Ein Vortrag aus der Perspektive der Medizinethik.
(ir) Das Deutsche Medizinhistorische Museum stellt im Begleitprogramm zur Ausstellung den Hirntod zur Diskussion. Ist er der Scheintod der Moderne? In zwei Abendvorträgen wird diese Frage aus den unterschiedlichen Perspektiven der Medizinethik und der Neurologie diskutiert. Den Anfang macht die Medizinhistorikerin, Medizinethikerin und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Professor Claudia Wiesemann von der Universität Göttingen am Mittwoch, 5. Februar 2020 um 19:00 Uhr.
Die aktuelle Ausstellung des Deutschen Medizinhistorischen Museums handelt von der alten Angst des Menschen, lebendig begraben zu werden. Im 18. Jahrhundert prägte man dafür einen neuen Begriff: „Scheintod“. Die Angst vor dem Scheintod war damals nicht unberechtigt. Erst seit der Erfindung des EKG-Gerätes kann sicher nachgewiesen werden, ob ein Herz noch schlägt oder nicht. Die moderne Medizintechnik hat dem „alten“ Scheintod damit den Stachel genommen. Gleichzeitig entstand durch die Möglichkeiten der Intensivmedizin im 20. Jahrhundert eine neue Zwischenform zwischen Leben und Tod: Menschen, bei denen keine Gehirnfunktion mehr nachweisbar ist und bei denen das Herz noch schlägt, können durch künstliche Beatmung am Leben gehalten werden. Auch dafür wurde ein neuer Begriff geschaffen: „Hirntod“. Und mehr als das: Im Transplantationsgesetz ist festgelegt, dass der Hirntod dem Tod des Menschen gleichzusetzen ist. Einem hirntoten Menschen dürfen Organe entnommen werden, sofern die Einwilligung zur Organspende vorliegt
Es ist eine alte Angst des Menschen, lebend begraben zu werden. Was ist überhaupt Leben, was ist Tod? Das war eine immer wieder wissenschaftlich kontrovers diskutierte Frage. Heute wird der Mensch als tot angesehen, wenn der Hirntod festgestellt wurde. Auch das ist eine nicht leicht nachvollziehbare Diagnose. In ihrem Vortrag zeichnet Wiesemann die Geschichte der Todesfeststellung nach. Es soll dabei nicht nur von berühmten Ärzten die Rede sein, sondern auch von Heidi Brühl und Gina Lollobridgida.
Der Vortrag beginnt um 19:00 Uhr. Vorher kann die Ausstellung besichtigt werden. Einlass ab 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Am Mittwoch, 12. Februar 2020 folgt der zweite Vortrag aus der Perspektive der Neurologie. Referent ist Prof. Frank Erbguth (Nürnberg / Salzburg).