Lösels Antwort auf SPD-Antrag

(ir) Ingolstadts Oberbürgermeister Lösel antwortet auf einen Antrag der SPD.

Antrag der SPD: SPD fordert Gebärdendolmetscher

Auf Antrag der SPD-Stadtratsfraktion, bei Stadtratssitzungen Gebärdendolmetscher einzusetzen, antwortete Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel, dass die Einsetzung von Gebärdendolmetschern ein Thema der Öffentlichkeitsarbeit ist und laut Geschäftsordnung für den Stadtrat der Stadt Ingolstadt ein Geschäft der laufenden Verwaltung sei, das damit dem Oberbürgermeister obliegt.
Weiter schreibt Lösel an die SPD-Fraktion, dass die Stadt Ingolstadt bereits seit Jahren Gebärdendolmetscher einsetze. Als Beispiel nannte das Stadtoberhaupt Ehrenamtsempfänge, die Aufstiegsfeier des FC Ingolstadt 04 oder auch die Bürgerbeteiligung Rathausplatz. Diesbezüglich habe auch eine enge Abstimmung mit dem Gehörlosenverein Ingolstadt und Umgebung mit Sportabteilung e. V. (GVIUS) stattgefunden.
Lösel hofft, dass damit der Antrag der SPD-Fraktion erledigt sei.

Postwendend erhielt Oberbürgermeister Lösel die Antwort der SPD-Fraktion, die wir nachfolgend veröffentlichen:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

in Ihrer Antwort auf unseren Antrag, künftig mehr Gebärdendolmetscher bei städtischen Veranstaltungen einzusetzen, verweisen Sie auf die Geschäftsordnung des Stadtrats, die unser Ansinnen als Geschäft der laufenden Verwaltung ausweist. Da dies in der laufenden Amtszeit des Stadtrats zum wiederholten Mal passiert, muss ich Ihnen mitteilen, dass die SPD-Fraktion nicht mehr bereit ist, dieses Vorgehen hinzunehmen. Der entsprechende Passus der Geschäftsordnung des Stadtrats wurde aufgenommen, um Stadtrat und Verwaltung die Arbeit zu erleichtern, nicht um Initiativen aus den Reihen des Stadtrats zu verhindern.

Laut Gemeindeordnung wird die Gemeinde vom Gemeinderat verwaltet, soweit nicht der Erste Bürgermeister selbständig entscheidet (Art. 29). Die von Ihnen zitierte Geschäftsanweisung zieht hier nicht, da unser Antrag nicht auf die Unterstützung von gehörlosen Mitbürgern abzielt, die das Rathaus wegen eines Geschäfts (Pass beantragen etc.) aufsuchen, obwohl auch hier Diskussionsbedarf besteht. Verba Voice wird offensichtlich von den Betroffenen nicht angenommen. Uns geht es aber mit unserem Antrag um die Teilhabe gehörloser Menschen am gesellschaftlichen Leben in der Stadt. Die SPD-Fraktion nimmt die Inklusion, wie sie wissen sollten, sehr ernst, und hat immer wieder Initiativen in diese Richtung gestartet. Wir haben nun weder bei Bürgerversammlungen noch bei Stadtratssitzungen oder Sitzungen der Bezirksausschüsse Gebärdendolmetscher erlebt.

Das wäre aber Voraussetzung, um dem Inklusionsgedanken, den die Vereinten Nationen für uns alle verpflichtend vor nunmehr fast zehn Jahren postuliert haben, in die Praxis umzusetzen.
Ihr Schreiben vom 01.06.2016 wird dem Inklusionsgedanken weder formal noch sachlich gerecht. Der Einsatz von Gebärdendolmetschern ist aus unserer Sicht kein Thema der Öffentlichkeitsarbeit, sondern der Teilhabe von Menschen am gesellschaftlichen Leben. Insofern offenbart Ihre Begründung ein merkwürdiges Verständnis von Inklusion, das wir nicht teilen können. Wir bestehen deshalb darauf, dass unser Antrag in die Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung aufgenommen und vom Stadtrat diskutiert wird.

Mit freundlichen Grüßen

Achim Werner, Fraktionsvorsitzender
Jörg Schlagbauer, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender
und die Stadträte
Robert Bechstädt
Dr. Anton Böhm
Sabine Leiß
Klaus Mittermaier
Veronika Peters
Dr. Manfred Schuhmann
Petra Volkwein