(ir) Schülern der Fronhofer-Realschule werden die Folgen von
Alkoholisierung vor Augen geführt.
„Party“ – ein Wort, das
unter Jugendlichen für Feierlaune, ausgelassene Stimmung steht, als Abkürzung
„P.A.R.T.Y.“ dagegen für etwas ganz anderes: die schwerwiegenden Folgen, die
feuchtfröhliche Feiern für viele junge Menschen immer wieder haben. Dabei ist
nicht etwa der Kater am Tag danach gemeint, sondern die schweren Unfälle, die
sich oft nach Partys und Diskobesuchen ereignen. Die Initiative wirbt dafür
besonders eindringlich: Sie zeigt den Jugendlichen die Folgen besonders
deutlich, nämlich dort, wo sie oft behandelt werden: In den Notaufnahmen von
Krankenhäusern – nun erstmals auch in Ingolstadt: Im Klinikum waren am
vergangenen Donnerstag 130 Jugendliche der Fronhofer-Realschule zu Gast, um sich
zu informieren, wie fatal die Kombination aus Alkohol und Straßenverkehr enden
kann.
Beim Anblick der
schockierenden Bilder verziehen sich viele Minen und manch einer der
Jugendlichen schließt die Augen oder blickt zur Seite. Zu sehen sind schwere
Verletzungen, die aus Unfällen stammen – Bilder wie sie Unfallchirurgen wie
Prof. Dr. Michael Wenzl nur zu gut kennen. „Solche Fälle sehen wir gerade im
Sommer leider meist jede Woche mehrere“, berichtet der Direktor der
Chirurgischen Klinik II im Klinikum Ingolstadt den Realschülern der
Fronhofer-Realschule im Veranstaltungssaal des Ingolstädter
Schwerpunktkrankenhauses. Nicht selten seien dabei auch junge Leute betroffen
und Alkohol und Drogen im Spiel, sagt er. Rund 130 Jugendliche folgen gespannt
seinen Ausführungen. Als Unfallchirurg kann Wenzl den Schülern aus eigener
Erfahrung von der Behandlung von Unfallopfern berichten.
Wie das im
Klinikum geschieht, konnten die Jugendlichen anschließend bei Besuchen an
verschiedenen Stationen im Klinikum erleben. In der Notaufnahme erfuhren sie
etwa, wie Unfallopfer sofort versorgt und untersucht werden, bei einer
Vorführung mit einer Hightech-Trainingspuppe, wie Wiederbelebung funktioniert
und welche Sofortmaßnahmen bei einem Unfall durchgeführt werden. Staunende
Blicke machen die Jugendlichen auch bei Besuchen auf der Intensivstation, wo sie
sehen, wie Schwerkranke und Verletzte versorgt werden, oder bei den
Physiotherapeuten, wo auch die Langzeitfolgen vieler Unfallverletzungen deutlich
werden.
Eindrucksvolle Fixierübung
Für den einen oder
anderen Lacher, aber auch staunende Blicke sorgte ein Besuch auf einer
Pflegestation, wo je ein Jugendlicher ausprobieren konnte, wie es ist, per
Fünf-Punkt-Fixierung an ein Fixierbett gefesselt zu sein. Solche Betten werden
eingesetzt, um Menschen im schweren Drogenrausch zu fixieren, wenn es nicht mehr
anders geht. Zuvor hatte bereits Stefan Hagen, Leiter des Ingolstädter
Rauschgiftkommissariats, den Jugendlichen besonders spannend und eindrücklich
vermittelt, welch verheerende Folgen Drogen verschiedenster Art von Marihuana
bis hin zu Badesalz oder Kräutermischungen haben können – nicht nur, wenn es im
Rausch zu Unfällen kommt.
„Ich bin begeistert, wie interessiert und unglaublich diszipliniert die
Jugendlichen das umfangreiche Programm verfolgt haben“, freut sich Wenzl. Er und
die anderen Experten ernteten am Ende auch donnernden Applaus und ein positives
Feedback von Schülern und den Lehrkräften der Ingolstädter Realschule. Diese
besonders direkte Art der pädagogischen Vermittlung, die die Folgen von
unverantwortlichem Umgang mit Alkohol und Drogen oder Leichtsinn unter
Jugendlichen in den Mittelpunkt stellte, kam offenbar gut an. „Ich glaube, dass
das wirklich etwas bringt. Ich hoffe es zumindest“, sagt Wenzl. „Wenn wir nur
einen jungen Menschen vor einem schweren Unfall bewahrt haben, dann war das
schon ein großer Erfolg.“ Nach der erfolgreichen Premiere soll der
„P.A.R.T.Y.“-Tag deshalb auch im nächsten Jahr wiederholt werden.
Weltweite Kampagne
Er ist Teil einer weltweiten Kampagne,
die in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
unterstützt wird. Das Akronym „P.A.R.T.Y“ steht für „Prevent Alkohol and Risk
Related Trauma in Youth“, also die Prävention von (Verkehrs-)Unfallverletzungen
unter Jugendlichen, die häufig durch Alkohol- oder Drogenkonsum,
Selbstüberschätzung oder bewusste Nachlässigkeit verursacht werden. Die Idee
dafür wurde vor 30 Jahren von einer Krankenschwester in Toronto ins Leben
gerufen und wird seitdem von Ärzten und Kliniken vorangetrieben. Nach 30 Jahren
ist „P.A.R.T.Y“ eines der weltweit erfolgreichsten Präventionsprogramme für
Schulklassen und Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren in Zusammenarbeit mit
führenden Unfallkliniken. Nun ist es auch in Ingolstadt angekommen.
Das Foto zeigt Prof. Dr. Michael Wenzl, den Direktor der Chirurgischen Klinik II
des Klinikums, der Gastgeber der P.A.R.T.Y. war.