IHK-Konjunkturumfrage: Engpässe bremsen wirtschaftliche Erholung ab



Schabmüller meint: „Durchstarten der Unternehmen leider nur mit angezogener Handbremse.“

(ir) Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen haben die Stimmung in der Wirtschaft der Region 10 verbessert. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern. Der IHK-Konjunkturindex für die Stadt Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen klettert gegenüber dem Frühjahr dieses Jahres von 116 auf 122 Punkte. Stark steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie Materialknappheit bremsen die Erholung in der Region Ingolstadt jedoch stärker ab als im bayerischen Durchschnitt. Im Freistaat stieg der Konjunkturindex von 114 auf 128 Punkte.



Die Geschäftslage der Unternehmen ist gegenüber dem Frühjahr per Saldo von acht Punkten auf 33 Punkte gesprungen. 47 Prozent der befragten Unternehmen bewerten sie als gut, 14 Prozent als schlecht. Dies dürfte größtenteils auf die Corona-Lockerungen zurückzuführen sein. Die Geschäfte könnten sogar noch besser laufen, doch bei 71 Prozent der Unternehmen werden diese von den starken Preissteige-rungen bei Waren und Rohstoffen gehemmt. 61 Prozent klagen zudem über Materialknappheit.



Die Unternehmen scheinen außerdem nicht mit einer schnellen Entspannung der Lieferengpässe zu rechnen, denn sie haben ihre Erwartungen für die kommenden Monate per Saldo von 24 auf zwölf Punkte herabgesetzt. Knapp ein Drittel (30 Prozent) geht von einer Belebung ihrer Geschäfte aus, nahezu jedes fünfte (18 Prozent) rechnet mit einer Verschlechterung.



„Sorgen bereitet unseren Unternehmen vor allem erneut der Fachkräftemangel und auch die Entwicklungen bei den Energie- und Rohstoffpreisen machen ihnen zu schaffen“, erklärt Franz Schabmüller, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt. 63 Prozent der befragten Unternehmen benannten fehlende Fachkräfte als Geschäftsrisiko; 59 Prozent setzten bei den Energie- und Rohstoffpreisen ein Kreuz.



Demgegenüber befürchten vergleichsweise wenige Unternehmen eine schwächere Nachfrage. Diese positive Einschätzung zur Nachfrage dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass die Unternehmen bereit sind, mehr zu investieren und zusätzliches Personal einzustellen: Per Saldo steigen ihre Investitionspläne von -6 auf +13 Punkte, das ist der höchste Wert seit Frühjahr 2019. Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) will investieren, nur jedes fünfte (19 Prozent) möchte hingegen Investitionen zurückfahren.



Zu ihren Beschäftigungsplänen befragt, geht jedes vierte Unternehmen von einem Personalaufbau aus, gleichzeitig rechnet aber auch jedes fünfte mit einem Beschäftigungsrückgang. Die Beschäftigung sinkt dabei auch dadurch, dass Unternehmen freiwillig oder altersbedingt ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzen können. Aktuell berichten bereits zwei Drittel der Unternehmen über offene Stellen, die sie längerfristig nicht besetzen können. Der Arbeitsmarkt wird somit stabil und die Arbeitslosigkeit niedrig bleiben.



„Unsere heimische Wirtschaft will das Corona-Tal hinter sich lassen und die Zukunft anpacken. Die Ergebnisse unserer Konjunkturumfrage, gerade was die Investitionsbereitschaft betrifft, sind ein deutlicher Beweis dafür“, sagt Franz Schabmüller, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt.



Er fordert: „Die Politik muss diesen Investitionswillen mit marktwirtschaftlichen und steuerlichen Anreizen unterstützen sowie Technologieoffenheit fördern.“ Dafür brauche es so zügig wie möglich eine stabile und handlungsfähige Regierung, die verlässliche Rahmen-bedingungen schafft, so der Vorsitzende.



Schabmüller betont weiter, dass es vordringliche Aufgabe der Politik sein müsse, vor allem die hohen Steuern und Abgaben auf den Strompreis entschieden zu senken, die Verwaltung verbindlich zu digitalisieren sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen. „Das alles sind Hemmnisse, die die Wirtschaft seit langem anmahnt, und die uns eine wirtschaftliche Erholung nur mit angezogener Handbremse ermöglichen.“