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Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt.
(ir) „Die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt und unsere Kunden sitzen im selben Boot – die Auswirkungen der Niedrigzinssituation und dazu die Corona-Krise trifft alle gleichermaßen. Wir alle müssen uns anpassen,“ erklärt Jürgen Wittmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt, heute im Interview. „Wir sind deshalb unseren Kunden sehr dankbar, denn sie bringen uns trotz schwieriger Einschnitte großes Vertrauen entgegen und wir kämpfen dafür, ihre Finanzgeschäfte weiterhin sinnvoll zu gestalten. Wir gehen den Weg gemeinsam.“
INGOLSTADT-REPORTER: Wie schaffen Sie es trotz vieler negativer Vorzeichen erfolgreich zu bleiben?
Jürgen Wittmann: Mit Platz 2 – gemessen am Betriebsergebnis – konnten wir auch in 2019 wieder einen Spitzenplatz im Vergleich aller bayerischen Sparkassen einnehmen. Geschafft haben wir das mit unserem äußerst agilen Vertrieb. Zudem beherrschen wir unsere Kosten und unsere Risiken.
INGOLSTADT-REPORTER: Was waren 2019 die erfolgreichsten Geschäftsfelder?
Jürgen Wittmann: Im Privatkundengeschäft waren wir im Bereich des Wertpapierabsatzes mit einem Umsatz von gut einer halben Milliarde Euro, sowie in den Bereichen Konsumentenkredit, Baufinanzierung, Versicherung und Immobilienvermittlung sehr erfolgreich. Im Bereich unserer Firmenkunden konnten wir unter anderem die Ausleihungen gegenüber dem Vorjahr um 7,3 % steigern und verwalten in diesem Segment nunmehr knapp 2,2 Milliarden Euro Kreditvolumen.
INGOLSTADT-REPORTER: Wo lagen die größten Herausforderungen 2019?
Jürgen Wittmann: Hier gibt es aus meiner Sicht drei Themenfelder, die uns schon die letzten Jahre sehr fordern. Dazu kommt seit diesem Jahr noch die Corona-Krise, deren langfristige Auswirkungen noch schwer abzuschätzen sind.
Erstens: Die durch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank gesteuerte Zinssituation verringert weiter signifikant den Zinsüberschuss, der die Hauptertragsquelle für die Sparkasse ist. In einer Welt ohne Zinsen fehlt den Sparkassen und Banken die Grundlage für ihr Geschäftsmodell – der Preis für Geld. Und genauso wie unseren Kunden fehlt es auch uns an rentierlichen Anlagemöglichkeiten.
Zweitens: Die Kosten für die Regulatorik belasten ebenfalls die Betriebsergebnisse der Kreditwirtschaft. Weiter befeuert wird dies durch den immer stärker werdenden Fokus auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit. Dies ist ein weiterer Baustein, dass immer mehr – insbesondere kleinere Sparkassen und Genossenschaftsbanken – zu Fusionen gezwungen werden, um einerseits die Kosten hierfür zu schultern, und auf der anderen Seite überhaupt noch den Anforderungen des Gesetzgebers und der Aufsicht gerecht werden zu können.
Drittens: Das ständige Fortschreiten der digitalen Transformation. Sie verändert den Alltag der Sparkasse genauso wie den unserer Kunden. Der Umbruch, der sich mit der digitalen Transformation vollzieht, umfasst alle Bereiche des traditionellen Bankwesens: Digitale Lösungen für Kunden, digitalisierte Prozesse im Bankbetrieb, neue digitale Geschäftsmodelle im Bankenmarkt. All das bedeutet Neuorientierung und Investitionen. Gleichzeitig wandeln sich die Ansprüche und das Verhalten unserer Kunden. Dem passen wir uns natürlich an. Zum Beispiel war es nur konsequent den sehr erfolgreichen Kanal unseres eigenen KundenServiceCenters für Privatkunden, in 2019 auch für unsere Geschäftskunden mit der Einrichtung der eigenen BusinessLine zu öffnen. Mit Blick auf die Corona-Krise, in der der persönliche Kontakt schwer darzustellen ist, helfen uns diese beiden Telefonkanäle sehr, um die Wünschen unserer Kunden auch außerhalb unserer Geschäftsräume erfüllen zu können. Darüber hinaus bauen wir unsere digitalen Kanäle und Angebote mit Internetfiliale und Sparkassen-App weiter aus, und investieren bewusst in die Qualität der Mensch-zu-Mensch-Beratung. Dies erfolgt fachlich durch die ständige Weiterbildung unserer Beraterinnen und Berater und baulich durch die Umsetzung unseres neuen, zukunftsweisenden Filialkonzepts indem hochwertig, individuell und mit moderner Technik ausgestatteten Beratungszimmer eine gänzlich neue Beratungsatmosphäre schaffen.
