Was ist facettenreich?



Abo-plus-Konzert des Georgischen Kammerorchesters mit Ariel Zuckermann.

(ir) Im Abo-plus-Konzert des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt am Samstag, 4. März um 20:00 Uhr gibt es ein Wiedersehen mit Ariel Zuckermann, international gefeierter Dirigent und einst Leiter des Orchesters.

In Personalunion als Dirigent und Solist an der Flöte beleuchtet er Musik aus Barock und Frühklassik und die Frage „Was ist facettenreich?“. Aufgeführt werden Werke von Luigi Boccherini, Michel Blavet und Carl Philipp Emanuel Bach.

Eine Konzerteinführung mit Marco Frei findet um 19:10 Uhr statt.
Um 10:00 Uhr vormittags findet wieder eine öffentliche Generalprobe statt.
 


Der Name des bedeutenden J.S.-Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel (1714-1788) ist eng verbunden mit den Schlagworten „Empfindsamkeit“ und „Sturm und Drang“. Dahinter steht meist eine kühne Befragung der Sonatensatzform und der Gattung Solokonzert. Obwohl seine Werke rein äußerlich der altehrwürdigen, dreisätzigen Tradition aus Italien folgen, erweitert und erneuert er sie um überraschende Effekte, harmonisch gewagte Stimmführungen, kontrastreiche Dynamik und irritierende Pausen und Zäsuren. So auch bei der Sinfonie in F-Dur Wq 183/3, die zudem um sehr eigenständig geführte und experimentierfreudige Holzbläser ergänzt wird. Außerdem schuf der Komponist eine Vielzahl von Solo-Konzerten, in denen die italienische Tradition ebenfalls präsent ist, das Modell aber hinterfragt wird. Das Flötenkonzert in d-Moll ist das wohl geläufigste dieser Art von C.P.E. Bach. Für Komponisten wie Johann Joachim Quantz oder Georg Philipp Telemann war hingegen Michel Blavet (1700-1768) der „beste Flötist seiner Zeit“. Auch Friedrich der Große wurde auf den Franzosen aufmerksam und bot ihm eine Stellung an. Dieser lehnte ab und wirkte in Paris und Versailles, wo er die Flötentechnik beharrlich weiter entwickelte. Zu hören ist an diesem Abend Blavets Flötenkonzert a-Moll. Neben Joseph Haydn gilt Luigi Boccherini (1743-1805) nicht nur als Vater des Streichquartetts und des Cellokonzerts, sondern auch als Erweiterer der noch jungen Gattung Sinfonie hin zu einer Art „Sinfonia concertante“. Unter seinen Sinfonien ist „La Casa del Diavolo“ von 1771 die wohl bekannteste. Nicht nur der Werktitel verweist auf das pantomimische Ballett „Don Juan ou le Festin de pierre“ von Christoph Willibald Gluck. Zu Beginn des Finalsatzes zitiert Boccherini Glucks „Chaconne espagnole“, die das Inferno beschreibt. Auch hier ist ein romantischer „Sturm und Drang“ allgegenwärtig.



Ariel Zuckermann war von 2007 bis 2012 Chefdirigent des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt, dass er immer noch regelmäßig leitet. Er begann seine Laufbahn zunächst als Flötist und absolvierte später ein Dirigierstudium an den Musikhochschulen von Stockholm und München. Engagements führten ihn u.a. zur NDR Radiophilharmonie, zum Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, zum Budapest Festival Orchestra als Assistent von Iván Fischer, zu den Bamberger Symphonikern und Camerata Salzburg.

Seit 2002 ist er Solist des renommierten Ensembles „The World Quintet“ (vormals „Kol Simcha“).