34 junge Flüchtlinge im Alter zwischen 17 und 32 Jahren, die vom Jobcenter betreut werden, absolvieren derzeit eine Berufsausbildung.
(ir) Die Ausbildungsberufe, für die sich die jungen Flüchtlinge entschieden haben, sind breit gefächert: Einzelhandelskauffrau/-mann, Elektriker, Kfz-Mechatroniker, Bäcker, Maurer, Arzthelferin, Pfleger, Lagerfachkraft und weitere.
Ebenso breit wie das Spektrum der Ausbildungsfächer ist das Spektrum der Auszubildenden, die aus unterschiedlichsten Ländern stammen und mit unterschiedlichsten Voraussetzungen starteten. Fast alle hatten bei ihrer Ankunft keine Deutschkenntnisse, manchmal fehlte auch eine ausreichende Schulbildung. Um für den Ausbildungsmarkt fit zu werden, besuchten sie zwei Jahre die Berufsschule in einer speziellen Berufsintegrationsklasse. Dort wurden die notwendigen Kenntnisse vermittelt sowie die Möglichkeit angeboten, den Mittelschulabschluss zu erwerben.
Diesen Weg hat auch Ubeyed Mohamud Botan eingeschlagen. Der heute 21-Jährige kam 2014 nach Deutschland, holte seinen Schulabschluss nach und befindet sich seit 2016 in der Ausbildung zum Elektroniker für Gebäudetechnik. Die Ausbildung macht ihm großen Spaß und die fachlichen Anforderungen sind für ihn kein Problem – deutlich zu sehen an den immer besseren Noten in der Berufsschule. Um seine Deutschkenntnisse zu verbessern und auch in anderen Fächern von Fall zu Fall notwendige Unterstützung zu bekommen, erhält er nach Feierabend ausbildungsbegleitende Hilfen, die vom Jobcenter organisiert und finanziert werden. So können frühzeitig Defizite oder Frustrationen abgefangen werden, um den Erfolg der Ausbildung zu sichern. Wobei sein Chef Michael Fürbacher sich sowieso sicher ist: „Ubeyed ist sehr fleißig und dazu clever – der schafft ganz sicher seinen erfolgreichen Berufsabschluss!“
Eine Ausbildung in einer ganz anderen Richtung hat sich Abdiraham Ali Awale gesucht. Nachdem er 2015 aus Somalia nach Deutschland gekommen war und ebenfalls die Berufsschulklasse besucht hatte, lernte er über Praktika verschiedene Ausbildungsberufe kennen. Dann fiel im letzten Jahr die Entscheidung für den Beruf des Bäckers. Bäckermeister Max Kuttenreich ist sehr froh darüber, denn „Abdi“ ist sehr interessiert, aufmerksam und macht sich insgesamt gut in der Ausbildung. „Er nutzt seine Chance und wir unterstützen ihn gerne auf seinem Weg“, so der Chef. Ali Awale gefällt die Ausbildung richtig gut und er stellt fest, dass er durch den Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen seine Deutschkenntnisse massiv verbessern konnte. Seit Kurzem hat er auch eine kleine Wohnung. „Nur zwei Minuten von der Arbeit entfernt“, erzählt er mit einem Lachen.
Nicht jeder, der eine Ausbildung absolvieren möchte, bringt (trotz Schule) die dafür ausreichenden Deutschkenntnisse oder andere notwendige Grundlagen mit. Der 20-jährige Biniam Angosom (Foto) aus Eritrea lernte seinen Arbeitgeber über ein Praktikum kennen und überzeugte seinen Chef sofort durch seine freundliche und hilfsbereite Art. Allerdings sah auch dieser, dass die Deutschkenntnisse, vor allem im Bereich der Fachsprache sowie weitere Grundlagen nicht für den sofortigen Start in eine Ausbildung ausreichen würden.
Seit Anfang Dezember ist Biniam Angosom daher im Unternehmen im Rahmen einer vom Jobcenter geförderten sogenannten Einstiegsqualifizierung beschäftigt, die die Voraussetzungen schaffen soll, dass es im kommenden Jahr mit der angestrebten Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechaniker losgehen kann. Während der Einstiegsqualifizierung arbeitet er im Betrieb und muss – wie in der dualen Ausbildung – die Berufsschule besuchen. Dazu kann er auch, falls notwendig, zusätzlich die ausbildungsbegleitenden Hilfen in Anspruch nehmen. Wenn alles klappt, startet dann im Herbst die eigentliche dreijährige Ausbildung – mit insgesamt verbesserten Deutschkenntnissen, dem entsprechenden Fachwortschatz und den weiteren erworbenen fachpraktischen Kenntnissen, die den Einstieg vor allem für die Berufsschulausbildung erleichtern. Andre Gebendorfer, der Chef des jungen Mannes ist optimistisch: „Wir bemerken bei Biniam jetzt schon die ersten Fortschritte und da er sehr motiviert ist, gehen wir heute schon sehr sicher davon aus, dass wir mit einem guten Gefühl einen Ausbildungsvertrag mit ihm abschließen werden.“
Die Möglichkeit über eine vom Jobcenter geförderte Einstiegsqualifizierung einen neuen zukünftigen Auszubildenden kennen zu lernen und „fit für die Berufsausbildung“ zu machen, besteht bei vielen der jungen Flüchtlinge. Zwischen sechs und neun Monate können Kenntnisse zum Beruf und zur Sprache direkt im Betrieb, oft einfach durch die Zusammenarbeit mit anderen, erworben und so die Voraussetzungen für die Ausbildungsfähigkeit geschaffen werden. Da auch während dieser Zeit die Berufsschule besucht wird, hat der Arbeitgeber sogar die Möglichkeit, diese Zeit als ein reguläres Ausbildungsjahr anrechnen zu lassen.
Unisono betonen die Chefs die Freundlichkeit, den Fleiß und die Motivation ihrer Auszubildenden. Eine Erfahrung, die hoffentlich noch mehr Betriebe machen möchten.