Viertens: Die Herausforderungen durch die Corona-Krise.
Die aktuelle Situation rund um die Corona-Krise stellt auch die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt vor große Herausforderungen. Die Auswirkung auf die aktuelle Geschäftsplanung, insbesondere die Auswirkungen auf die Risikovorsorge im Kreditgeschäft, als auch im Eigengeschäft, sowie auf die wirtschaftliche Lage der Sparkasse ist derzeit noch nicht abschließend prognostizierbar, wird sich aber sicherlich negativ auf die Gesamtertragslage auswirken.
Ihren öffentlichen Auftrag gerecht werdend, arbeitet die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt auch unter diesen erschwerten Bedingungen pragmatisch und verantwortungsvoll für die Anliegen aller Kunden und für den Erhalt des Wohlstands in der Region. Sie steht als Hausbank auch in der Corona-Krise als verlässlicher Partner an der Seite ihrer Unternehmenskunden und Selbständigen.
INGOLSTADT-REPORTER: Was ist Ihnen zum Schluss noch wichtig?
Jürgen Wittmann: Mir ist es ganz besonders wichtig, Danke zu sagen. Danke an unsere Kunden für ihr Vertrauen und für dieses besondere Gespür, dass diese in einer besonderen Ausnahmesituation haben. Danke an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die derzeit die zusätzlichen Belastungen und Herausforderungen so großartig und mit Engagement und Leidenschaft meistern. Zuletzt möchte ich unseren Kunden und unseren Mitarbeitern Mut machen. Auf die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt ist Verlass. Denn der Krise zum Trotz und mit dem Vertrauen in die eigene Stärke, meistern wir getreu unserem Leitgedanken #gemeinsamallemgewachsen alle Herausforderungen und gehen optimistisch in die Zukunft. Davon bin ich überzeugt.
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Wegen der Corona-Krise finden aktuell keine Erste-Hilfe-Kurse statt.
(ir) Das Kursprogramm des Malteser Hilfsdienstes und des Roten Kreuzes muss noch länger ausgesetzt werden „Die Berufsgenossenschaft hat uns mitgeteilt, dass noch bis mindestens 30. Mai 2020 keine Kurse stattfinden dürfen“, bedauert Christine Maier, Diözesanausbildungsreferentin der Malteser.
Und sie fügte hinzu: „Sobald wir wieder starten dürfen, werden wir das schnellstmöglich kommunizieren.
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Struktur und Ordnung im Alltag: Das schätzen viele Tierhalter im Rahmen einer Fressnapf-Heimtierstudie nicht nur in Corona-Zeiten.
(ir) In Zeiten der Corona-Krise spielen Haustiere eine besondere Rolle: „Social Distancing“ lautet das Gebot der Stunde. Das heißt, wir müssen unsere sozialen Kontakte auf das Nötigste beschränken, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Wer allein lebt, der fühlt sich demnach womöglich schneller einsam, aber auch wenn die Familie unter einem Dach lebt, kann einem die Decke auf den Kopf fallen. Gerade jetzt werden Haustiere als besonders wichtige Weggefährten empfunden. Sie geben beziehungsweise behalten eine Alltags-Struktur, schenken Nähe, bringen uns in Bewegung und verhelfen zugleich zu Ruhe und Entspannung. Dass Hund und Katze eine bedeutende Rolle zugeschrieben wird, bestätigt sich in einer groß angelegten Heimtierstudie von Fressnapf und dem Meinungsforschungsinstitut rheingold. Insgesamt wurden dazu zwischen 2017 und Dezember 2019 rund 1.600 bundesweite Interviews mit Hunde- und Katzenhaltern im Alter von 18 bis 79 Jahren geführt. 60 Prozent aller Befragten bestätigen darin, dass das eigene Haustier wie ein Familienmitglied für sie ist.
Viele Wissenschaftler empfehlen in Zeiten der Corona-Krise, gerade bei Homeoffice oder gar Kurzarbeit, dem Alltag eine Struktur zu geben und nicht in den Tag hineinzuleben. Tierfreunde schätzen nach der Fressnapf-Studie ebendies: 76 Prozent aller befragten Hunde- und 55 Prozent aller Katzenhalter bestätigen, dass ihr Haustier zu mehr Ordnung und Struktur beiträgt. Als besonders wichtig werden dabei die Ernährung und Pflege des Tieres, die Erziehung und gemeinsames Spiel beziehungsweise Bewegung genannt.
