Eine alte Tradition in der Moderne


 
Seit 1803 gibt es in Ingolstadt Viehmärkte.

(ir) Jeden Monat werden in der Donauhalle in Zuchering Rindermärkte abgehalten, bei denen die Züchter aus der Region ihre Tiere den Landwirten zum Verkauf anbieten. Schon mehrere Tage vor dem sogenannten Auftrieb am Markttag wird der Gesundheitsstatus der Tiere von den jeweils zuständigen Veterinärämtern im Umland überprüft, indem evtl. erforderliche Untersuchungen oder Impfungen aus einer Datenbank abgefragt werden. Nach der Freigabe durch die Ämter wird am Markttag bei der Anlieferung der Rinder jedes einzelne Tier noch einmal von einem städtischen Veterinär begutachtet und erst nach positiver abgeschlossener Untersuchung in die Markthalle gebracht. Anschließend werden die Rinder im Vorführring versteigert.

Derzeit werden im Jahr 22 Kälbermärkte und elf Großviehmärkte abgehalten. Aber nicht nur Rinder werden in der Viehvermarktungshalle gehandelt. Im vergangen Jahr wurden zusätzlich jeweils elf Märkte für Schweine und Pferde sowie zwei Schafmärkte und ein Markt für Lamas und Alpakas veranstaltet.



Viehmärkte haben in Ingolstadt eine lange Tradition. So erhielt die Stadt Ingolstadt bereits im Jahr 1784 die Erlaubnis vom Landesherrn einen „Pferde-, Hornvieh- und Schweinemarkt“ abzuhalten, der dann erstmals im Jahre 1803 auf dem heutigen Paradeplatz abgehalten wurde. Wie die erhaltenen Unterlagen zeigen, wurden damals insgesamt 185 Ochsen, 80 Pferde, 20 Kühe, 15 Schweine und fünf Ziegen zum Verkauf angeboten. Dieser Markt wurde vierteljährlich abgehalten und entwickelte sich bald zu einem der bedeutendsten Viehmärkte in Bayern. Ab dem Jahre 1862 fanden die Märkte monatlich statt und als Marktplatz wurden die Schäffbräugasse für Pferde und Ochsen, die Wasengasse für Kühe und Jungvieh, sowie die Ross-Schwemme für Schweine bestimmt. Somit waren die Tiere quasi im Stadtzentrum verteilt. Im Jahre 1875 wurden die Märkte auf dem militäreigenen Gelände vor dem Tränktor abgehalten um der räumlichen Ausdehnung Rechnung zu tragen und die Übersichtlichkeit zu verbessern.

In der Zeit um die Jahrhundertwende erreichten die Märkte hinsichtlich Ihrer Auftriebszahlen ihren Höhepunkt. So wurden zum Beispiel im Jahr 1896 insgesamt 24 Märkte über das Jahr abgehalten bei denen insgesamt 15.273 Stück Großvieh wie Pferde, Ochsen, Bullen, Kühe sowie 1.003 „Kleintiere“ wie Kälber, Eber, Sauen und Ferkel vermarktet wurden.

Ab dem Jahr 1925 wurden die Märkte von den Bayerischen Zuchtverbänden organisiert um die Auswahl der angebotenen Tiere sowie die gesamte Organisation zu verbessern und den Käufern mehr Sicherheiten beim Kauf zu bieten. Dies führte schließlich auch dazu, dass die Stadt beschloss eine erste zentrale Viehvermarktungshalle zu errichten, die die Präsentation der Tiere unter freiem Himmel ersetzte. Diese Halle wurde im Zentrum der Stadt am heutigen Theaterplatz errichtet. Der Standort zeigt auch welche Bedeutung dem Viehmarkt für die Entwicklung der Stadt und seiner Bevölkerung zugemessen wurde.



Nach der Zerstörung der Halle im April 1945 durch Fliegerbomben wurden nach verschiedenen Interimslösungen schließlich im Jahr 1957 mit dem Bau einer neuen Halle begonnen, deren Standort jetzt aus dem unmittelbaren Stadtzentrum heraus am alten Viehmarktplatz an die Donau verlegt wurde. Diese Halle wurde genutzt bis zum Jahr 2004, als das fortgeschrittene Alter der Halle einen Neubau nötig machte, und die nunmehr dritte „Donauhalle“ im Gewerbegebiet in Zuchering ihren jetzigen Standort fand.

Wenn auch die Verlegung des Standortes der Markthalle, wie übrigens auch beim Schlachthof geschehen, vom Zentrum an den Stadtrand die geänderte Bedeutung dieses Lebens- und Arbeitsbereiches in der Gesellschaft widerspiegelt, so sind die Viehmärkte trotzdem nach wie vor sehr wichtig.