Digitales Existenzgründerzentrum ja, aber so nicht!

(ir) Die Ingolstädter Sozialdemokraten sind für ein digitales Gründerzentrum in Ingolstadt, aber nicht im Kavalier Dallwigk, wie sie deutlich zum Ausdruck bringen.

Die SPD Stadtratsfraktion unterstützt die Pläne, ein digitales Gründerzentrum als wichtigen künftigen Bestandteil der Technischen Hochschule nach Ingolstadt zu holen. Als Standort kommt allerdings der Kavalier Dallwigk auf keinen Fall in Frage, teilten Fraktionsvorsitzender Achim Werner und der Sprecher im Stadtentwicklungsausschuss, Dr. Manfred Schuhmann nach der ersten Fraktionssitzung im neuen Jahr mit.

Die Sozialdemokraten attackieren insbesondere das Vorgehen des Präsidenten der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), Prof. Schober und des Ingolstädter Oberbürgermeisters Dr. Christian Lösel. Über die Medien teilten die beiden der Öffentlichkeit und dem Stadtrat mit, dieses digitale Gründerzentrum nach Ingolstadt zu holen und im Kavalier Dallwigk unterzubringen. „Was scheren mich einstimmige Beschlüsse des Stadtrats, dort ein Donau Erlebniszentrum unterzubringen?“ mag sich der OB gedacht haben. Dies glauben zumindest die Ingolstädter Genossen. Die Meinungsbildung des Stadtrats wird vor der Diskussion im Gremium über die Presse betrieben – von Bürgerbeteiligung ganz zu schweigen.

Nach Auffassung der Sozialdemokraten ist gerade in einer Stadt, in der die digitale Entwicklung am und im Automobil ein Schwerpunkt ist, so ein Zentrum richtig und wichtig. Audi plant nicht umsonst auf dem ehemaligen Bayernoil Gelände einen Innovationscampus. Würde da so ein digitales Gründungszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft nicht ideal dazu passen, fragen Werner und Schuhmann.

Oder, wenn es denn vor der Haustür der Hochschule sein soll, dann im so genannten Körnermagazin – gerade mal über der Straße? „Da müsste man halt ernsthaft verhandeln, anstatt nach Ausflüchten zu suchen, warum es dort nicht gehen soll“ so die Genossen weiter.

Das Gießereigelände - ein Filetstück europäischen Ranges - war unisono immer für Wissenschaft, Kongress & Gastronomie, Kultur und die eigene Bevölkerung gedacht. Drei Wettbewerbe hat dieses Gelände mittlerweile erlebt. „In den Kavalier Dallwigk sollte das Museum für Konkrete Kunst und Design einziehen. Der Vorschlag ‚Wolkenbügel‘ des Architekten Braunfels war der Mehrheit leider zu spektakulär“ so die Sozialdemokraten weiter.

Der Eigentümer forderte die Sammlung Winkler zurück - entnervt vom Ingolstädter Hickhack, wie die SPD meint. Das denkmalgeschützte Festungsbauwerk dümpelte weiter vor sich hin.
2005 beschließt der Stadtrat ein Projekt „Europäisches Donaumuseum“, im Stadtmuseum wird ein Projektraum eingerichtet. 2010 erarbeitet die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt im Auftrag der Stadt eine inhaltliche Rahmenkonzeption „Europäisches Donaumuseum Ingolstadt“.

Nach Vorarbeit des Fördervereins kann 2011 eine Kooperationsvereinbarung mit den Staatlichen naturkundlichen Sammlungen Bayerns geschlossen werden. Der Generaldirektor sichert in einer Unterstützungserklärung dem Projekt wissenschaftliche Beratung, Austausch von Schaustücken und fachlichen Austausch in den Bereichen Forschung und Bildung zu.

2012 wird ein „Leitbild für das Europäische Donaumuseum Ingolstadt“ mit allen beteiligten städtischen Referaten, der katholischen Universität und dem Förderverein erarbeitet. Das renommierte Büro Landschaftsarchitekten Irene Burckhardt erstellt eine „Städtebauliche und freiraumplanerische Konzeption Kavalier Dallwigk mit Donaumuseum“.

Schließlich stellt die EU das Projekt in das Interregionale Entwicklungskonzept IRE ein, was eine Förderung von bis zu fünf Millionen Euro ermöglicht.
Und da erdreisten sich die Freien Wähler, in einer Pressemitteilung von einem imaginären Museum zu sprechen. „Ein gröberer Fall kommunalpolitischer Ahnungslosigkeit ist uns noch nicht vorgekommen“, stellen Werner und Schuhmann fest. Dies sei umso verwunderlicher, als der FW-Referent Wolfgang Scheuer das Projekt immer mit Begeisterung mitgetragen habe.

Die Ingolstädter Sozialdemokraten wollen verhindern, dass Ingolstadt schon wieder eine große Chance, den Tourismus anzukurbeln, liegen lässt. „Naturwissenschaftliche Einrichtungen sind national und international wahre Publikumsmagneten. ‚Mensch und Natur‘ in München wird das zweite Mal erweitert“ so die Genossen weiter.

Ingolstadt liegt am Donauradwanderweg - schon jetzt kommen jährlich zirka 40.000 Radwanderer nach Ingolstadt und fahren meist weiter, weil es an der nötigen Infrastruktur fehlt, glaubt die SPD. In Kelheim gibt es in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes kostenlose Fahrradboxen. Unbeschwert können die Radwanderer donauabwärts Rast machen und die Stadt erkunden.

Der Städtetourismus in Deutschland nimmt rasant zu. Und Ingolstadt würde ohne Not auf eine echte Attraktion verzichten - nicht nur für die Touristen, sondern auch für die Bewohner der Region. „Die Stadt ist dabei, einen kapitalen Bock zu schießen. Das wollen wir verhindern“, sagen Werner und Schuhmann abschließend.