Hufgeklapper statt Hausaufgaben

(ir) "Hüüü" und "brrrr" klingt es am Donnerstagnachmittag vom Pausenhof der Tilly-Realschule und der Wirtschaftsschule Ingolstadt.

Es riecht auch ein klein wenig wie auf dem Pferdehof. Tatsächlich stehen da, direkt vor dem Schulhaus, zwei Pferde. Und so dauert es auch nicht lange, bis sich die Mädchen und Jungen der Ganztagesschule auf dem gekiesten Vorplatz der Schule versammeln. Darlene und Johanna, zwei Fünftklässlerinnen der Tilly-Realschule, setzten schnell ihre Helme auf. Ogulcan und Jakob, die heute die Aufgaben des Fotografen ausüben, zücken die Kameras und flitzen über den Hof. Paula, Wirtschaftsschülerin der 8.Klasse, übernimmt die Aufgabe der Reporterin und notiert schon jetzt eifrig Wichtiges auf ihrem Block.

Aufgeregt warten die Schüler darauf nun endlich auf die Pferde steigen zu können. So einen Besuch gibt es schließlich nicht alle Tage. Ohne den großherzigen Einsatz der Pferdehofbesitzerin, wäre dies auch nicht möglich gewesen. Ursprünglich wollten die 5. und 6. Klassen der Ganztagesschule den Ponyhof in der Nähe von Geisenfeld besuchen. Die Planungsgruppe um die Leitung Frau Friederike Rötzsch musste jedoch rasch feststellen, dass mit Hin- und Rückfahrt keine Zeit zum Reiten mehr geblieben wäre. Traurige Gesichter waren das Ergebnis, als überraschend das Telefon in der Ganztagesschule klingelte. Die Besitzerin des Pferdehofs "Garden", hatte von ihrem Sohn von dem Dilemma erfahren und bot kurzerhand an mit den Pferden zur Schule zu kommen. Sie wollte den Ganztagesschülern eine besondere Freude machen und das ist ihr auch gelungen.

"Ich zuerst!", hört man aus der Schlange rufen, die sich vor dem kleineren Pferd namens Gisela bildet. Zwei Stunden haben alle Kinder die Möglichkeit, an der Longe, das ein langer Führstrick ist, geführt die Pferde zu reiten, zu streicheln und am Ende auch zu putzen. Natürlich bleibt auch das Lernen nicht auf der Strecke. So erfahren die Schüler und Schülerinnen viele interessante Dinge über Pferderassen und wie man sich als Reiter auf dem Sattel verhält. "Es ist immer wichtig, richtig im Sattel zu sitzen und Körperspannung zu halten!", weiß Leonie, die auch in ihrer Freizeit gerne reitet. So manch einer möchte beim Reiten jedoch keinen Helm tragen. Doch die erfahrene Reitlehrerin weist sofort darauf hin, was bei einem Sturz ohne Helm passieren kann. Später trauen sich Tamara und Emma, in eine schnellere Gangart, den Trab, zu wechseln und alle Schüler erkennen, dass der Reitsport etwas ganz Tolles ist.

Nur Frau Rötzsch, die pädagogische Leiterin der Ganztagesschule bleibt etwas skeptisch. Während sich die anderen Mitarbeiterinnen der Ganztagesschule beherzt auf die Pferde schwingen, steht Frau Rötzsch die Angst ins Gesicht geschrieben. Nur die Anfeuerungsrufe der Schüler können sie überhaupt dazu bewegen auf das Pferd zu steigen. Jetzt darf es sich aber bloß nicht bewegen. Die Reitlehrerin spricht Frau Rötzsch immer wieder gut zu. Und da, nach dem ersten Pferdeschritt, passiert es: Frau Rötzsch gerät in Schieflage. Das ist zu viel für sie und begleitet von unterdrücktem Gekicher und aufmunterndem Schulterklopfen rettet sie sich schnell auf den sicheren Boden.

Als die Pferde schließlich das Schulgelände verlassen, halten sich einige Schüler plötzlich die Nasen zu. "Puuuuuh! Hier sind ja Pferdeäpfel! Das stinkt!" Naja, auch das gehört eben zum Reiten, erklären die Reitlehrerin und ihre Tochter und kehren mithilfe von Schülerinnen die riechende Hinterlassenschaft zusammen.
Zum Schluss überreichen die Kinder den herzlichen Damen vom Pferdehof einen Blumenstrauß mit einer kleinen gesammelten Spende für Futter. Am Ende der tollen Aktion sind sich alle Schüler einig, dass das Sprichwort "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" durchaus zutrifft.


Der Bericht wurde von Schülerinnen und Schülern der Ganztagsschule der Tilly-Realschule und der Wirtschaftsschule verfasst.

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