(ir) Im Museum für Konkrete Kunst (MKK) findet die zweite MKK Lecture
im Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Surfaces“ statt.
Professor Thomas Schnalke, der Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums
der Charité, spricht am Donnerstag, 19. November um 19:00 Uhr zum Thema „Unter
die Haut und zurück ins Leben. Wachsmoulagen zwischen Medizin und Museum“.
Der Eintritt beträgt 5,00 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.
Die Ausstellung über den Künstler Adolf Fleischmann verbindet Kunst und
Medizin, denn Fleischmann war zehn Jahre lang für die Chirurgische Klinik in
Zürich als Moulagenbildner tätig. Seine Aufgabe bestand darin, erkrankte
Körperteile in Wachs zu verewigen – für Lehre und Forschung. Elf der von ihm
geschaffenen chirurgischen Wachsmoulagen sind derzeit im MKK zu sehen. Das MKK
widmet deshalb drei seiner MKK-Lectures dem Thema „Moulagen“. Den Anfang macht
Thomas Schnalke mit einem Überblick über die Geschichte und Bedeutung von
Moulagen. Er zeigt dabei am Beispiel der Moulage, wie sich die Blicke in und auf
den Körper gewandelt haben und welche Rolle dabei das plastische Wachsbild im
Konzert der medizinischen Medien gespielt hat.
Starke Stücke in einem
medizinhistorischen Museum sind oft echte Dinge: Amputationssägen und
Brenneisen, schwarze Lungen und rachitische Skelette. Wirkung entfalten aber
auch Nachbildungen, darunter vor allem Körpermodelle aus Wachs. Seit dem 16.
Jahrhundert haben Anatomen den Bau des menschlichen Körpers systematisch am
Sektionstisch studiert. Seit dem 18. Jahrhundert hielten sie ihre Erkenntnisse
an verschiedenen Orten in Wachsmodellen fest. Im 19. Jahrhundert holten am
Krankenbett tätige Ärzte das Wachs in die Klinik. Sie ließen sich für ihren
Unterricht Abdrücke von der Haut ihrer Kranken fertigen, die an Naturnähe und
Eindrücklichkeit nichts zu wünschen übrig ließen. Heute sind diese Moulagen im
Museum angekommen und erzählen dort vielfältige Geschichten. Unter anderem geben
sie dem historischen Patienten ein Gesicht.
Zum Referenten:
Thomas Schnalke, Studium der Humanmedizin in Würzburg und Marburg. Ab 1988
wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichte der Medizin der
Universität Erlangen-Nürnberg, 1993 Habilitation für Geschichte der Medizin,
2000 Berufung auf die Professur für Geschichte der Medizin und Medizinische
Museologie an der Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität zu
Berlin verbunden mit der Leitung des Berliner Medizinhistorischen Museums.
Besonderes wissenschaftliches Interesse: u. a. Geschichte der Moulage.
Zahlreiche Ausstellungen zu medizinhistorischen Themen sowie im Grenzbereich
zwischen Wissenschaft und Kunst.
Thomas Schnalke ist Mitherausgeber und Autor
des Begleitbands zur Ausstellung „Surfaces. Adolf Fleischmann zwischen Kunst und
Medizin“. Er übernimmt die Ausstellung 2016 zur Präsentation im Berliner
Medizinhistorischen Museum der Charité.