„Alkohol? Weniger ist besser!“


 
Die Caritas-Suchtambulanz klärt an zwei Tagen im Mai in zwei Unternehmen in Ingolstadt auf.

(ir) Die Caritas-Suchtambulanz Ingolstadt beteiligt sich an der bundesweiten Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!“ Sie tut dies bei zwei Veranstaltungen in Ingolstadt unter dem Motto „Kein Alkohol am Arbeitsplatz“ am Dienstag, 21. Mai 2019 in der Audi AG in der Ettinger Straße vor dem Betriebsrestaurant sowie in einer Werkhalle von 11:30 Uhr bis 14:30 Uhr und am Mittwoch, 22. Mai 2019 in der Firma Continental AG in der Ingolstädter Ringlerstraße 17 am Standort Foyer/Werkschutz von 11:00 Uhr bis 15:00 Uhr statt. Die Caritas-Mitarbeitenden werden dort verschiedene Angebote machen: zum Beispiel direkte Eindrücke über das Alkoholproblem durch Rauschbrillen geben und Informationstafeln über Mythen und Fakten zur Problematik sowie stille Diskussionen auf Plakaten ermöglichen. Der Aktionstag soll sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Führungskräfte für einen angemessenen Umgang mit diesen ansprechen. „Es geht nicht nur speziell um das Trinken am Arbeitsplatz, sondern allgemein um den Umgang mit abhängigen Mitarbeitern und den Auswirkungen auf die Arbeit“, erklärt Sandra Stenner, die für die Caritas-Suchtambulanz arbeitet, und informiert: „Wir haben häufig Klienten, die von Arbeitgebern zu uns geschickt werden, da sonst der Verlust des Arbeitsplatzes drohen könnte.“



Die Caritas will Sandra Stenner zufolge vor allem deutlich machen, „dass Alkohol am Arbeitsplatz nicht vertuscht werden sollte“. Sie bittet Führungskräfte sowie andere Mitarbeitende in Betrieben: „Sprechen Sie Veränderungen, die Ihnen auffallen, persönlich mit der betroffenen Person an. Je eher Sie das tun, desto besser für alle Beteiligten.“ Im Arbeitsalltag, so ihre Erfahrung, erfolge jedoch oft kein persönliches Gespräch: „Das direkte berufliche Umfeld des oder der Konsumierenden kaschiert Fehler und leistet Mehrarbeit, damit die Probleme unentdeckt bleiben. Manchmal wird über Jahre gedeckt.“ Dann verfestige sich das problematische Verhalten. Dabei zähle zum Alkoholeinfluss am Arbeitsplatz nicht nur die Einnahme direkt dort, so Stenner: „Auch der Konsum am Morgen oder die Auswirkungen von Alkoholkonsum am Vorabend können sich negativ auf die Arbeit auswirken.“

Verbessert werden muss nach Erfahrung der Caritasmitarbeiterin vor allem die Kommunikation: „Kolleginnen und Kollegen tun sich häufig schwer in der Ansprache. Der Alkoholkonsum des Arbeitskollegen oder der Arbeitskollegin ist ihnen selbst unangenehm, aber mehr noch fürchten sie das Gespräch.“ Noch schwieriger werde es, wenn es um den Vorgesetzten oder die Vorgesetzte geht. Doch auch hier gelte: „Schweigen hilft keinem! Es gibt viele Möglichkeiten und Hilfestellungen, Alkoholproblematiken am Arbeitsplatz anzusprechen.“ Auf diese will die Suchtambulanz bei den Veranstaltungen aufmerksam machen.



Kein Alkohol am Arbeitsplatz – dafür gibt es allein statistisch gute Gründe: Fachleute schätzen, dass zehn Prozent aller Beschäftigten - von der Geschäftsführung bis zur Aushilfskraft - aus gesundheitlicher Sicht zu viel trinken. Fünf Prozent von diesen Personen trinken demnach riskant und weitere fünf Prozent sind suchtgefährdet. Nach Mitteilung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), die die Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!“ bundesweit organisiert, fehlen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer Suchtproblematik bis zu 16 Mal häufiger als die Gesamtbelegschaft.