Immer online: Corona sorgt für Digitalschub bei Schülern



Über 90 Prozent der zwölf- bis 19-Jährigen sind täglich im Internet unterwegs. 

(ir) Fast alle Jugendlichen, 97 Prozent, haben ein Smartphone. Als wichtigsten Kommunikationskanal benennen 95 Prozent der Jugendlichen den Messenger-Dienst WhatsApp. Diese und weitere digitale Kanäle werden seit Beginn der Coronazeit noch intensiver genutzt. So gaben in einer Befragung von 1.000 Schülerinnen und Schülern Anfang April 2020 diese an, mehr Zeit als zuvor mit YouTube-Videos (82 Prozent), Streaming-Diensten (71 Prozent) und Fernsehen (54 Prozent) zu verbringen.



Wegen Kontaktsperren und Schulschließungen wurde das Internet auch verstärkt für Lerneinheiten genutzt. Es zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: So stand bei den Mädchen mit 141 Minuten pro Tag das Lernen im Vordergrund, während Jungen dafür im Schnitt nur 100 Minuten investierten.



Die Erfahrungen in der Coronazeit machten die Defizite bei Hard- und Software für schulische Zwecke deutlich. Die bayerische Staatsregierung will deshalb die Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten deutlich verbessern. Damit allein ist das Problem nicht gelöst. „Tablets und Computer den Schulen zur Verfügung zu stellen, bedeutet nicht digital- und medienkompetent zu sein“, sagte Christian Bredl, Chef der TK in Bayern. "Diese Kompetenz muss Basiswissen werden - sowohl für die jungen Menschen, die täglich online unterwegs sind, als auch für die Lehrkräfte."



Djamilatou, Isabella K., Isabella I., Thalia und Noah, alle im Alter zwischen 15 und 16 Jahren, ließen sich zu Peers ausbilden. Seit etwa zwei Jahren geben sie ihr Wissen in den vier Themenbereichen Cybermobbing, Smart im Netz, Virtuelle Spielewelten und Soziale Netzwerke an die jüngeren Schüler weiter. Sie hielten bereits rund 30 Tutorien in sechs Klassen der fünften Jahrgangsstufe ab.



„Beleidigungen, Hetze bis hin zum Cybermobbing, auf unseriösen Seiten in die Falle tappen, Missachten von Persönlichkeitsrechten, exzessives virtuelles Spielverhalten - das kam fast in jeder Klasse vor“, sagte Isabella K. „Da wir nur rund vier Jahre älter sind als die Betroffenen, konnten wir offen und auf Augenhöhe über die Probleme in den Tutorien sprechen.“



Außerdem gestalten die Peers an ihren Schulen die Netzgänger-Elternabende. „Während des eingeschränkten Schulbetriebs in der Coronaphase fanden diese online als Webinar statt“, erklärt Patrick Hey, Abteilungsleitung Prävention und ambulante Angebote bei Condrobs e. V. „Circa 70 Eltern nahmen am Webinar teil. Damit erreichten wir mehr Erwachsene als durch manchen Präsenz-Elternabend.“



Die Peers geben Tipps beispielsweise, wie man sich bei Cybermobbing verhält, wie man smart und sicher im Netz unterwegs ist oder welche persönlichen Informationen man besser nicht digital preisgibt. Außerdem helfen sie den jüngeren Mitschülern zu erkennen, ab wann der Gebrauch von Laptop, Internet, Smartphone und Konsole zum gesundheitlichen Risiko wird. Mithilfe der App „Netzgänger 3.0“ stehen sie in Kontakt zu den Ausbildern von Condrobs e. V., um über neue Entwicklungen im Medien-Bereich aktuell informiert zu sein und das Wissen schnell an die jüngeren Schüler weitergeben zu können.



Durch das Peer-Konzept kommen die Lerninhalte besser und nachhaltiger bei den Schülern an. Hey: „Zusätzlich bieten wir in der Coronaphase online eine dreitägige Lehrer-Fortbildung an. Die Lehrerschaft wird sensibilisiert und das Wissen auf Dauer in der Schule verankert.“ Die Lehrkräfte können so auch weitere Peers an ihren Schulen ausbilden.



Bredl: „In Zusammenarbeit mit Condrobs führen wir Netzgänger 3.0 an derzeit 32 bayerischen Schulen durch.“ Insgesamt wurden bisher laut dem bayerischen TK-Chef rund 900 Peers ausgebildet, gut 380 davon allein im vergangenen Jahr. „Die Peers wiederum gaben seit Projektbeginn 2016 Workshops, an denen über 9.000 Schüler der fünften und sechsten Klassen teilnahmen.“



Das Ursprungskonzept wurde vor rund zehn Jahren an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg entwickelt. 2015 hat die TK das Projekt gemeinsam mit Condrobs zu „Netzgänger 3.0“ weiterentwickelt. Die Inhalte werden ständig aktualisiert.

Seit 1998 wird mit der Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM-Studie) im jährlichen Turnus eine Basisstudie zum Medienumgang der Zwölf- bis 19-Jährigen durchgeführt. Die Ergebnisse für 2019 und für die Studie „JIMplus Corona“, bei der vom 2. bis 6. April 2020 1.002 Schülerinnen und Schüler in dieser Altersgruppe in Deutschland befragt wurden, stehen auf den Seiten des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (www.mpfs.de) zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung der TK