Insgesamt übernehmen die in der Studie befragten Tierhalter gerne die Verantwortung für ihr Tier. Das Treffen von Entscheidungen für das Tier geben demnach „das gute Gefühl, wichtig zu sein und im Leben gebraucht zu werden“, so ein Interview-Zitat. Dies empfinden die Tierhalter auch abseits von Corona-Zeiten als stabilisierend und haltgebend. „Ich bin gut und richtig so wie ich bin!“ Dieser Aussage stimmen außerdem in der Fressnapf-Heimtierstudie 77 Prozent aller befragten Haustierhalter zu.
Es sind vor allem Momente der Zweisamkeit, die als perfektes Zusammenspiel erlebt werden, seltener finden diese Momente laut Studie demnach in der Gruppe oder Familie statt. Vielmehr erleben die Tierhalter dies laut Studie im gemeinsamen Spiel mit ihrem Tier. Schließlich bedeutet die derzeitige Situation für viele Menschen Stress und emotionale Belastung. Auch hier können Haustiere helfen: 64 Prozent der Befragten sagen, dass sie mit ihren Lieblingen Glücksmomente erleben. Ganze 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie dank ihrer Vierbeiner nach einem anstrengenden Tag zur Ruhe kommen und Entspannung finden.
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Aus Angst vor dem Coronavirus meiden viele Patienten den Gang in die Klinik.
(ir) Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute – das ist mittlerweile bekannt. Und trotzdem warten viele Patienten zu lange, bis sie bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Jetzt, in der aktuellen Corona-Situation zögern viele Betroffene noch mehr. Sie haben Angst, sich im Krankenhaus mit dem Virus anzustecken oder weil sie annehmen, die Notaufnahmen seien sowieso schon mit Corona-Infektionen ausgelastet. Diese falsche Rücksichtnahme kann tödliche Folgen haben. „Es ist fatal“, warnt Prof. Karlheinz Seidl, Direktor der Medizinischen Klinik I. Vor allem über das Osterwochenende seien auffällig viele Reanimationen – aufgrund eines zu spät erkannten Herzinfarktes – in die Notaufnahme gekommen.
Doch bei welchen Anzeichen sollten die Alarmglocken läuten? „Neben einem starken Ziehen oder Stechen in der Brust, verbunden mit einem Engegefühl, leiden viele Betroffene auch an Atemnot“, erklärt Prof. Seidl. Ist ein Herzkranzgefäß verschlossen und wird dadurch der Herzmuskel nicht mehr mit Sauerstoff im Blut versorgt, droht akute Lebensgefahr. Je früher das Gefäß wieder geöffnet wird, desto mehr Herzmuskel und damit Lebensqualität kann gerettet werden. „Nach 90 Minuten stirbt der Herzmuskel ab“, so Prof. Seidl.
Die Corona-Pandemie bringt nun einen erschreckenden Nebeneffekt mit sich: „Die Zahl der Herzinfarkt-Patienten ist gesunken“, sagt Prof. Seidl. Was auf den ersten Blick erfreulich klingt, sei aber tatsächlich besorgniserregend. Seine Befürchtung ist, dass viele Menschen mit einem Herzinfarkt länger zögern, bis sie ins Krankenhaus gehen. „Aus Angst, sich anzustecken oder um die Notaufnahme nicht zusätzlich zu belasten“, so Seidl. „Viele warten, bis es nicht mehr geht, anstatt auf die ersten Anzeichen zu reagieren.“ Dafür spreche auch, dass es zwar weniger Herzinfarkt-Patienten gebe, dafür aber mit schwereren Verläufen. „Kommen Herzinfarkt-Patienten zu spät in die Klinik, drohen bleibende Schäden bis hin zum Tod.“
Dabei ist die Angst vor Ansteckung unbegründet: „Wir haben in der Notaufnahme Parallelstrukturen aufgebaut – einen Bereich für Covid-19-Patienten und einen Bereich für andere Notfälle“, sagt Stephan Steger, der derzeit die Notaufnahme des Klinikums Ingolstadt in Stellvertretung für Dr. Florian Demetz leitet. Prof. Seidl ergänzt: „Momentan stehen uns genügend Ressourcen zur Verfügung, um neben Corona-Patienten auch alle anderen Notfälle nach wie vor vollumfänglich zu behandeln. Und wir arbeiten stetig daran, dass dies auch weiterhin so bleibt.“ Wichtig sei, dass Patienten bei thorakalem Druck schnell eine Klinik – am besten über die Chest-Pain-Unit, aufsuchen, um einen Infarkt frühzeitig zu erkennen oder auch auszuschließen. „Wir sind trotz Krise rund um die Uhr für all unsere Patienten da.“
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Was macht die Corona-Isolation mit uns und warum leiden Menschen mit Depressionen besonders darunter?
