Forschungsprojekt zur NS-„Euthanasie“ in Erlangen



Zoom-Vortrag zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. 

(ir) Den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am Mittwoch, 27. Januar 2021, begeht das Deutsche Medizinhistorische Museum auch heuer mit einer Abendveranstaltung: „Von der Vergangenheitsbewältigung zur Erinnerungsarbeit. Die deutsche Medizin, die NS-‚Euthanasie‘ und das Beispiel Erlangen“ sind die vier Kurzvorträge überschrieben, in denen Mitarbeiter/-innen des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Erlangen-Nürnberg aus ihrem aktuellen Forschungsprojekt zur NS-„Euthanasie“ in Erlangen berichten. Der Ingolstädter Kulturreferent Gabriel Engert nimmt an der Veranstaltung teil und steht bei der Diskussion ebenfalls für Fragen zur Verfügung.



Wegen des Lockdowns kann diese Veranstaltung allerdings nicht im Museum stattfinden, sondern wird in den virtuellen Raum verlagert. Die Einwahl ist ab 17:45 Uhr unter folgendem Link möglich: https://fau.zoom.us/j/97267374283?pwd=WExsMmhRRmp1ckhIdGptYmR5RmRyUT09

Der Vortragsabend beginnt um 18:00 Uhr und endet um 19:30 Uhr.



Die deutsche Medizin war tief in die Handlungsfelder des NS-Regimes verstrickt. Dies anzuerkennen und historisch aufzuarbeiten ist ein seit Jahrzehnten anhaltender eigentümlicher Prozess. Hierfür ist die NS „Euthanasie“ in Erlangen ein anschauliches Beispiel. In den Jahren 1940/41 wurden aus der Erlanger Heil- und Pflegeanstalt 908 Patientinnen und Patienten in die Tötungsanstalten der „Aktion T4“ deportiert und dort ermordet, zahlreiche weitere wurden Opfer einer Hungerkost.



Das Forschungsprojekt „NS-‚Euthanasie‘ in Erlangen. Aktion T4 und B Kost“ des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und des Stadtarchivs Erlangen arbeitet das Geschehen der Krankentötungen in Erlangen umfassend wissenschaftlich auf. Die Schicksale der Opfer und ihrer Angehörigen stellen dabei einen Schwerpunkt dar. Weiterhin werden die unterschiedlichen (Tat-)Beiträge aller beteiligten medizinischen und kommunalen Akteure untersucht.



Das Thema ist auch Gegenstand einer interdisziplinären Lehrveranstaltung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Aufbauend auf bisherigen Projektergebnissen haben sich Studierende der Medizin und der Neuesten Geschichte auf die Spurensuche der NS-Medizinverbrechen im städtischen Raum gemacht. Wo fanden die Zwangssterilisationen statt? Wo die Hungermorde? So entstand der Audiowalk „Patientenmord hinter Sandsteinmauern zwischen Abriss und Erinnerung“ (abrufbar unter: https://izi.travel/de/1e9b-fau-erlangen-nurnberg). Der Audiowalk verbindet auf insgesamt elf Stationen Informationstexte, Biographien, Quellen und Interviews zur NS-Euthanasie in Erlangen. Städtischer Raum wird so zum Gedächtnisraum transformiert.



Es sprechen Professor Karl-Heinz Leven, Marion Voggenreiter M.A., Michèle Fink M.A. und Susanne Ude-Koeller vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit den Vortragenden.

Das Foto zeigt Patienten vor der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen.