Deutlich gestiegene Personalkosten sind der Hauptgrund für das finanzielle Defizit des Ingolstädter Klinikums.
(ir) Mehr Patienten, mehr Personal, mehr Erlöse aus Krankenhausleistungen – über diese positive Entwicklung im Jahresabschluss 2018 informierte die Geschäftsführung der Klinikum Ingolstadt GmbH den Krankenhauszweckverband in seiner aktuellen Sitzung. Das dennoch entstandene Defizit von rund 1,4 Millionen Euro lässt sich insbesondere mit einer Personalkostensteigerung von etwa 4,1 Millionen Euro erklären.
„Wir sehen es als Vertrauensbeweis, dass die Patientenzahlen erneut leicht angestiegen sind“, erklärte die Geschäftsführung. Knapp 104.000 Patientinnen und Patienten haben die Mitarbeitenden des Klinikums im vergangenen Jahr ambulant wie stationär betreut und behandelt. Davon stationär über 32.000 Menschen im Bereich der Somatik sowie knapp 4.000 im Zentrum für psychische Gesundheit.
„Vor allem in den Bereichen Urologie, Kardiologie sowie Orthopädie und Unfallchirurgie haben uns mehr Menschen ihre Gesundheit anvertraut“, berichtet Dr. Andreas Tiete, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor. Auch die Zahl der Neugeborenen ist erneut gestiegen. „Zum Vergleich: 2017 erblickten 2.682 Kinder im Klinikum das Licht der Welt, 2018 waren es 2.807 – ein Rekordjahr in unserer Frauenklinik“, freut sich Dr. Tiete.
Diese positive Entwicklung spiegelte sich auf der Einnahmenseite des Klinikums wider: mit rund 212,5 Millionen Euro waren die Umsatzerlöse so hoch wie in den vergangenen fünf Jahren nicht. Allein die Erlöse aus den Krankenhausleistungen sind um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
Gestiegen ist auch die Zahl der Vollkräfte: „Um rund 1,3 Prozent“, wie die kaufmännische Geschäftsführerin Monika Röther erklärte. Insgesamt ist die Zahl der Vollkräfte in den letzten fünf Jahren um fünf Prozent – von 1.985 auf 2.084 – gestiegen. Diese Vollkräftestellen haben sich auf knapp 2.990 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt. Der Anteil derer, die 2018 in Teilzeit arbeiteten, lag bei etwas über 45 Prozent. Mit Abstand größte Berufsgruppe ist die Pflege mit 1.286 Mitarbeitenden.
„So positiv diese Gesamtschau ist, haben wir das Jahr 2018 dennoch mit einem Defizit von rund 1,4 Millionen Euro abschließen müssen. Vor allem die Personal- und Personalbeschaffungskosten sind deutlich gestiegen“, erklärt Röther, betont aber gleichzeitig: „Investitionen ins Personal sind Investitionen in die Zukunft und sichern die qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patientinnen und Patienten. Mit rund 144,3 Millionen Euro haben wir 4,1 Millionen mehr für Personal ausgegeben als 2017.“ Ergänzend fügte Sie hinzu: „Auch der Fachkräftemangel kostet uns Geld. So sind unsere Personalbeschaffungskosten um rund 200.000 Euro gestiegen.“
Ebenso habe sich im Jahresergebnis der Rückgang des Case-Mix-Index (CMI) bemerkbar gemacht, wie Dr. Tiete ergänzte: „Unser CMI, also der Schweregrad der Erkrankungen und Verletzungen, die wir im Haus behandeln, ist im letzten Jahr von 1,124 auf 1,117 gesunken. Das beeinflusst auch die Erlössituation.“
Als Haus der Versorgungsstufe II ist das Klinikum Ingolstadt ein Schwerpunktversorger und hat damit überörtliche Aufgaben, die spezialisierte Untersuchungsmethoden erfordern, zu erfüllen. Dort sind Fachrichtungen angesiedelt, bei denen aus Qualitätsgesichtspunkten eine gewisse Abteilungsgröße und Ausstattung erforderlich ist, wie es das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege auf seiner Homepage beschreibt. „Wir halten all diese Einrichtungen vor und erfüllen unseren Versorgungsauftrag, der insbesondere auch vorsieht, die Versorgung von Schwerstkranken und -verletzten zu sichern“, so Dr. Tiete, und spricht gleichzeitig ein allgemeines gesundheitspolitisches Thema an: „Die Anforderungen an die Leistungserbringung und auch die Strukturvorgaben haben dabei in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Refinanzierung ist allerdings nicht im gleichen Maße gewachsen.“ Die Klinikum Ingolstadt GmbH ist mit der finanziellen Entwicklung deshalb auch nicht alleine. Eine Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft zeigt: fast jedes zweite Krankenhaus in Bayern hat in den letzten Jahren mit einem Minus abgeschlossen.
„Umso wichtiger ist es, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen“, sind sich Röther und Dr. Tiete einig. Deshalb sei es erklärtes Ziel, das Klinikum medizinisch weiterzuentwickeln und die regionale wie überregionale Bedeutung weiter auszubauen. Die ersten Schritte sind bereits in die Wege geleitet: „Noch in diesem Jahr werden wir mit personeller Verstärkung die schmerztherapeutische Versorgung verbessern. Ende des Jahres werden wir eine komplett neue Hauptabteilung eröffnen: die Klinik für Pneumologie und Thorakale Onkologie. Damit bieten wir den Menschen in der Region 10 in Zukunft das komplette Spektrum rund um Probleme und Erkrankungen der Lunge“, sagt Dr. Tiete. Zudem sei ein Konzept für einen eigenständigen Bereich Alterstraumatologie erarbeitet worden. „Der Bereich soll so schnell als möglich in Betrieb genommen werden.“
Röther ergänzt: „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist und bleibt aber die Generalsanierung. Je schneller und weniger belastend wir diese voranbringen, umso besser für Patienten wie Mitarbeitende. Mit jedem neuen Bauabschnitt, der fertiggestellt ist, nähern wir uns dem Ziel, wieder zu einer der modernsten Kliniken Deutschlands zu werden.“ Deshalb prüfe man gerade Möglichkeiten, die Generalsanierung noch schneller voranzutreiben. Entsprechende Gespräche mit dem Ministerium liefen bereits, es sei aber noch nichts spruchreif. „Wir bleiben bei dem Thema hartnäckig, denn neben der erstklassigen medizinischen Versorgung spielen auch eine leistungsfähige Infrastruktur und moderne Räumlichkeiten eine große Rolle, wenn es um bestmögliche Patientenversorgung und ein angenehmes Arbeitsumfeld geht.“