Kuratorinnenführung durch die Ausstellung

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Ausstellung im Stadtmuseum: „Unsere Menschen“.

(ir) Das Stadtmuseum Ingolstadt lädt am Sonntag, 25. Februar 2024 um 15:00 Uhr, zur Kuratorinnenführung durch die Ausstellung „Unsere Menschen. Sinti und Roma in Ingolstadt vor, während und nach der NS-Verfolgung.“



Die frühesten Kindheitserinnerungen des 1938 geborenen Robert E. beginnen mit dem Hunger, den er, seine Mutter und seine Geschwister im Konzentrationslager Auschwitz erleiden mussten. Im März 1943 waren sie dorthin deportiert worden – sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bei der Wehrmacht.



Als es Robert einmal gelang einen Sack mit Essen in der Baracke zu verstecken, wurde er verraten. Seine Mutter musste dafür einen Tag und eine Nacht vor der Baracke in der Kälte stehen. Robert E. berichtete später: „Die Beine und die Hände sind ihr erfroren in dieser Nacht.“ Die Angst war neben dem Hunger ständiger Begleiter seiner geraubten Kindheit in Auschwitz. Drei seiner Geschwister sind dort gestorben. Robert selbst, seine Mutter und zwei weitere Geschwister wurden nicht für die Gaskammer selektiert.



Robert vermutet das geschah, weil sie Angehörige eines Wehrmachtssoldaten waren. Gemeinsam mit Roberts Vater kamen sie in das Konzentrationslager Ravensbrück, wo sie von Roberts Bruder Harry getrennt wurden. Seine Mutter kam mit ihm und einer Schwester über das Konzentrationslager Mauthausen nach Bergen-Belsen. Dort brachte sie wenige Tage vor der Befreiung ihre jüngste Tochter zur Welt. Gemeinsam mit ihr erlebten Robert, seine Schwester Anita und ihre Mutter die Befreiung durch britische Soldaten.



Der Vater Karl E. befand sich ab dem 30. September 1944 ebenfalls im Konzentrationslager Bergen-Belsen, wovon seine Familie aber nicht wusste. Er ist dort unter ungeklärten Umständen noch vor der Befreiung verstorben. Seine Familie ging lange davon aus, dass er in Auschwitz zu Tode gekommen sei. Robert E. war 10 Jahre alt, als er das erste Mal eine Schule besuchte. Von den Eltern seiner Mitschüler wurde er weiterhin diskriminiert. Sie verboten ihren Kindern den Umgang mit ihm. In der Nacht wurde er oft von furchtbaren Alpträumen geplagt.



Seine Mutter musste sich in Folge der in Auschwitz erlittenen Erfrierungen 37 Operationen unterziehen. Immer wieder versuchte sie ihren Sohn Harry ausfindig zu machen, von dem sie in Ravensbrück getrennt worden war. Er hatte sich einer niederländischen Familie angeschlossen, in dem Glauben, dass seine Angehörigen nicht mehr am Leben seien. Er wuchs in den Niederlanden auf und konnte erst Jahre nach Kriegsende seine Mutter und Geschwister wiedersehen. Heute lebt Robert E. im Raum Ingolstadt. Seine Frau ist ebenfalls eine Überlebende des Völkermordes an den Sinti und Roma.



Mindestens 60 Angehörige der Sinti und Roma, die vor oder nach 1945 in Ingolstadt und der Region gelebt haben, wurden Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Robert E.s Geschichte ist eine von 18 Einzel- und Familienbiografien, die exemplarisch im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Sie werden in Verbindung gesetzt zu historischen Ereignissen, die auch für Robert E. gravierende Auswirkungen hatte. Darüber hinaus wird auch die sogenannte „zweite Verfolgung“ nach 1945 thematisiert:



Der lange Weg zu einer Anerkennung des Völkermordes, der Kampf um Entschädigungsleistungen und gegen die polizeiliche „Sondererfassung“. Kuratorin Agnes Krumwiede betrachtet bei ihrem Rundgang auch die aktuelle Situation für Sinti und Roma in Europa, Deutschland und in Ingolstadt.









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