Azubis händeringend gesucht: Bewerberlücke bleibt dramatisch hoch.
(ir) Für die Betriebe in Ingolstadt ist es auch dieses Jahr eine große Herausforderung, ihre Ausbildungsplätze mit ausreichend Azubis zu besetzen. Wenige Wochen vor Start des neuen Ausbildungsjahres sind laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit noch 697 Lehrstellen unbesetzt. Ihnen stehen 379 unversorgte Schulabgänger gegenüber. Bei einer Lücke von 318 fehlenden Bewerbern ist nach Angaben der IHK für München und Oberbayern damit zu rechnen, dass heuer erneut eine Rekordzahl an Ausbildungsplätzen in Ingolstadt nicht besetzt werden kann.
„Die Betriebe stehen vor einem Dilemma, denn der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt. Um sich ihren Fachkräftenachwuchs zu sichern, bieten sie deshalb immer mehr Lehrstellen an. Mit 1.543 gemeldeten Ausbildungsplätzen ist das Angebot dieses Jahr so groß wie nie zuvor“, sagt Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt. Er fordert Eltern und Schüler daher auf, sich frühzeitig über die Chancen, die eine Berufsausbildung bietet, zu informieren. „Unsere Azubis erwartet nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss eine spannende und erfüllende berufliche Zukunft, die ihnen alle Wege offenlässt. Alle, die bislang noch keinen Erfolg mit ihrer Bewerbung um einen Ausbildungsplatz hatten, sollten dranbleiben und sich weiter bewerben. Sie haben noch beste Karten, um im September mit einer Ausbildung durchzustarten“, ermutigt der Vorsitzende.
Laut Peters bietet eine Berufsausbildung nicht nur jungen Menschen hervorragende berufliche Perspektiven. „Egal in welchem Alter oder Lebensabschnitt, eine duale Berufsausbildung ermöglicht immer einen ausgezeichneten beruflichen Neustart. Wir leben in einer Zeit voller Veränderungen und Umbrüche, die von uns zunehmend die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen einfordert. Beruflich neu anzufangen, ist daher keine Frage des Alters, sondern des Mutes, der Neugierde und des Willens“, so der Unternehmer. Er appelliert auch an die Politik, sich noch stärker für eine ausgewogene Balance zwischen dem beruflichen und akademischen Bildungsweg einzusetzen. „Im vergangenen Jahr ist bayernweit die Zahl der Studienanfänger bei einem gleichzeitigen Azubi-Plus in Bayerns Betrieben gesunken. Aber das Umdenken in der Gesellschaft - mehr Wertschätzung gegenüber der beruflichen Ausbildung - hat erst begonnen.“
Die Ende Juni veröffentlichten Zahlen der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Bereiche der beruflichen Bildung. Davon ist der IHK-Bereich in Ingolstadt mit derzeit über 3.100 Azubis in 409 Ausbildungsbetrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen der größte. Er steht für knapp 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. Danach folgen Handwerk und freie Berufe.