(ir) Corona. Das neuartige Virus bestimmt derzeit das öffentliche Leben und ist wegen der Ausgangsbeschränkungen längst auch in den persönlichen Bereich vorgedrungen. Das kulturelle Leben – abgeschafft. Soziale Kontakte – begrenzt. Raus in die Natur – nur allein, mit dem Hund oder der Familie und am besten nur dann, wenn es zwingend nötig ist. Die Corona-Pandemie belastet nicht nur die, die sich mit dem Virus infiziert haben. Am Ausnahmezustand, dem Aufbrechen geordneter Strukturen und den Einschränkungen haben die einen mehr zu knabbern als die anderen. Prof. Dr. med. Thomas Pollmächer, der Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit im Klinikum Ingolstadt, erklärt, warum das so ist und was er besonders psychisch belasteten Menschen in der momentanen Situation rät.
INGOLSTADT-REPORTER: Herr Prof. Pollmächer, die derzeitige Kontaktsperre und die damit verbundene Isolation machen einigen Menschen schwer zu schaffen. Warum ist das so?
Prof. Thomas Pollmächer: Der Mensch ist ein soziales Wesen. Deshalb brauchen alle ein Mindestmaß an sozialen Kontakten, um sich wohlzufühlen. Und auch wenn sich davon einiges virtuell ersetzen lässt, fehlt dabei immer eine wichtige Komponente: physische Nähe und körperliche Kontakt. Sie vermitteln Sicherheit, und wenn sie fehlen fühlt man sich tatsächlich isoliert von den anderen und damit auch einsam. Darüber hinaus hindert die aktuelle Situation Menschen an der Fortbewegung, was viel mehr bedeutet, als nur sich zu bewegen. Liegestütze oder das Fahrradergometer mögen die körperliche Fitness aufrechterhalten, den Freiheitsdrang des Menschen stillen sie aber nicht. Die Möglichkeit sich frei bewegen zu können, ist für Menschen genauso essenziell wie die Möglichkeit, anderen nahe zu sein, sodass die gegenwärtige Isolation vielen gleich doppelt zu schaffen macht.
INGOLSTADT-REPORTER: Wozu raten Sie, um Gefühle der Einsamkeit zu vertreiben oder sogar bereits vorzubeugen?
Prof. Pollmächer: Die beste Vorbeugung gegen Einsamkeit in der aktuellen Situation ist der regelmäßige Kontakt zu den Liebsten über die Kanäle, die zur Verfügung stehen. Dabei vermitteln Telefonate sicher mehr Persönliches als ein Chat und eine Videoverbindung kann auch ohne direkten körperlichen Kontakt viel Nähe herstellen. Wenn solche Kontakte schwierig oder unmöglich sind, kann helfen, sich mit denen, die fehlen, gedanklich zu beschäftigen, alte Bilder und Videos anzuschauen oder Briefe zu schreiben.
INGOLSTADT-REPORTER: Was raten Sie zum Umgang mit den sozialen Medien, gibt es hier etwas Besonderes zu beachten?
Prof. Pollmächer: Wie der Name schon sagt, eignen sich die sozialen Medien gut, um soziale Kontakte zu pflegen. Sie dienen dem Austausch, schaffen Verständnis unter- und füreinander. Weit weniger geeignet sind sie als Informationsquelle, im Gegenteil, die sozialen Medien sind eine schlimmere Gerüchteküche als jeder Flurfunk. Das macht sie gerade in Zeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie brandgefährlich. Gerüchte sind ja niemals dazu geeignet, Ängste und Befürchtungen zu dämpfen, sie befeuern sie nahezu immer. Deshalb sollte man die sozialen Medien zur zwischenmenschlichen Kommunikation nutzen und sich auf anderen, seriösen Wegen sachlich informieren. Es gilt die Faustregel: ein bis zwei seriöse journalistische Medien, ein- bis zweimal am Tag.
