Die Ingenium-Stiftung stellt Weichen für die Zukunft.
(ir) Rund 1,7 Millionen Menschen sind in Deutschland aktuell an Demenz erkrankt, Tendenz steigend. Denn Jahr für Jahr treten mehr als 300.000 Neuerkrankungen auf. Infolge der demografischen Veränderungen kommt es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Aus diesem Grund nimmt die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich zu.
„Allein in der Region Ingolstadt leben rund 12.000 Menschen, die die Diagnose Demenz bekommen haben. Genau für diese Menschen und ihre Angehörigen wollen wir mit unseren Beratungs- und Hilfsangeboten da sein“, erklärt die Vorsitzende der Stiftung Mathilde Greil. Diese Hilfe hat unterschiedliche Gesichter. Angefangen bei Informationsveranstaltungen über Forschung bis hin zur Möglichkeit des betreuten Wohnens.
Mit Blick auf die künftigen Herausforderungen und um die aktuellen Projekte noch schneller vorantreiben zu können, hat sich die Ingenium-Stiftung jetzt neu aufgestellt. „Wir haben die Weichen für die Zukunft gestellt – sowohl in personeller als auch finanzieller Hinsicht. Ich freue mich verkünden zu dürfen, dass die Stiftung schuldenfrei ist. Das gibt uns die Möglichkeit, uns weiter intensiv in der Forschung zu engagieren und unser Schulungsangebot auszubauen“, so Mathilde Greil. Neben der 81-jährigen Ingolstädterin als Vorsitzende wirken nun die Unternehmerin Deniz Türedi als stellvertretende Vorsitzende sowie der Unternehmer Oskar Platzer im Vorstand mit.
Deniz Türedi ist es wichtig, die aktuellen Projekte der Stiftung weiter voranzutreiben und in der Region zu etablieren. „Wir werden uns intensiv mit dem Ausbau unserer Weiterbildungsprogramme beschäftigen“, so die 45-Jährige. „Es ist ganz wichtig, dass sowohl Fachpersonal als auch die Pflegekräfte in Kliniken oder ambulanten Pflegediensten sowie Angehörige, die zu Hause die Pflege übernehmen, auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse sind“.
Für Deniz Türedi war es keine schwere Entscheidung, sich im Vorstand der Stiftung zu engagieren. Sie selbst hat als Angehörige das lange Leiden ihrer an Alzheimer erkrankten Oma miterlebt. „Ich konnte von Deutschland aus nicht viel für meine Oma tun. Es hat mich bei jedem Besuch schwer getroffen, wenn sie mich nicht mehr erkannt hat“, so Türedi. „Mit meiner Arbeit für die Stiftung kann ich jetzt etwas zurückgeben. Ich werde viel lernen und freue mich auf die Zusammenarbeit mit einem sehr kompetenten Team.“
Ein Angebot der Ingenium Stiftung ist der im Auftrag der Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt seit 2004 regelmäßig stattfindende elftägige Kurse für pflegende Angehörige und ehrenamtlich Tätige, die vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege anerkannt werden. In diesen Kursen erfahren die Teilnehmer, wie Alzheimer oder Demenz Erkrankte ihre Umwelt wahrnehmen und lernen so, richtig zu
reagieren. Die ehrenamtlich Tätigen werden bei der Betreuung sowohl in den wöchentlich stattfindenden Treffen der Demenzkranken als auch im häuslichen Einsatz gebraucht, um die Angehörigen zu entlasten. Am Ende des Kurses wird den Teilnehmern ein Zertifikat ausgehändigt. „Demenz ist eine Krankheit, die sich auf die ganze Familie bzw. das Umfeld des Betroffenen auswirkt. Aufgabe der Ärzte ist es, sich um den Erkrankten zu kümmern, dafür zu sorgen, dass er bestmöglich behandelt wird. Um die Angehörigen kümmern wir uns. Genauso ist es uns besonders wichtig, professionell Pflegende entsprechend zu schulen“, fügt Türedi hinzu. Die wissenschaftliche Leiterin Christina Derr gibt bereits jetzt regelmäßig Unterricht an Einrichtungen für Fort- und Weiterbildung im sozialen Bereich in Ingolstadt.
„Natürlich legen wir auch einen großen Wert auf unsere wissenschaftliche Arbeit,“ so Oskar Platzer. „Hier läuft aktuell unter der Federführung von unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Gerontologin Christina Derr ein interessantes Projekt. Im Rahmen einer Versorgungsforschung zur frontotemporalen Demenz, die als eine mögliche Ursache von Demenz bei Patienten unter 65 Jahren gilt, soll ein Leitfaden für die bestmögliche Versorgung erstellt werden. Das dreijährige Projekt wird unter anderem vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert.“ Oskar Platzer aus Ingolstadt gehört nun ebenfalls zum Vorstand der Ingenium Stiftung. Er will sich dafür einsetzen, dass für an Demenz erkrankte Menschen mehr getan wird. „Die Menschen haben Angst über das Thema zu sprechen. Unsere Aufgabe ist es, mehr darüber zu kommunizieren, damit leichter über das Thema gesprochen wird“, so der 64-jährige Unternehmer. „Wir dürfen die Menschen nicht vergessen, nur weil sie vergessen.“ Persönlich ist es Oskar Platzer wichtig, seine Erfahrungen in die Stiftung einzubringen. „Wenn Sie zusehen müssen, wie dramatisch es ist, wenn an Demenz erkrankte Menschen selbst feststellen, dass sie vergessen zu sprechen, kommen Sie automatisch zum Schluss, dass sich unsere Gesellschaft diesem Thema stellen muss. Krankheit und Tod gehören zum Leben dazu.
In den kommenden Wochen und Monaten soll auch die Kooperation mit der AOK Bayern und dem Landesverband Bayern der Alzheimer Gesellschaft fortgesetzt werden. Bei der „Schultour“ werden Kinder und Jugendliche für das Thema Demenz sensibilisiert. So soll auch ihnen mehr Verständnis für Betroffene vermittelt werden. In der Region haben bereits die staatliche Realschule am Keltenwall in Manching und die Freiherr-von-Ickstatt-Realschule in Ingolstadt teilgenommen.
Dem Vorstand steht ein Stiftungsbeirat zur Seite, der zum Teil neu besetzt wurde. Ihm gehören Dekan Prof. Stefan Schieren, die Stadträtin Simona Rottenkolber, die Kabarettistin Maxi Grabmaier, der Geriater Albrecht Kühnle und der Rechtsanwalt Peter Lutz an.
Das Foto zeigt von links nach rechts Deniz Türedi (stellv. Vorsitzende), Oskar Platzer und Vorsitzende Mathilde Greil, die den neuen Vorstand der Ingenium Stiftung binden.