Impfschutz bei Kindern nicht vollständig


 
Kleinkinder ohne Impfung: Die höchsten Raten in den Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen.

(ir) In Bayern haben fünf Prozent der im Jahr 2016 geborenen Kinder bis zu ihrem zweiten Geburtstag keine Impfung. In Sachsen und Thüringen sind es sogar jeweils sechs Prozent. Die drei Freistaaten haben damit in Deutschland die höchsten Raten an Kleinkindern ohne Impfung. Bundesweit liegt die Quote bei knapp vier Prozent, Spitzenreiter ist Saarland mit 1,5 Prozent. Das zeigt der Innovationsreport 2019 der Techniker Krankenkasse (TK), bei dem auch der Impfstatus der Kleinkinder ausgewertet wurde.



Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Kleinkinder bis zwei Jahren insgesamt 13 Impfungen. Darunter sind beispielsweise Immunisierungen gegen Masern, Keuchhusten, Windpocken oder Röteln. Den vollständigen Impfschutz haben in Bayern knapp 39 Prozent der Kleinen, in Sachsen sind es 32 Prozent. Dahinter liegt nur noch Hessen mit 28 Prozent. Bundesweiter Spitzenreiter ist hier Mecklenburg-Vorpommern, wo rund doppelt so viele Kleinkinder den vollständigen empfohlenen Impfschutz haben.

„Mit einer Impfung schützen die Eltern nicht nur ihr Kind vor einer Ansteckung, sondern auch die anderen Kinder“, sagt Christian Bredl, Leiter der TK in Bayern. „Je höher der Anteil der geimpften Menschen ist, desto weniger kann sich ein Erreger ausbreiten“. Von einer hohen Impfquote profitieren vor allem Neugeborene und Säuglinge, die so vor ihrer ersten Impfung besser geschützt sind. Das gilt auch für Menschen, die aufgrund anderer Erkrankungen nicht geimpft werden können.



„Ursachen für niedrige Impfquoten sind meist zu wenige Informationen und ein Mangel an Aufklärung“, so Bredl. Wie hoch das Defizit ist, zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der TK. Demnach fühlt sich jeder vierte Befragte in Bayern weniger gut oder sogar schlecht über das Thema Impfen informiert. Jeder Fünfte im Freistaat interessiert sich wenig oder gar nicht für diese Materie. Genauso viele wissen nicht wo ihr Impfpass ist oder müssten diesen erst suchen. Bedenklich ist auch, dass 19 Prozent der Bayern - doppelt so viele wie im Bund - nicht regelmäßig den Impfstatus ihrer Kinder beim Arzt überprüfen lassen.

Die Krankenkassen könnten ihre Versicherten stärker als bisher unterstützen. Ein smartes Service- und Erinnerungstool, das Krankenkassen in die vom Gesetzgeber beschlossene elektronische Patientenakte integrieren würden, könnte zum Beispiel an fällige Impfungen erinnern. Bredl: „Bei der elektronischen Gesundheitsakte TK-Safe, die seit rund einem halben Jahr allen Versicherten der Kasse zur Verfügung steht, gibt es das bereits.“ Wird auch noch der digitale Impfpass zur Realität, würde endlich das lästige Suchen nach Unterlagen wegfallen. „Dann hätte jeder, der es wünscht, in seinem Smartphone übersichtlich und kompakt alles immer dabei“, erklärt der bayerische TK-Chef.