und Einbindung der Gebärdenvideos wird das Stadtmuseum in Kooperation mit dem Gehörlosenverein Ingolstadt mit 5.000 Euro von Aktion Mensch gefördert.