„Wir müssen umdenken“

(ir) Finanzbürgermeister Albert Wittmann zur Haushaltsentwicklung 2016 ff.

Der Haushalt 2016 der Stadt Ingolstadt wurde mit aktuellem Schreiben von der Regierung von Oberbayern ohne Beanstandung zur Kenntnis genommen. Die Aufsichtsbehörde legt der Stadt angesichts der Finanzplanung ab 2017 jedoch nahe, „auch zukünftig hohe Anforderungen an die Ausgabendisziplin zu stellen sowie sämtliche Einnahme- und Sparmöglichkeiten vollumfänglich zu nutzen.“

Wie ist die Haushaltslage in Ingolstadt derzeit zu bewerten?
Der Jahresabschluss 2015 wird positiv ausfallen, auch für 2016 ist ein gesicherter Haushalt zu schaffen. Das mittel- und langfristige Szenario für die Jahre 2017 ff. ergibt jedoch neue Herausforderungen, die auf den städtischen Haushalt zukommen.

Bürgermeister Wittmann: „Zunehmend sind strukturelle Veränderungen bei unserer Haupteinnahmequelle, der Gewerbesteuer, zu verzeichnen, wir können deshalb nur ‚auf Sicht fahren‘. In diesem Bereich müssen im Planungszeitraum 2016 bis 2019 deutlich niedrigere Einnahmen eingeplant werden: durchschnittlich etwa nur noch die Hälfte der Rechnungsergebnisse der vergangenen 5 Jahre. Die Risiken bei VW sind im Moment noch nicht abschätzbar, wir gehen im Moment mit gutem Optimismus davon aus, dass 2018 die VW-Abgaskrise ausgestanden sein wird. Wir wissen jedoch nicht, was uns hier an zusätzlichen Risiken erwartet, z.B. hinsichtlich der Entwicklung der Absatzzahlen und einem sehr hohen Investitionsbedarf in zweistelliger Milliardenhöhe in Technologiebereiche wie z.B. der Elektromobilität.“

Die Stadt könne 2017 nicht mehr mit Nachholungen rechnen, auch die gesamte Steuereinnahmesituation im Planungszeitraum zeige sich dann insgesamt niedriger als bisher. Zudem werden 2017 voraussichtlich bereits alle Rücklagen aufgebraucht sein.

Oberstes Ziel müsse daher die Stabilisierung der Finanzen schon in den Jahren 2016 und 2017 sein, das bedeutet, zumindest einen Ausgleich der Einnahmen und Ausgaben zu erwirtschaften, um die dauerhafte Leistungsfähigkeit der Stadt nicht zu gefährden. Auch in 2017 wolle die Stadt weiterhin an daran festhalten, keine neuen Kredite aufzunehmen.

„Um dies umzusetzen, müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, die allgemeinen Ausgabensteigerungen im Verwaltungshaushalt auf ein moderates Maß zurückzuführen beziehungsweise zu halten. Auch im investiven Bereich müssen Investitionsprojekte baulich und finanziell kritisch geprüft werden können, auch wenn am Ende die Entscheidung der Politik obliegt, was sich die Stadt leisten soll.“ Eine 15-prozentige Haushaltssperre wurde bereits durch den Stadtrat beschlossen und müsse in allen Bereichen eingeplant werden, bis auf die bekannten Ausnahmen, wie zum Beispiel Schulen.

Das bedeutet auch, dass auch die Einnahmesituation nicht außen vor bleiben darf. In den letzten Jahren, teilweise Jahrzehnten, fanden in vielen Bereichen kaum Gebührenerhöhungen statt. In Zeiten sehr hoher Steuereinnahmen wurden notwendige Anpassungen zurückgestellt, insbesondere um im sozialen Bereich beispielsweise Familien zu entlasten. Die Stadt wurde dadurch aber nicht nur von der allgemeinen Preisentwicklung abgekoppelt, vielmehr belasten zunehmend höhere Verwaltungskosten, wie mehr Personal zur Aufgabenerfüllung, Sachkostensteigerungen wie Unterhalt, Mieten, Ausstattung etc. sowie Sonderausgaben wie Asyl, Soziales etc. den Haushalt.

„Wir müssen umdenken. Dabei geht es nicht allein um die Generierung von Mehreinnahmen zum Haushaltsausgleich, sondern um eine Anpassung, die der veränderten Einnahmesituation, Kostenentwicklung und dem Preisgefüge am relevanten Markt (z.B. bei KiTas) geschuldet ist.“

Im Vergleich zu anderen Städten liege Ingolstadt auch nach Gebührenanpassungen noch im allgemeinen Durchschnitt.

Neben den Konsolidierungsmaßnahmen, die von Verwaltung und Politik auf den Weg gebracht werden, sei hier die gesamte Stadtgesellschaft mit in der Verantwortung für einen zukunftssicheren Finanzhaushalt.