Vereinbarkeit von Kinder, Küche und Karriere – Who Cares?
(ir) Am Sonntag, 18. März ist Equal Pay Day – dies bedeutet, dass rein rechnerisch Frauen bis zu diesem Tag umsonst arbeiten. Das sind auch in diesem Jahr 77 Tage in denen Männer schon voll verdienen, während Frauen noch kein ein Einkommen haben. Dies wirkt sich nicht nur auf die Gehälter aus, sondern noch gravierender auch langfristig auf die Rentenbezüge. Frauen sind in deutlich größerem Maß von Altersarmut bedroht.
Seit 2008 wird in Deutschland der Equal Pay Day begangen. Organisiert von Business Professional Women, einer Organisation, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt. Die kommunalen Gleichstellungsstellen sind neben der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Frauenrat (DF) und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) wichtige Partner, wenn es darum geht die Ziele des Equal Pay Day in Deutschland umzusetzen. Hierbei geht es vor allem um die Aufklärung über die Ursachen des Gender Pay Gaps, die Unterschiede von Entgeltungleichheit anzugehen, alle Aktionspartner zu aktivieren und langfristig die geschlechtsspezifische Entgeltungleichheit abzubauen. Der Aktionstag ist Teil der Strategie der Bundesregierung, Lohnunterschiede bis 2020 auf zehn Prozent zu senken.
Aktuell sind es noch 21,48 Prozent Lohnunterschied, die Frauen hinter den Männern im Bruttostundenlohn liegen. Rechnet man den Vorsprung der Männer sind es 27,3 Prozent. Rechnet man das auf das Monatseinkommen um, wird die Lohnlücke noch größer: 45,3 Prozent Unterschied zwischen Männern und Frauen lassen sich errechnen, da Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer.
Wenn man das nun auf das Lebenseinkommen hochrechnet, entsteht ein „Gender Lifetime Earning Gap“ von 48,8 Prozent. Wenn man bedenkt, dass Frauen nicht nur gleich gute, sondern häufig sogar bessere Schulabschlüsse und Ausbildungs- oder Studienabschlüsse als Männer erreichen, sollte eigentlich das erzielte Einkommen auch vergleichbar sein. Leider ist dies nicht so und dadurch, dass öffentlich meist nur von den „21 Prozent“ gesprochen wird, wird die Dramatik des Unterschieds gar nicht deutlich und auch die langfristigen Auswirkungen werden nicht benannt.
In den vergangenen Jahren wurden zum Beispiel durch die Einführung des Mindestlohnes Veränderungen bewirkt. Die Auswirkungen des erst im Juli 2017 in Kraft getretenen Entgelttransparenzgesetztes sind noch nicht messbar. Gleiche und gleichwertige Arbeit muss gleich vergütet werden, um eine tatsächliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu erreichen, wie sie im Grundgesetz verankert ist. Die bisherigen Maßnahmen sind allerdings bei weitem noch nicht ausreichend. Rechnet man die Veränderungen der letzten 46 Jahre in Westdeutschland hoch, so wird es noch 129 Jahre dauern, bis die Entgeltgleichheit erreicht wird. Nimmt man die Veränderungen seit 1990 wird es noch 192 Jahre dauern.
Es sind umfangreiche Veränderungen notwendig, um nicht erst in fast 200 Jahren den Equal Pay Day abschaffen zu können. Neben den Dingen, die seitens der Politik, gemacht werden können, gilt der Appell auch Arbeitgebern, Sozialverbänden und jeder einzelnen Arbeitnehmerin, die für ihre Rechte eintreten muss und den Männern, die ihre Anteile bei einer gerechten Verteilung der häuslichen Sorge- und Pflegearbeit leisten und somit den Frauen ermöglichen Erwerbseinkommen zu erzielen.
Die Gleichstellungsstelle lädt anlässlich des Equal-Pay-Day am Mittwoch, 21. März, zu einer Veranstaltung in die Stadtbücherei ein. Unter dem Titel „Vereinbarkeit von Kinder, Küche und Karriere – Who Cares?“ gibt es um 19:00 Uhr einen Vortrag und eine Diskussion zum Thema Elternzeit von Väter und den Folgen für die Erwerbstätigkeit der Frauen geben.
Welche Rahmenbedingungen stützen das traditionelle Leitbild von Männlichkeit und Vaterschaft als Familienernährer, welche Anreize bietet das aktuelle Elterngeld?
Welche Rolle spielt die nach wie vor ungleiche Einkommensstruktur zwischen Frau und Mann bei der Entscheidung Elternzeit zu nehmen und welche Auswirkungen hat das langfristig für die berufliche Entwicklung und Altersvorsorge von Frauen und die damit verbundenen Armutsrisiken?
Das sind die Fragen die mit Luisa Streckenbach und den Gästen der Podiumsdiskussion besprochen werden können.