INGOLSTADT-REPORTER: Was hilft allgemein gesprochen gegen Frust? Oft liest man derzeit, man solle positiv denken. Aber das ist manchmal leichter gesagt als getan…
Prof. Pollmächer: In der Tat ist positiv denken nicht immer leicht. Aber der Mensch hat tatsächlich Einfluss auf seine eigenen Gedanken, und diesen Einfluss sollte er gerade in der aktuellen Situation auch nutzen. Das fängt damit an, sich nur sehr dosiert frustrierenden Informationen auszusetzen. Also nur einmal täglich nachschauen, wie viele neue Infizierte es gibt, nicht zehnmal. Der zweite Tipp: Angenehmen Beschäftigungen nachgehen, diese induzieren nämlich auch angenehme Gedanken. Musik, die Sie mögen, ein Buch, ein Spaziergang in der Sonne; all das bringt uns auf andere Gedanken und mindert den Frust.
INGOLSTADT-REPORTER: Noch einmal schwerer lastet die derzeitige Situation auf Menschen mit Depressionen. Warum?
Prof. Pollmächer: Es ist geradezu charakteristisch für Depressive, dass sie Probleme schwerer nehmen als andere, dass sie nicht das halbvolle, sondern das halbleere Glas sehen, dass sie fürchten es komme besonders schlimm und oft auch, dass sie dazu neigen sich selbst die Schuld daran zu geben, wenn etwas Schlimmes passiert. Außerdem leiden diese Menschen noch mehr als andere unter der Isolation und sind oft nur sehr eingeschränkt in der Lage, aktiv etwas gegen die Einsamkeit zu tun. Gleichzeitig sind ambulante Hilfsangebote für diese Menschen aktuell auf ein Minimum reduziert, sodass einige von Ihnen mit Ihren Ängsten alleine und wirklich in Gefahr sind. Hilfreich ist da, dass es auch jetzt weiterhin den Krisendienst gibt.
INGOLSTADT-REPORTER: Wie lässt sich mit Ängsten umgehen, die in der aktuellen Situation entstehen?
Prof. Pollmächer: Zunächst sollten wir uns klarmachen, und das auch zugeben, dass wir in der aktuellen Situation alle Angst haben. Auch die, die am lautesten tönen, sie hätten keine Angst– denn Angst zu leugnen, ist einer der einfachsten Mechanismen mit ihr umzugehen. Aber nicht der beste. Besser als Ängste zu leugnen ist, sie sich selbst und anderen einzugestehen. Schon darüber reden hilft. Und was darüber hinaus hilft, ist sorgfältige und objektive Information.
INGOLSTADT-REPORTER: Was können Angehörige – eventuell auch aus der Ferne – tun?
Prof. Pollmächer: Angehörige, oder andere Menschen, die jemandem nahestehen, der schwer mit der aktuellen Situation zurechtkommt, können eine ganze Menge tun. Sie können zunächst einfach zuhören und Ängste akzeptieren statt sie als unnötig abtun. Sie können zum Beispiel auch dabei helfen, objektive Informationen zu besorgen. Wenn all das nichts hilft, können Angehörige auch helfen, Hilfe zu finden – und sie sollten das auch tun.
INGOLSTADT-REPORTER: Die Deutsche Depressionshilfe bietet auf ihrer Internetseite das kostenlose „iFightDepression Tool“ an. Wie beurteilen Sie diese Hilfe?
Prof. Pollmächer: IfightDepression ist eine sinnvolle Unterstützung für Menschen, bei denen ärztlicherseits eine leichte (!) Depression diagnostiziert wurde. Es muss aber betont werden, dass unklar ist, inwieweit Mitbürger ohne ärztliche Begleitung davon wirklich profitieren. Ausgeprägte Traurigkeit, Antriebsstörungen, schwere Schlafstörungen oder gar lebensmüde Gedanken sollten aber immer Anlass sein, eine Arzt zu konsultieren und kein Online-Tool.
Wer therapeutische Hilfe sucht, kann sich an die Experten im Zentrum für Psychische Gesundheit im Klinikum Ingolstadt wenden: Terminvereinbarungen sind Montag bis Freitag von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr unter der Rufnummer (08 41) 8 80-22 43 möglich. Soforthilfe leistet der Krisendienst Psychiatrie unter der Telefonnummer (01 80) 6 55 3 00-0.
Das Foto zeigt Professor Thomas Pollmächer, der Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde ist. Er leitet am Ingolstädter Klinikum das Zentrum für psychische Gesundheit.