Informationen und Kultur am 10. Dezember im Foyer des Ingolstädter Stadttheaters.
(ir) Zum 20. Mal veranstaltet Amnesty International Ingolstadt den großen „Tag der Menschenrechte“, ein Jubiläum, das auch dazu verpflichtet, im Engagement nicht nachzulassen. Denn das hohe Gut der Menschenrechte ist fast überall in der Welt gefährdet.
Ingolstadt berührt besonders ein Schicksal: Su Changlan, die 45-jährige Lehrerin aus Foshan, der chinesischen Partnerstadt von Ingolstadt, war wegen ihres friedlichen Engagements für Demokratie zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Obwohl sie im Oktober dieses Jahres freikam, besteht nach wie vor große Sorge um sie. Ihr Gesundheitszustand hat sich in der Haft gravierend verschlechtert. Schon jetzt ist bekannt, dass sie streng überwacht, jeder ihrer Schritte, jede Äußerung kontrolliert wird. Amnesty wird sich weiter für sie engagieren.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht traditionell die Rede eines renommierten Zeitgenossen. In diesem Jahr konnte Dr. Jürgen Micksch gewonnen werden. Sein Thema: „Menschen auf der Flucht – eine Jahrhundertaufgabe“.
Die Biographie des Theologen und Soziologen Jürgen Micksch besticht durch ein ungewöhnlich intensives Engagement, das überall dort ansetzt, wo sich bedrängende Fragen des interkulturellen und interreligiösen Zusammenlebens, der Not von Menschen am Rand der Gesellschaft und der globalen Ungerechtigkeit auftun. Die Antworten von Micksch sind kompromisslos.
Er hat eine Vielzahl von Initiativen gegründet oder mitbegründet: PRO ASYL, die Interkulturellen Woche, den Interkulturellen Rat in Deutschland, den Bayerischen Flüchtlingsrat, das Deutsche Islamforum, die Obdachlosenzeitung BISS, die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus und anderes. Die SZ nennt Micksch einen „unbeugsamen Optimisten“. Heute treiben ihn vor allem der Rechtsextremismus und der Islamhass um.
Micksch hatte diverse leitende Aufgaben in der evangelischen Kirche. So war er von 1984 bis 1993 stellvertretender Direktor der evangelischen Akademie Tutzing. Interessanter Farbtupfer: Jürgen Micksch wirkte als Kinder- und Jugenddarsteller in zahlreichen Theaterstücken, unter anderem in den Münchner Kammerspielen und in Filmen mit.
Die musikalische Gestaltung übernimmt das mehrfach ausgezeichnete „Royal Street Orchestra“ aus Wuppertal: neun Musiker, die seit Jahren trotz unterschiedlichster kultureller Prägungen gemeinsam agieren und denen die Menschenrechte ein Anliegen sind. Das Markenzeichen der Band: traditionelle und euro-orientalische Tonkunst in Verbindung mit westlich geprägter Klubmusik. Die multikulturell besetzte Band wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit dem deutschen Weltmusikpreis der ARD und des Rudolstadtfestivals.
Beginn der Veranstaltung ist um 10:30 Uhr mit dem „Roval Street Orchestra“. Vor Dr. Mickschs Vortrag um 11.:15 Uhr ist schon erste Gelegenheit, sich an der großen Informationsbörse über die Arbeit von Amnesty International und anderer Menschenrechtsgruppen zu informieren und sie zu unterstützen.
Amnesty setzt sich nicht nur für Su Changlan ein, sondern klinkt sich außerdem in den alljährlichen Briefmarathon ein mit einem weiteren Fall aus China, aber auch mit Fällen aus der Türkei, Jamaika, Honduras, Israel unter anderem Hunderttausende Menschen in allen Teilen der Welt schreiben innerhalb weniger Tage Millionen Briefe. Jeder Brief zählt, denn jeder Brief kann helfen, Folter zu verhindern, Menschen vor unfairen Prozessen zu schützen und Menschenleben zu retten.
Eine besondere Bereicherung der Informationsbörse ist in diesem Jahr das Projekt von 16 Schülerinnen und Schülern des Katharinen-Gymnasiums. Elftklässler stellen vor, wie sie mit Frauen, die aus Somalia geflohen sind und derzeit die Berufsschule besuchen, gemeinsam an Erfahrungen von Flucht- und Integration arbeiten.
Der Vormittag im Dienste der Menschenrechte endet nach weiterer Musik und Bewirtung etwa um 13:30 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Für die Kinderbetreuung sorgt Afroskop, ein Verein, der Witwen und Waisenkinder in einem Dorf in Kenia unterstützt.
In Kooperation mit dem Audi-Programmkino werden zum Tag der Menschenrechte folgende Filme gezeigt:
„Die andere Seite der Hoffnung“ von Aki Kaurismäki, der die Begegnung eines syrischen Flüchtlings mit einem Restaurantbesitzer in Helsinki mit Ironie und viel Menschlichkeit beleuchtet. Außerdem „Pre-Crime“, ein Dokumentarfilm, der abwägt, wie viel Freiheit durch den Einsatz von Big Data bei erfolgreicher Verbrechensbekämpfung geopfert wird.