Die Ingolstädter Tilly-Realschule wurde heuer als „MINT-freundliche digitale Schule“ geehrt.
(ir) Am vergangenen Freitag wurden in München 76 Schulen aus Bayern als „MINT-freundliche Schule“ ausgezeichnet. Davon erhielten 35 Schulen das erste Mal die Auszeichnung und weitere 41 Schulen wurden nach dreijähriger erfolgreicher MINT-Profilbildung erneut mit dem Signet „MINT-freundliche Schule“ geehrt.
Darüber hinaus wurden erstmalig 20 Schulen als „MINT-freundliche Schule | Digitale Schule“ ausgezeichnet. Diesen Schulen wurde es durch einen Leitfaden ermöglicht, eine Standortbestimmung sowie eine Selbsteinschätzung zum Thema „Digitalisierung“ vorzunehmen und Anregungen umzusetzen. Bei Vorliegen einer entsprechenden Profilbildung kann von einer digitalen Schule gesprochen werden. Die Tilly-Realschule Ingolstadt ist eine der ersten Schulen, die sich nun auch „Digitale Schule“ nennen darf.
Seit ihrer Gründung im Jahre 2010 legt die Tilly-Realschule Ingolstadt einen der Schwerpunkte bei der Ausbildung ihrer Schülerinnen und Schüler auf den MINT-Bereich. Zahlreiche Projekte, die über alle Klassen und Jahrgangsstufen hinweg erfolgen, befassen sich mit mathematisch- naturwissenschaftlichen Inhalten. Sehr beliebt sind zum Beispiel die MINT-Wandertage, bei denen auch schon mal die Wasserqualität des Baggersees untersucht wird oder die Arbeit mit programmierbaren Lego-Robotern, die sich über den Laptop oder die neuen Tablets konfigurieren lassen. Da werden in der Technik AG kleine Fahrzeuge gebaut, die Hindernisse umfahren oder an einer roten Linie stehen bleiben. Regelmäßige Chemie- und Physik-Experimente, bei denen unter anderem künstliche Kristalle gezüchtet wurden, gehören ebenfalls zum MINT-Leben an der Schule. In enger Zusammenarbeit mit der technischen Hochschule Ingolstadt wurden im Bereich Leichtbau Brücken aus Papier hergestellt und anschließend auf deren Tragfähigkeit hin überprüft. Alle Experimente wurden gefilmt und als Unterrichtseinheiten in das schulinterne Netz gestellt. Die so entstandenen Lehrvideos können sich dann alle Schüler auf der Homepage der Tilly-Realschule sowie auf YouTube anschauen und zu Hause die Experimente nachstellen.
Auch der fortschreitenden Digitalisierung, die ein fester Bestandteil des individuellen und gesellschaftlichen Lebens geworden ist, stellt sich die Tilly-Realschule. Digitale Medien bieten ein großes Potential zur Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen. Mit der Einführung von iPads in beiden 6. Klassen setzt die Tilly-Realschule in ihrem Medienkonzept einen gewichtigen Schwerpunkt. Die Lehrbücher in Printform wurden durch digitale Lehrbücher ersetzt. Neben anwendungsorientiertem und - wie es der neue LehrplanPlus erwartet - kompetenzorientiertem Arbeiten, können die Schülerinnen und Schüler der Tilly-Realschule nun auch ihre Schulexperimente mit dem iPad aufnehmen und bearbeiten. Zahlreiche lernfreundliche Apps fördern darüber hinaus die Lernmotivation. Nach einer Evaluation ist geplant, auch in anderen Klassen iPads einzuführen. Ein positiver Nebeneffekt ist u.a. auch der Wegfall der schweren Schultaschen.
„Unsere Schulen sind von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern. Je früher Talente entdeckt werden, umso gezielter können sie bei ihrer Entfaltung gefördert werden. ‚MINT-freundliche Schulen‘ nehmen sich dieser Aufgabe in beispielhafter Weise an“, betonte Staatssekretär Georg Eisenreich und ergänzte weiter: „Mit diesem Signet ist für Schülerinnen und Schüler, für deren Eltern und auch für Unternehmen sichtbar: MINT-Förderung hat an diesen Schulen einen besonders hohen Stellenwert. Mit ihrem Engagement eröffnen sie ihren Schülerinnen und Schülern bestmögliche Chancen für eine erfolgreiche Zukunft in einem MINT-Beruf oder -Studium. Zugleich leisten sie einen Beitrag zum Fortschritt des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Bayern“.
„Die MINT-freundlichen Schulen sind meist digital sehr affin und haben hohes Interesse daran, die für die Digitalisierung notwendige Transformation in der Schule anzustoßen. Die MINT-Projekte und -Schwerpunkte zeigen zudem, dass die MINT-Verantwortlichen an „unseren“ Schulen auch hochengagierte Querdenker sind, die Talentbiotope an ihren Schulen schaffen - Die Kombination von beidem ist mehr als ungewöhnlich, das schaffen manche Vorstandsvorsitzende in Wirtschaftsunternehmen nicht! Das ist die beste Voraussetzung, um auch den nächsten Schritt, den zur ' Digitalen Schule' zu gehen“ sagt Thomas Sattelberger, Vorsitzender der BDA/BDI-Initiative „MINT Zukunft schaffen“.
Dr. Christof Prechtl, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Leiter Abteilung Bildung und Integration, vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., erklärte: „Die bayerische Wirtschaft braucht qualifizierte MINT-Nachwuchskräfte. Deshalb benötigen wir schon in den Schulen Programme, die früh die Begeisterung junger Menschen für Technik fördern. Die ‚MINT freundlichen Schulen‘ haben die MINT-Qualifikation besonders im Blick und engagieren sich für den MINT-Nachwuchs. Das ist aus unserer Sicht genau der richtige Ansatz, um die Begabungen der Jugendlichen früh zu erkennen und zu fördern und ihr Interesse für technische Berufe zu wecken. Denn die Arbeitsmarktchancen in diesem Bereich sind groß. So bietet zum Beispiel ein Arbeitsplatz in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie eine hohe Vergütung und beste Berufsperspektiven. Dies gilt für Lehre und Studium gleichermaßen.“
„Es gilt, die digitale Mündigkeit und persönliche Souveränität von Schülerinnen und Schülern zu stärken, sie auf die digitalisierte Welt vorzubereiten, insbesondere durch das Lernen mit und über digitale Medien und Technologien, über informationelle Selbstbestimmung und die Vermittlung einer soliden informatischen Grundbildung. Hierfür ist die Ehrung "Digitale Schule" in Verbindung mit dem MINT-Schwerpunkt eine hervorragende Möglichkeit für die Schule, eine Standortbestimmung vorzunehmen - und eine besondere Gelegenheit für mich, den Schulen, die sich auf den Weg machen, dafür herzlich zu danken“, sagt Thomas Michel, Geschäftsführer DLGI.