Die IG Metall und die Hans-Böckler-Stiftung bringen Menschen aus Politik, Wissenschaft, Mitbestimmung und einen Roboter in einer Zukunftskonferenz zusammen.
(ir) Wie arbeiten wir im Jahre 2030, wie müssen sich Gewerkschaften und Betriebsräte ausrichten und wo bleibt der Mensch? Wird er noch gebraucht? Wenn ja, für was? Diese Fragen erörterten über 500 Teilnehmer aus der Region am Samstag im Audi-Gebäude H6 in Ingolstadt.
Hochkarätige Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, darunter die Bundesministerin Katarina Barley, der Produktionsvorstand der Audi AG Peter Kössler sowie der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann diskutierten auf dem Podium. Ein ganz besonderer Gast eröffnete diese Diskussion: Roboter NOA von IBM. Via Gesichtserkennung identifizierte er die Podiumsgäste. Die Konferenzteilnehmer klinkten sich per Smartphone live in die Diskussion ein und beeinflussten den Verlauf mit ihren Fragen.
In seiner Eröffnungsrede sprach Johann Horn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, die rasche Veränderung der Arbeitsbedingungen und deren Folgen für die Zukunft der Mitbestimmung an. „Der digitale Transformationsprozess beinhaltet ein großes Potential an Fortschritt für den Menschen und für die Gesellschaft, jedenfalls dann, wenn die Risiken offengelegt werden und es keine Verlierer gibt. Gewinner der Digitalisierung dürfen nicht alleine die Unternehmen sein“, so Horn. Jan Giertz, der für die Hans-Böckler-Stiftung die Gäste begrüßte, ergänze: „Dazu brauche es neue Dialogformen und neue Spielräume der sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit“.
Eine weitere Diskussionsrunde eröffneten die Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Peter Mosch von der Audi AG und Thomas Pretzl von der Airbus Defence and Space GmbH. Ihre Fragestellung: Wie stellen wir die Strategiefähigkeit der Gewerkschaft sicher und warum brauchte es ein Projekt Vision Ingolstadt 2030? „Digitalisierung stößt das Tor zu einer neuen Dimension der Arbeitswelt auf. Umfangreicher, detaillierter und vor allem viel schneller als je zuvor. Diese Entwicklung erkannten wir frühzeitig und handelten proaktiv. Mit den Erkenntnissen unseres Digitalisierungsprojekts können und werden wir die Zukunft im Sinne der Arbeitnehmer gestalten. Eine Zukunft, die nicht nur daten- sondern vor allem menschenfreundlich ist“, so Peter Mosch.
Neue Perspektiven und Gestaltungsräume für eine keineswegs alternativlose Digitalisierungsentwicklung lieferte Dr. Norbert Kluge, Abteilungsleiter Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung: „Digitalisierung ist der Treiber für die grundlegende Modernisierung der Arbeitswelt. Zum Gelingen dieses Modernisierungsprojektes müssen wir in Alternativen denken und unsere Erwartungen an die Arbeit der Zukunft formulieren. Dazu brauchen wir eine kraftvolle und vitale Mitbestimmung sowie die Bereitschaft, Verantwortung für uns, unsere Kolleginnen und Kollegen, unsere Unternehmen und auch unsere Regionen zu übernehmen. Für uns ist in der Digitalisierung der Arbeit, Mitbestimmung ein Zukunftsthema.“
Die Konferenzteilnehmer erarbeiteten in einer modernen Großgruppenmethode, in Form eines World-Cafés, ihre eigenen Gedanken und Ideen für Zukunftsfelder. Die per Smartphone gesammelten Ergebnisse wurden gemeinsam auf der Leinwand bewertet. „Das sind nun unsere TOP Themen für die weitere Arbeit der IG Metall in der Region.“ erklärte Nick Heindl Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ingolstadt, zuständig für das Thema Industrie 4.0.